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# taz.de -- Erdoğan-Besuch in Berlin: Panzer-Kebap und Gitterkuchen
> Cem Özdemir (Grüne) wird zum Staatsbankett mit dem türkischen
> Staatspräsidenten Erdoğan gehen. Das ist die richtige Entscheidung.
Bild: Wenn jetzt die AfD ihre Nichtanwesenheit beim Bankett genüsslich zelebri…
Berlin taz | Süper, endlich [1][„Türkei-Woche“ im Schloß Bellevue!] Mit
tollen Gerichten, die leicht zu verdauen sind:
Die-Opposition-fiel-in-Ohnmacht, Panzer-Kebap und Gitterkuchen! All jene,
die nicht eingeladen sind fragen sich schon, ob, für den ästhetischen
Moment, kleine Zahnstocher mit deutschen und türkischen Fahnen in den
Frauenschenkel-Köften stecken werden, mit denen man dann im ernsten
Gespräch ganz herrlich herumfuchteln kann.
Einer, der all diese, zugegeben imaginierten, Köstlichkeiten bald probieren
darf, ist der ehemalige Fraktionschef der Grünen, Cem Özdemir. Unbeirrt von
all den Absagen, die nun von der FDP, den Grünen und der AfD eintrudeln,
will er gemeinsam mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan und weiteren
geladenen Gästen am Freitag an der Tafel von Bundespräsident Frank-Walter
Steinmeier (SPD) Platz nehmen.
[2][Am Wochenende nutzte Özdemir seine trotzige Ansage] für einen
medienwirksamen Showdown-Effekt. Fast kann man sich vorstellen, wie sich
Özdemir und Erdoğan mit breitbeinigem Gang und der Hand an der Waffe im
Festsaal des Schloss Bellevue begegnen und grimmige Blicke austauschen,
bevor sie sich niederbrüllen, während im Hintergrund leise die Musik aus
dem Western „12 Uhr Mittags“ spielt.
Aber egal wie es abläuft: Dialog muss sein. Wenn jetzt sogar die AfD ihre
Nichtanwesenheit bei diesem Staatsbankett genüsslich im Vorfeld zelebriert
und den türkischen Staatspräsidenten für all die fehlenden Werte
kritisiert, die sie auch nicht unbedingt an den Tag legen, dann ist das,
was Cem Özdemir gerade öffentlich verkündet, schlicht: Punk. Nämlich
hingehen, hinsetzen, sitzen bleiben, aushalten.
## Von Nationalisten bedroht
Einen erratisch agierenden Politiker wie Erdoğan an den Tisch zu holen und
mit ihm über die Außen- und Innenpolitik der Türkei zu reden, wo der doch
schon längst das Tischtuch zerrissen hat, das ist jetzt die große Aufgabe
der deutschen Regierung. Für diejenigen, die sich für die Opposition in der
Türkei einsetzen, so wie Özdemir, geht es aber um mehr.
Sein großes Ding ist es, zu zeigen, dass man, auch wenn man
unterschiedlicher Ansichten ist, an einem Tisch verweilen kann. Dieses
Zeichen geht vor allem an die türkeistämmige Community im Ausland, die
nicht zuletzt wegen der Armenien-Resolution des Bundestages, die der
Grünen-Politiker im Sommer 2016 initiiert hatte, ihm nicht mehr ganz
wohlgesonnen war. Als Politiker wurde er nicht selten [3][von Nationalisten
und Befürwortern der AKP-Regierung bedroht] und muss sich deshalb
weitestgehend [4][mit Personenschutz in der Öffentlichkeit bewegen.]
Es ist also schon schräg, dass ausgerechnet derjenige sich für die Aufnahme
des deutsch-türkischen Dialogs einsetzt, der den meisten Dreck abbekommt,
während sich alle anderen die Hasskappe aufsetzen und den leichtesten aller
Wege gehen, nämlich den der Dialogverweigerung.
Das Gute: Wenn im Laufe der Woche weitere Absagen kommen, haben die
verbleibenden Gäste wenigstens mehr Zeit zum Reden. Und viel mehr vom
Essen. Afiyet olsun.
24 Sep 2018
## LINKS
[1] /Staatsbesuch-unter-starkem-Polizeischutz/!5534604
[2] https://twitter.com/cem_oezdemir/status/1043905520963325952
[3] /Auf-der-Sicherheitskonferenz-in-Muenchen/!5485365
[4] https://www.welt.de/politik/deutschland/article161389242/Warum-Cem-Oezdemir…
## AUTOREN
Ebru Tasdemir
## TAGS
taz.gazete
Politik
Recep Tayyip Erdoğan
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