# taz.de -- Lukaku über Armut und Rassismus: Wenn's gut läuft, bin ich Belgier | |
> Romelu Lukaku ist einer der Top-Spieler der WM. In einem Bericht erzählt | |
> er über seine Kindheit in Armut und eine üble Gewohnheit der Presse. | |
Bild: Er ist in Antwerpen, Lüttich und Brüssel aufgewachsen: Romelu Lukaku | |
„Ich kann mich genau an den Moment erinnern, als ich verstand, dass wir | |
pleite sind.“ So beginnt Romelu Lukakus Lebensbericht. Er ist mit einem | |
einfachen Satz überschrieben: [1][„I've Got Some Things to Say.]“ | |
Erschienen ist er im Juni im Online-Magazin „The Players' Tribune“. | |
Dass Romelu Lukaku was zu erzählen hat, dachte man sich schon: Kurz nach | |
seinem sechzehnten Geburtstag spielte er zum ersten Mal für die erste | |
Mannschaft des RSC Anderlecht. Bei der Weltmeisterschaft 2014, da war er | |
21, schoss er sein erstes WM-Tor für Belgien. Vier Jahre später ist er zu | |
einer dem Top-Spieler des Turniers geworden. | |
Lukakus Bericht ist die beeindruckende Geschichte eines Jungen, der mit | |
sechs versteht, dass seine Familie bitterarm ist. Als er eines Tages von | |
der Schule zur Mittagspause nach Hause kommt, steht seine Mutter am | |
Kühlschrank und verlängert die Milch für seine Zerealien mit Wasser. Romelu | |
tut so, als hätte er nichts gesehen. Aber als er seine Mutter wenig später | |
weinen sieht, verspricht er ihr, mit 16 Profifußballer zu werden: „Alles | |
wird gut werden.“ | |
Es gibt Zeiten, da ist es in der Wohnung dunkel, weil kein Geld da ist, um | |
die Stromrechnung zu bezahlen. Anders als seine Klassenkameraden kann | |
Lukaku keine Spiele im Fernsehen sehen. Um sich keine Blöße zu geben, tut | |
er aber so, als ob. Er ist wild entschlossen, selbst zu spielen, und zwar | |
beim RSC Anderlecht. Für ihn ist jedes Spiel ein Endspiel, egal ob mit | |
seinen Freunden im Park oder später bei der U19-Mannschaft Anderlechts, | |
erzählt er. | |
## Man kann Lukaku durch Özil ersetzen | |
Mit zwölf schießt er 76 Tore in 34 Spielen. Er schießt sie in den Schuhen | |
seines Vaters. Seit Vater und Sohn beide dieselbe Größe haben, teilen sie | |
das Paar. 2010 spielt Lukaku zum ersten Mal für Belgien. Seitdem verfolgt | |
ihn die immergleiche Reaktion der belgischen Journalisten: „Wenn es gut | |
lief, war ich Romelu Lukaku, der belgische Stürmer. Wenn es nicht gut lief, | |
war ich Romelu Lukaku, der belgische Stürmer kongolesischer Abstammung.“ | |
In Deutschland kann man dieser Tage „Lukaku“ [2][durch „Özil“] und | |
„kongolesischer Abstammung“ durch „türkischer Abstammung“ ersetzen. Ga… | |
vorn mit dabei: die Funktionäre des Deutschen Fußball-Bunds. | |
„Wenn euch nicht gefällt, wie ich spiele, ist das in Ordnung. Aber ich | |
wurde hier geboren. Ich bin in Antwerpen, Liège und Brüssel aufgewachsen“, | |
kommentiert Lukaku. „Ich bin Belgier. Wir sind alle Belgier. Das macht das | |
Land so cool, oder?“ | |
12 Jul 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.theplayerstribune.com/articles/romelu-lukaku-ive-got-some-thing… | |
[2] /Gastkommentar-Oezil-Streit/!5516118 | |
## AUTOREN | |
Ulrich Gutmair | |
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