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# taz.de -- Festiwelt der Berliner Filmfestivals: Der Glanz der Kleinen
> Filmfestivals gibt es in Berlin en masse. Einen Überblick bekommt man am
> Samstag bei der Langen Nacht der Filmfestivals.
Bild: Hübsch animiert, in der Langen Nacht zu sehen: Ein Still aus „Villa mi…
Zum Stichwort Filmfestival fällt den meisten in Berlin natürlich erst
einmal die Berlinale ein. Das cineastische Groß-Event bündelt alle
Aufmerksamkeit auf sich und lässt im direkten Vergleich logischerweise
jedes andere Filmfestival in der Stadt mickrig erscheinen.
Dennoch gibt es zu fast jedem erdenklichen Thema auch ein eigenes Berliner
Filmfestival, und es vergeht eigentlich kein Monat, in dem nicht irgendwo
eine Art Mini-Berlinale stattfinden würde. Ohne George Clooney und nur
selten mit rotem Teppich, aber doch meist auch mit Wettbewerb, Sektempfang
und dem, was sonst noch so dazugehört bei solch einer Veranstaltung.
Statistisch betrachtetet könnte man bei den 50 Filmfestivals, die es in
Berlin gibt, jede Woche in irgendeinem Kino besondere, ungewöhnliche und
selten zu sehende Filme unter Festivalbedingungen betrachten. Diese schiere
Menge an Filmfestivals sei europaweit einmalig, glaubt Anna Leonenko,
Vorstandsmitglied bei [1][Festiwelt], einem Netzwerk der Berliner
Filmfestivals, und selbst Leiterin der Russischen Filmwoche in Berlin. Auch
so ein Verbund der Festivals, als der Festiwelt auftritt und der ein wenig
Ordnung in den Wust an Filmfestivals bringen möchte, sei in keiner anderen
Stadt zu finden.
Ungefähr die Hälfte der Berliner Filmfestivals gehören mit zum Netzwerk.
„Dabei fallen natürlich ständig wieder welche raus, weil es sie nicht mehr
gibt, oder es kommen neue dazu“, so Anna Leonenko.
## Raus aus dem Schatten
Die Idee hinter Festiwelt ist klar. Man wolle den Festivals mehr
„Sichtbarkeit“ verschaffen. Etwas mehr Sichtbarkeit im überlangen Schatten,
den die Berlinale wirft, die selbst nicht im Verbund der Kleinen dabei ist.
Und um zu zeigen, was es überhaupt gibt an diversen und durchaus
ungewöhnlichen Kinoevents für Filmspezialitäten aller Art, findet seit
einigen Jahren eine Lange Nacht der Filmfestivals statt. Bei der sechsten
Runde am Samstag werden hier wieder über 100 Lang- und Kurzfilme gezeigt,
eine grobe Schnittmenge aus dem Programm der 25 Filmfestivals, die sich bei
Festiwelt zusammengeschlossen haben. Auch Ansätze von festivaltypischem
Glamour und ein wenig Partyatmosphäre sollen geboten werden bei der
Veranstaltung im Kino Zukunft am Ostkreuz, wo auch Bands auftreten werden
und Streetfood serviert wird.
Aber nicht nur die schiere Menge an Filmfestivals in Berlin ist vielleicht
sogar für ausgemachte Filmfreaks überraschend. Auch deren
Themenschwerpunkte und generelle inhaltliche Ausrichtungen sind teilweise
äußerst originell bis skurril.
## Alles möglich
Gut, es gibt die etwas Größeren unter den Kleinen, die Etablierteren unter
den Sparten-Festivals. Etwa 11mm, das Fußballfilmfestival, oder Achtung
Berlin, wo jährlich Produktionen aus Berlin und Brandenburg gezeigt werden.
Bei der langen Nacht der Filmfestivals wird aber auch das Webfest Berlin
vertreten sein, bei dem internationale Webserien auf der großen Leinwand
gezeigt werden. Und sicherlich etwas für Feinschmecker ist das Uranium Film
Festival, das es tatsächlich bereits seit sechs Jahren gibt und bei dem
Filme gezeigt werden, die irgendwie etwas mit Atom und Uran zu tun haben.
Des Weiteren hat man Festivals, die sich dem litauischen Film widmen, dem
französischen oder dem aus der Schweiz. Es gibt ein Festival, das sich dem
Animationsfilm verschrieben hat, und eines speziell für Genrefilme aller
Art. Es scheint tatsächlich kein Spezialgebiet zu geben, zu dem sich nicht
irgendjemand in Berlin ein eigenes Filmfestival ausgedacht hätte.
Weil weltweit aber auch irre viel Filme aller Art zu jedem nur erdenklichen
Thema gedreht werden, in den Kinos aber nur ein Bruchteil davon ausgewertet
werden kann, boomen diese Filmfestivals. Viele kleinere Produktionen werden
erst zu kleinen Festivalhits, tingeln von einem Festival zum nächsten, um
dann vielleicht doch noch regulär im Kino zu laufen – oder auch nicht.
Oft sind Festivals so die einzige Möglichkeit, bestimmte Filme überhaupt
einmal auf der Leinwand sehen zu können. „Rumble – The Indians Who Rocked
The World“ etwa, der vom Soundwatch Berlin Music Festival bei der langen
Filmnacht im Kino Zukunft präsentiert wird, lief zwar bereits bei Arte, die
Geschichte über den historisch vernachlässigten Beitrag der Native
Americans bei der Entwicklung der Rockmusik ist aber gut genug, dass man
sie noch einmal im Kino erzählt bekommen möchte.
Gespannt kann man aber auch darauf sein, was einem das
Weihnachtsfilmfestival zur Langen Nacht mitbringen wird, jetzt, mitten im
Sommer.
18 Aug 2018
## LINKS
[1] http://www.festiwelt-berlin.de/
## AUTOREN
Andreas Hartmann
## TAGS
Filmfestival
Schwerpunkt Filmfestspiele Venedig
Fußball-WM 2022
Filmfestival
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