# taz.de -- Nach Angriff auf Schulbus im Jemen: UN verlangen schnelle Untersuch… | |
> Im Jemen kämpft seit 2015 ein Bündnis gegen die Huthi-Rebellen – ohne | |
> Rücksicht auf Zivilisten. Die UN sprechen von der derzeit schwersten | |
> humanitären Krise. | |
Bild: Im Jemen sind mehr als 22 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewi… | |
NEW YORK/SANAA ap/dpa | UN-Generalsekretär António Guterres hat einen | |
[1][Luftangriff auf einen Bus mit 50 Toten im Norden Jemens] verurteilt. Er | |
forderte zudem eine „unabhängige und schnelle Untersuchung des Vorfalls“, | |
teilte UN-Vizesprecher Farhan Haq am Donnerstag mit. Alle Konfliktparteien | |
im Jemen seien aufgerufen, Zivilisten zu verschonen. Sie müssten zudem | |
„ihre Pflichten nach internationalem humanitären Recht“ achten, vor allem | |
mit Blick auf nötige Verhältnismäßigkeit und Vorsichtsmaßnahmen bei | |
Attacken. Guterres bekräftige zudem seine Forderung nach Verhandlungen über | |
eine politische Lösung im Jemen. | |
Bei einem Luftangriff der von Saudi-Arabien angeführten Koalition wurde | |
nach Rebellenangaben am Donnerstag in der Provinz Saada ein Schulbus | |
getroffen. Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) | |
seien mindestens 50 Menschen getötet worden, die meisten davon Kinder und | |
Teenager. | |
Weitere 77 Menschen seien verletzt worden, sagte der Sprecher des | |
Gesundheitsministeriums, Jussef al-Hadri, der Deutschen Presse-Agentur. Das | |
Ministerium, das von schiitischen Huthi-Rebellen geführt wird, macht ebenso | |
wie der Iran das von Saudi-Arabien geführte Militärbündnis für den Angriff | |
nördlich der Hauptstadt Sanaa verantwortlich. | |
Der Sprecher des von Saudi-Arabien geführten Bündnisses, Turki al-Malki, | |
gab Luftangriffe in der Provinz Saada am Donnerstag zu. Die Bombardements | |
hätten den Huthi-Rebellen in der Region gegolten – als Vergeltungsaktion | |
für einen Raketenangriff dieser in der Nacht zuvor auf den Süden | |
Saudi-Arabiens. Die Angriffe des Bündnisses stünden dabei im Einklang mit | |
internationalem und humanitärem Recht. | |
## Schwerer Angriff auf Zivilisten | |
Das Königreich unterstützt die international anerkannte Regierung des | |
Jemens und kämpft als Verbündeter seit März 2015 gegen die Huthis. Dabei | |
hat das Bündnis die Lufthoheit über dem Bürgerkriegsland. [2][Seit mehr als | |
drei Jahren bombardiert es Stellungen der Huthi-Rebellen] und hat in der | |
Vergangenheit auch Hochzeiten und Trauerfeiern angegriffen. | |
Insgesamt über 10.000 Menschen wurden seit der Eskalation des Konflikts | |
getötet, darunter Tausende Zivilisten. Der Angriff am Donnerstag ist einer | |
der schwersten auf unbeteiligte Menschen in dem Bürgerkrieg. Anwohner | |
berichteten der dpa, der Bus habe Kinder in eine Sommerschule nahe dem Ort | |
Dahjan fahren sollen, als er getroffen worden sei. Das [3][Internationale | |
Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) sprach in einem Tweet von Dutzenden Toten] | |
sowie Verletzten, die in einem Krankenhaus behandelt würden. Die | |
Organisation Save the Children verlangte eine unabhängige Untersuchung. | |
Auch wegen der Luftangriffe bezeichnen die Vereinten Nationen den Konflikt | |
als schwerste humanitäre Krise der Gegenwart. Infrastruktur und | |
Versorgungseinrichtungen sind vielerorts zerstört. Nach Angaben der | |
Weltgesundheitsorganisation WHO hat mehr als die Hälfte der 28 Millionen | |
Jemeniten keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Mehr als 22 Millionen | |
Menschen sind nach UN-Angaben auf humanitäre Hilfe angewiesen. | |
Zwischenzeitlich wüteten Seuchen wie Cholera und Diphtherie. | |
## Stellvertreterkonflikt zwischen Saudi-Arabien und Iran | |
Die Ort des Angriffs, die Provinz Saada im Norden des Jemen, ist das | |
[4][Stammland der Huthi-Rebellen, die das Land 2014 zu weiten Teilen | |
eroberten]. Bis heute kontrollieren sie vor allem den Norden des Landes und | |
die Hauptstadt Sanaa. Von Saada aus schießen die Aufständischen immer | |
wieder Raketen über die Grenze ins Nachbarland Saudi-Arabien. Dies heizt | |
den Konflikt weiter an. | |
Dabei ist aus dem einstigen internen Konflikt zwischen Rebellen und | |
Regierung im Jemen längst auch ein Stellvertreterkonflikt zwischen | |
Saudi-Arabien und seinem Erzfeind Iran geworden. Teheran unterstützt die | |
Huthi-Rebellen, weshalb Riad sich an seiner Außengrenze direkt bedroht | |
sieht. Der Iran betrachte den Angriff auf den Schulbus als | |
Kriegsverbrechen, sagte Außenamtssprecher Bahram Ghassemi nun in einer | |
ersten Reaktion. | |
Auch in anderen Ländern in der arabischen Welt, beispielsweise in Syrien | |
oder im Libanon, versucht Saudi-Arabien den Iran – ganz im Sinne von | |
US-Präsident Donald Trump – zurückzudrängen. Einen möglichen politischen | |
Prozess erschwert diese Konstellation weiter, die letzten Friedensgespräche | |
waren 2016 geplatzt. Vor einer Woche hatte der UN-Sondergesandte für den | |
Jemen, Martin Griffiths, allerdings wieder ein Treffen angekündigt. Er | |
wolle die Konfliktparteien zum 6. September nach Genf einladen. | |
Derweil tobt der Krieg weiter: Erst am Freitag hatte ein Bombardement nahe | |
eines Krankenhauses in der strategisch wichtigen Hafenstadt Hudaidah mehr | |
als 50 Menschen getötet. Am Donnerstag gab es zudem mindestens fünf weitere | |
Luftangriffe auf Sanaa. | |
10 Aug 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Bombardement-im-Jemen/!5526987 | |
[2] /Krieg-im-Jemen/!5511652 | |
[3] https://twitter.com/IKRK/status/1027571556535427073 | |
[4] /Dritter-Jahrestag-des-Jemen-Krieges/!5493950 | |
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