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# taz.de -- Naturfreundejugend über Vorrundenaus: „Die Aktion wird weitergeh…
> Schon 2006 forderte die Naturfreundejugend Berlin das deutsche
> „Vorrundenaus“. Jetzt ist es passiert. Ein Gespräch mit Carsten, der die
> Aktion mitinitiiert hat.
Bild: So gehen die Deutschen
taz: Ich vermute, die Fußball-WM ist nicht ihre größte Leidenschaft. Haben
Sie das Ausscheiden des deutschen Team denn gesehen?
Carsten: Ich habe das Spiel nebenbei ein wenig geguckt, das muss ich
gestehen.
[1][Seit 12 Jahren forden Sie das „Vorrundenaus“]. Also: Ziel endlich
erreicht?
Uns ging und geht es nicht um den Sport, viele von uns spielen sehr gerne
Fußball und fiebern für Zweit- oder Drittliga-Mannschaften mit. Das Ziel
der Kampagne ist ein Politisches: Wir wollten mit der Aktion über die
Fußball-WM auf andere gesellschaftliche Entwicklungen hinweisen, besonders
auf die Verbindung von Nationalismus, Rassismus, Sexismus und
Sicherheitspolitik im Sport.
Welche Auswirkungen hat der Sport dabei?
Die gesellschaftliche Wirkung, die so ein Spiel und besonders ein Sieg der
Nationalelf hat, ist enorm. Sport und Politik sind sehr eng verknüpft.
Immerhin wurden wegen verlorener Fußballspiele schon Wahlen gewonnen und
Kriege angezettelt, wie etwa 1969 nach dem [2][WM-Qualifikationsspiel
zwischen Honduras und El Salvador].
Was ändert sich daran durch das Ausscheiden der deutschen
Nationalmannschaft?
Es wird auf jeden Fall weniger nationale Euphorie während der restlichen WM
in Deutschland geben – und das ist eine gute Nachricht. Besonders für die
Menschen, die schwul sind, einen Migrationshintergrund haben oder zu einer
anderen sogenannten gesellschaftlichen Randgruppe gehören. Die Gefahr für
diese Menschen, bei irgendeinem Fan-Fest vorbeizugehen und Opfer von
rassistischer Gewalt zu werden, ist damit auf jeden Fall gesunken.
Ihre Aktion startete 2006. Seitdem hat sich in Deutschland einiges geändert
– zum Beispiel sitzt eine rassistische Partei im Bundestag, der die
Nationalmannschaft [3][nicht „deutsch“ genug ist]. Ist das Jubeln für diese
multikulturelle Mannschaft nicht gelebter Antirassismus?
Das Entscheidende ist doch, dass dieser Patriotismus, der sich damit ein
wenig moderner gibt, immer noch dieselbe nationalistische Stimmung
befördert. Und bei all dem scheinbar modernen Nationalismus darf man nicht
vergessen, welche rassistischen Auswüchse das gemeinsame Fußballgucken hat.
Im Kern rechtfertigt dieser scheinbar moderne Nationalismus immer noch die
Abschottung der EU-Außengrenzen, die Errichtung von Lagern für Geflüchtete
und das Eingehen auf eine angebliche Volksstimmung, die AfD-Positionen
fördert. Wunsch und Wirklichkeit sind nicht deckungsgleich.
Für die Nationalelf zu sein, um gegen die AfD zu sein – das funktioniert
also für Sie nicht?
Nein. Das ist so, wie CSU zu wählen um die AfD zu verhindern.
Wie waren und sind die Reaktionen, die Sie auf ihre Kampagne bekommen?
Die Aktion polarisiert natürlich. Viele haben sich ermutigt gefühlt, die
Themen der Kampagne aufzugreifen und politisch aktiv zu werden. Aber wir
haben auch Hassmails bekommen. Wir wurden als „Nestbeschmutzer“ beschimpft
und zum Auswandern aufgefordert – so viel zum Thema Akzeptanz im modernen
Nationalismus.
Wird die Vorrundenaus-Kampagne zur nächsten EM und WM weitergehen? Oder
haben Sie nun alles erreicht?
Die Aktion wird natürlich weitergehen. Die Fußball-WM ist immer ein guter
Anlass, um über Nationalismus zu diskutieren.
Da die Deutschen raus sind, können Sie jetzt unbeschwert WM gucken?
Ich habe ein Faible für Außenseiter, daher werde ich an irgendeinem Punkt
sicher etwas mitfiebern. Aber letztlich trifft der nationalistische
Mechanismus, den wir in Deutschland kritisieren, auch auf die anderen
Nationalmannschaften zu. Wenn wir in Frankreich wären, würde wir die
Vorrundenaus-Kampagne genauso fahren – nur mit anderen Farben.
29 Jun 2018
## LINKS
[1] https://naturfreundejugend-berlin.de/kampagnen/vorrundenaus-06
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fballkrieg
[3] /!5516840
## AUTOREN
Imre Balzer
## TAGS
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WM-taz 2018: Neben dem Platz
Vorrundenaus
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Alice Weidel
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