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# taz.de -- Shitstorm für die Fifa: „Politik hat im Fußball keinen Platz“
> Auf Facebook wird der Internationale Fußballbund in Grund und Boden
> bewertet. Grund dafür ist ein virtueller Flashmob aus der Ukraine.
Bild: Seine Äußerungen waren Anlass für den Shitstorm: Domagoj Vida (rechts)
Die Fifa steht unter Beschuss. Bei Facebook wird der Internationale
Fußballverband in Grund und Boden bewertet. Während sich dessen Präsident
Gianni Infantino und Russlands Staatschef Wladimir Putin gegenseitig auf
die Schulter klopfen und sich für die allerbeste WM aller Zeiten
lobpreisen, sinkt das Rating der Fifa auf Facebook ins Bodenlose.
Es ist ein virtueller Flashmob aus der Ukraine, der da auf der
Facebook-Seite der Fifa stattfindet. Weit mehr als 100.000 Menschen haben
seit Montagabend den Auftritt der Fifa bei Facebook mit nur einem von fünf
möglichen Sternen bewertet. Das durchschnittliche Rating sinkt in
Bodenlose. [1][Am Dienstagmittag stand es noch bei 1,2 Sternen.] Die Fifa
wird von der Ukraine aus aufgemischt. Der Propagandakrieg, der die blutigen
Kämpfe zwischen Russen und Ukraineren um den Donbass seit je begleitet, hat
den Fußball erreicht.
„Slava Ukrajni! Glory to Ukraine!“ so lauten die meisten Kommentare der
sich selbst formierenden Internetarmee aus der Ukraine, die sich gegen die
Fifa in Stellung gebracht hat. Manchmal ist ist noch von Korruption die
Rede und das Wort Mafia fällt auch regelmäßig. Doch das sind
Nebenschlachtfelder. Der Shitstorm wurde ausgelöst, nachdem der Weltverband
die [2][Äußerungen des kroatischen Nationalspielers Domagoj Vida nach dem
Viertelfinalerfolg gegen Russland] als unsportlich bezeichnet hatte und dem
Verband dafür eine Strafe von 15.000 Dollar aufgebrummt hat.
„Slava Ukrajni!“ hatte Vida zusammen mit dem Teambetreuer Ognjen Vukojevic
in eine Handykamera gegrölt und den Sieg der Ukraine und seinem Ex-Verein
Dynamo Kiew gewidmet. Weil die Kroaten den Teambetreuer, der in seiner Zeit
als Spieler auch mal bei Dynamo Kiew unter Vertrag war, nach Hause
geschickt hätten, sei die Strafe nicht höher ausgefallen, ließ die Fifa
mitteilen.
## Wütende Kommenare auf Sportportalen
In der Ukraine will man indes gar nicht einsehen, warum es überhaupt eine
Strafe nach sich zieht, wenn jemand der Ukraine Ruhm wünscht. Der
ukrainische Fußballverband hat in einem Schreiben an die Fifa eine kleine
historische Erläuterung der Losung gegeben und Partei für Vida ergriffen.
Während für die russischen Medien klar ist, dass es sich bei der Losung um
einen faschistischen Gruß handelt aus der Zeit der ukrainischen
Umanhängigkeitsbewegung in den 1930er Jahren, erklärt der Fußballverband
den Ruhmeswunsch für harmlos.
„‚Slava Ukraini‘ ist eine gebräuchliche Grußformel in der Ukraine, die …
den Worten 'Ruhm den Helden!’ beantwortet wird“, heißt es in dem Schreiben
des Ukrainischen Verbands an die Fifa. Die Ukraine, die ihrer
Qualifikationsgruppe für die WM in ihrer Gruppe gegen Island und Kroatien
gescheitert ist, spielt plötzlich mit in Russland. Da gibt es wütende
Kommenare auf den Sportportalen und in den Fußballmagazinen. Der
Sport-Express verkauft seine neue Ausgabe mit dem Satz: „Politik hat im
Fußball keinen Platz“.
Derweil wird über ein weiteres Handyvideo diskutiert, in dem ein
offensichtlich schwer betrunkener Vida „Ruhm der Ukraine!“ brüllt. Dann
sagt er noch „Belgrad brenne!“ Wütende Kommentare ließen nicht lange auf
sich warten und viele wollten nicht glauben, dass es sich dabei nicht um
den Aufruf zum Marsch auf Belgrad handelt. In Kiew gebe es es eine Kneipe,
die „Belgrad“ heißt, und Vida habe dem Wirt mit dem Satz nicht mehr sagen
wollen, als dass er ihm eine rauschende Party wünsche, so lautet die
Version aus dem kroatischen Lager.
Auf den Empfang der Kroaten durch das russische Publikum am Mittwoch im
Moskauer Luschniki-Stadion darf man nach dieser Propaganda-Posse jedenfalls
gespannt sein. Ob und wie es der Fifa gelingt, den Shitstorm auf Facebook
wieder einzufangen, ist gewiss ebenso interessant.
10 Jul 2018
## LINKS
[1] https://www.facebook.com/FifaWorldCupRussia2018officialpage/
[2] /!5519393/
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
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WM-taz 2018: Neben dem Platz
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