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# taz.de -- Berliner Wochenkommentar I: Eine Frage der Schulkultur
> Die Bundesinitiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ soll Schulen für das
> Thema Missbrauch sensibilisieren.
Bild: … und sicher in der Schule
Ein bis zwei SchülerInnen pro Klasse sind dem Missbrauchsbeauftragten der
Bundesregierung zufolge von sexueller Gewalt durch Erwachsene betroffen.
Eine erschreckende Zahl. Sie zeigt, wie wichtig es ist, die Mitarbeitenden
an Schulen für das Thema Missbrauch zu sensibilisieren: Wenn Leitung,
LehrerInnen und ErzieherInnen besser darüber informiert sind, könnten sie
schneller aufmerksam werden auf Kinder, die Hilfe brauchen – und eher
eingreifen, wenn ein Kollege oder eine Kollegin einem Kind zu nahe kommt.
Im besten Fall würden Übergriffe so verhindert.
Insofern ist es eine gute Nachricht, dass sich Berlin, wie jetzt bekannt
wurde, zum neuen Schuljahr der bundesweiten [1][Initiative „Schule gegen
sexuelle Gewalt“] anschließt.
Dabei gibt es nicht nur Fortbildungen für die PädagogInnen. Die Schulen
sollen auch gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen ein Schutzkonzept
entwickeln: An wen können sich Betroffene wenden, wenn sie in der Schule
oder zu Hause einen Übergriff erleben? Gibt es Regeln, die SchülerInnen
schützen könnten – zum Beispiel, dass bei Vier-Augen-Gesprächen immer die
Tür offen bleiben muss?
So richtig das Anliegen, so zweifelhaft ist, dass viel davon bald auch
Wirklichkeit wird. Es gebe zwar Arbeitsmaterialien, aber keine zusätzlichen
Stellen, heißt es vom Senat. Ohne Personal, das für diese Aufgabe
freigestellt wird, bleibt der Aufwand an den einzelnen Schulen und ihren
Beschäftigten hängen. Sie müssen schauen, wie sie neben dem täglichen
Geschäft, neben Unterricht, Vertretungen, Inklusion und Sonderprojekten nun
auch noch ein Schutzkonzept gegen sexuelle Gewalt entwickeln.
Da sollte es niemanden wundern, wenn an den meisten Schulen erst mal nicht
viel passiert. Wahrscheinlich ist man sich in der Bildungsverwaltung
darüber im Klaren: Es ist geplant, für jede Schulart eine Pilotschule zu
gewinnen, die beispielhaft ein Schutzkonzept erarbeitet – so dass zumindest
dort etwas Vorzeigbares entsteht.
Berlin vergibt hier eine Chance. Zu einem funktionierenden Schutzkonzept
gehört, dass man offen miteinander spricht, dass die Kinder sich jemandem
anvertrauen können – und das auch wissen. Von so einer Schulkultur würden
alle profitieren, nicht nur im Fall eines Missbrauchs. Dafür braucht es
aber nicht nur Arbeitsmaterialien, sondern das, was an Schulen meistens
fehlt: Zeit.
11 Aug 2018
## LINKS
[1] https://schule-gegen-sexuelle-gewalt.de/home/
## AUTOREN
Antje Lang-Lendorff
## TAGS
sexueller Missbrauch
Schule
Sexuelle Gewalt
Kinderschutz
Schwerpunkt #metoo
taz-Serie Sexuelle Gewalt
Kindesmissbrauch
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