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# taz.de -- Porträt der Ex-Chefverlegerin von Rowohlt: Es machte Spaß mit Bar…
> Barbara Laugwitz ist die Sorte Verlegerin, die man sich wünscht. Jetzt
> wurde sie vom Rowohlt-Verlag abserviert „wie Abfall“. Eine Autorin
> trauert.
Bild: Dunkel sind die Hintergründe von Barbara Laugwitz' Kündigung bei Rowohlt
Es gibt Verlage, da sitzt im Chefsessel ein gönnerhafter alter Mann,
umgeben von eifrigen kleinen Maden, die hoffen, etwas von seiner
runtertropfenden Gunst abzukriegen. Barbara Laugwitz ist das Gegenteil
davon. Als ich vor drei Jahren auf der Suche nach einem Verlag für mein
Buch „Untenrum frei“ war, lernte ich sie in ihrem Büro in Reinbek kennen.
Ich war zuerst naturgemäß aufgeregt, dann aber bald nicht mehr. Laugwitz
hat so eine entgegenkommende, charismatische Art, dass ich schnell das
Gefühl hatte: Hier ist alles richtig. Es macht Spaß, mit ihr über Bücher zu
reden, und es ist aufbauend und beruhigend, sie im Hintergrund zu wissen.
Das ist bei Rowohlt jetzt vorbei. Der Holtzbrink-Konzern, zu dem der Verlag
gehört, [1][hat die Verlegerin entlassen].
Laugwitz, die 1971 geboren ist und in Oxford Altphilologie studierte, kam
nach Stationen bei Heyne, Droemer, Econ/List und Ullstein im Jahr 2005 zu
Rowohlt und wurde dort 2014 verlegerische Geschäftsführerin. Als Nachfolger
wurde jetzt Florian Illies angekündigt.
Es ist nicht klar, warum der Konzern sich so überraschend von Laugwitz
trennte. Sie erhielt eine Kontaktsperre, laut der sie weder mit ihren
Ex-MitarbeiterInnen noch mit AutorInnen oder Medien sprechen darf. In einem
offiziellen Statement sagte Joerg Pfuhl, CEO der Holtzbrinck-Verlage:
„Barbara Laugwitz hat in einem schwierigen Markt immer wieder große Erfolge
bei Rowohlt verwirklicht. Ich bin für ihr unermüdliches Engagement sehr
dankbar.“ Man habe aber „unterschiedliche Vorstellungen über den weiteren
Weg“ gehabt. Die Formulierung „unermüdliches Engagement“ mag zutreffen, …
als Abschiedswort aber eine Ohrfeige. Als wäre nicht eh klar, dass Leute,
die Verlage leiten, fleißig sein müssen.
Die noch größere Unverschämtheit leistete sich Volker Weidermann vom
Spiegel. Auch er kennt vermutlich die genauen Entlassungsgründe nicht,
schrieb aber, Rowohlt habe zuletzt „ein klares verlegerisches Profil“
gefehlt, was eine eigenartige Feststellung bei einem so großen
Publikumsverlag ist. Er mutmaßte weiter: „Auch war man an der Konzernspitze
womöglich unzufrieden mit der geringen öffentlichen Präsenz, der geringen
Strahlkraft von Laugwitz.“ Nun ist es nicht nur so, dass VerlegerInnen in
den meisten Fällen der Öffentlichkeit ohnehin kaum bekannt sind, zumindest
die, die noch leben. Laugwitz aber „geringe Strahlkraft“ anzudichten, liest
sich wie ein gehässiges Nachtreten.
## Natürliche Autorität zum schwärmen
Ich kenne niemanden, der mit Laugwitz zusammengearbeitet hat und nicht von
ihr schwärmt. Sie ist eine Verlegerin, die eine natürliche Autorität
ausstrahlt, aber auch mit einem Glas Wein in der einen und einer Zigarette
in der anderen Hand das nächste Buch verhandeln kann, auf das man dann
direkt anstößt. Kurz gesagt: die Sorte Verlegerin, die man sich wünscht.
Dementsprechend entsetzt sind nun viele Rowohlt-AutorInnen.
Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek fasste zusammen: „Jetzt ist schon
wieder eine Frau rausgekippt worden wie Abfall.“
11 Sep 2018
## LINKS
[1] /Shortlist-fuer-den-deutschen-Buchpreis/!5531589
## AUTOREN
Margarete Stokowski
## TAGS
Rowohlt
Verleger
Volker Weidermann
Hans-Georg Maaßen
Jonathan Franzen
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