# taz.de -- Tunnelbesetzer am Hambacher Forst: Es waren Tim und Elmo | |
> Einen Tag lang haben zwei Männer die Räumung verzögert, weil sie sich in | |
> einem Stollen verschanzten. Nun kamen sie raus. | |
Bild: Räumung verzögert: Polizisten und Feuerwehrmänner versuchen, Aktiviste… | |
HAMBACHER FORST taz | Der Sauerstoff im Schacht wird knapp, die Feuerwehr | |
ist da und Fachleute der Grubenwehr, die sich mit Stollen auskennen. Bei | |
den polizeilichen Räumungsarbeiten im Hambacher Forst haben zwei | |
Waldbesetzer die weitere Räumung von Baumhäusern über einen Tag lang | |
verzögert – weil sie sich in einem selbstgebuddelten Stollen versteckt | |
hielten, in den selbst Rettungskräfte lange nicht vordringen konnten. | |
Bereits am Freitag hatten Baumbesetzer in der Baumhaussiedlung „Oaktown“ | |
den Rückzug von schwerem Gerät gefordert und darauf hingewiesen, dass sich | |
in einem unterirdischen Tunnelsystem Blockierer befinden sollen. Davon | |
unbeeindruckt hatte die Polizei, die seit Donnerstag im Hambacher Forst | |
versucht, Baumhäuser zu räumen, ihre Maßnahmen [1][zunächst weiter | |
durchgeführt]. | |
Noch am Freitagabend um halb acht, als die Polizei die Hütte lange | |
gesichert hatte, hatte die Pressestelle der Polizei Aachen die Auskunft | |
gegeben, am Schachtdeckel hätte sich ein Besetzer festgekettet; ansonsten | |
gäbe es keine Anzeichen dafür, dass sich im wohl zwei bis drei Meter langen | |
Schacht Menschen befänden. | |
Dann forderte die Polizei die Feuerwehr an sowie Fachberater für Bergbau | |
und Geologie, die die Stollen für akut einsturzgefährdet erklärten. Auch | |
die CO2-Werte am Eingang des Stollens, seien besorgniserregend, sagte eine | |
Feuerwehrsprecherin vor Ort der taz. Die Feuerwehr setzte Teleskopkameras | |
ein und versorgte den Schacht mit Sauerstoff. | |
Hubsteiger und Harvester rangierten trotzdem weiter im Umkreis der Hütte. | |
In einem Bereich, „den wir als Gefahrenbereich deklariert haben“, so der | |
Sprecher, „wird kein schweres Gerät eingesetzt.“ Allerdings hatten die | |
Rettungskräftediesen Bereich nur geschätzt: „Wir wissen nichts über den | |
Verlauf dieses etwaigen Tunnels, die Länge ist rein spekulativ derzeit“, | |
hieß es noch am Samstag. | |
Die Maßnahmen gestalteten sich am Samstag so schwierig, dass die Polizei | |
zunächst von weiteren Baumhausräumungen absah – und auch in der | |
Baumhaussiedlung „Oaktown“, [2][die zu den größten Baumhaussiedlungen im | |
Hambacher Forst zählt], kaum Fortschritte erzielen konnte. | |
## Aushöhlungen in vier und zehn Metern Tiefe | |
Erst am Sonntagmorgen, noch in der Nacht, konnten Einsatzkräfte der | |
Grubenwehr offenbar Sichtkontakt zu den Besetzern aufnehmen, die sich Tim | |
und Elmo nennen. Die Feuerwehr Kerpen teilte am Sonntagmorgen mit, die | |
beiden Braunkohlegegner seien überzeugt worden, freiwillig herauszukommen, | |
weil die Situation lebensbedrohlich und eine Rettung schwer möglich sei. | |
Nach Angaben der Polizei hatten sie sich in zwei Aushöhlungen aufgehalten, | |
die in vier und zehn Meter Tiefe in den Schacht eingebaut waren. | |
Seit Donnerstag sind Mitarbeiter von RWE und Polizei sowie Waldarbeiter, | |
Kletterexperten und Rettungsteams im Hambacher Forst teils mit Hebebühnen | |
und schwerem Gerät im Einsatz, [3][um die dutzenden Baumhäuser zu räumen], | |
die Klimaaktivisten dort als Orte des Widerstands teils in zehn bis 25 | |
Metern Höhe eingerichtet haben. Der Wald soll geräumt werden, damit der | |
Energiekonzern RWE die Bäume roden kann, um die benachbarte Kohlegrube | |
auszuweiten. Dagegen demonstrierten am Wochenende wieder hunderte Menschen | |
rund um den Hambacher Forst. | |
Mehrere hundert Menschen folgten am Samstag einem Aufruf der „Aktion | |
Unterholz“. In unterschiedlichen Gruppen versuchten die Klimaaktivisten | |
sich Zugang zum Wald zu verschaffen – und wanderten teils Kilometer lang | |
durch die umliegenden Orte und Felder. Meist wurden sie dabei von der | |
Polizei gestoppt, die den Wald mit hunderten Beamten strengstens | |
abgeriegelt und ein weiträumiges Gebiet rund um den Hambacher Forst zur | |
Gefahrenzone erklärt hat. | |
## Ein Waldspaziergang | |
Einigen dutzend Menschen gelang jedoch der Zugang zum Wald. Einige von | |
ihnen errichteten auf Waldwegen Holzbarrikaden aus Baumstämmen und morschen | |
Ästen und gruben mit Hacken und Spaten Erdlöcher auf Wegen aus, die den | |
Polizeiautos die Durchfahrt durch den Wald erschweren sollten. Die Polizei | |
war unter anderem mit Räumpanzern und Polizeihunden im Wald präsent. In | |
Baumhäusern hielten sich weitere Aktivisten verschanzt. | |
Für Sonntag erwarten die Umweltaktivisten weitere Proteste. Dann soll am | |
Mittag ein sogenannter Waldspaziergang in den Wald hinein führen, zu dem | |
sich nach Angaben des Veranstalters bereits tausende Menschen angemeldet | |
hätten. Bei einer weiteren Aktion namens „Aufbäumen“ wollen | |
Umweltaktivisten am Sonntag junge Bäume in den Wald hinein bringen und | |
diese dort pflanzen. | |
Die Aktivisten fordern von der Landes- und Bundesregierung, die Klimaziele | |
von Paris ernstzunehmen und einzuhalten. Sie fordern das Ende der | |
Kohleverbrennung sowie den Erhalt des Waldes als Zeichen für einen raschen | |
Ausstieg aus der Kohle. Die Bundesregierung hat eine „Kommission für | |
Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ eingerichtet, in der ein | |
mögliches Ausstiegsszenario aus der Kohleenergie entwickelt werden soll. | |
Von den geplanten Protesten am heutigen Tag berichtet | |
taz-NRW-Korrespondentin Anett Selle im Livestream. Dieser ist [4][hier] | |
oder [5][über ihr Twitterprofil] zu sehen. | |
16 Sep 2018 | |
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[4] https://www.pscp.tv/anettselle/ | |
[5] https://www.twitter.com/anettselle/ | |
## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
Anett Selle | |
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Schwerpunkt Hambacher Forst | |
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Braunkohletagebau | |
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