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# taz.de -- Wolfsattacke in Polen: Zugeschnappt
> Zwei Kinder sollen in der Urlaubsregion Bieszczady von einem aggressiven
> Tier gebissen worden sein. Vielleicht war es auch ein Hund.
Bild: Dieser ist es nicht. In Polen wurde ein Wolf erschossen, nachdem er offen…
Warschau taz | Tollwut hatte der Wolf nicht, der am Dienstag zwei kleine
Kinder im südostpolnischen Bieszczady-Gebirge angriff und leicht verletzte.
Das konnten Tierärzte inzwischen ausschließen. Auch das Krankenhaus, in das
das achtjährige Mädchen und der zehnjährige Junge vorsorglich eingeliefert
wurden, gab schon nach kurzer Zeit Entwarnung – und entließ die Kinder
wieder nach Hause.
Unklar bleibt aber, warum das Tier sich überhaupt Menschen so stark näherte
und die Kinder angriff. Jäger töteten ihn kurz nach seiner Attacke, was
relativ einfach war, da Dorfbewohner ihn zuvor oft fotografiert und sogar
gefilmt hatten. Der Wolf, dem die Reißzähne abgebrochen waren, ernährte
sich in erster Linie von Abfällen.
Tierschützer erklärten inzwischen, dass auch ein verletzter Wolf
normalerweise nicht in die Nähe von Menschen komme, da er diese viel zu
sehr fürchte. So wird inzwischen die Wolfs-DNA daraufhin untersucht, ob es
sich bei diesem einen Exemplar womöglich um einen Mischling handelte. Rein
äußerlich wies das Tier Merkmale eines Wolfes auf, wie das Veterinäramt
mitteilte. Umweltexperten zufolge kann es sich aber auch um eine Kreuzung
aus Hund und Wolf gehandelt haben.
Die polnische Polizei geht einer weiteren Spur nach – und fragt derzeit
nach Tierliebhabern, die in der Vergangenheit Wolfsbabys bei sich
aufnahmen, diese aufzogen und später aussetzten. Diese Wölfe wären dann
zwar keine Mischlinge, würden sich aber ähnlich wie streunende Hunde
verhalten. „Es ist denkbar, dass die Reißzähne erst beim Abschuss zerstört
wurden, möglich ist aber auch, dass das Tier sich verletzte, als es aus
seiner Gefangenschaft ausbrach“, sagt Bartosz Pirga vom Nationalpark
Bieszczady.
## Fragen nach abgebrochenen Wolfszähnen
Eine weitere Möglichkeit: Der Wolf sei als Jungtier aus dem Wald
mitgenommen worden, aber wieder ausgesetzt worden, als die Besitzer nicht
mehr mit ihm klarkamen, so Pirga. Ein Wolf sei schließlich kein Hund. Die
abgebrochenen Zähne könnten aber auch darauf hindeuten, dass das Tier in
der Vergangenheit von Menschen misshandelt wurde, geben Tierschützer der
Organisation „Wilk“ (Wolf) zu bedenken.
Noch gibt es keine Sicherheit. „Wir müssen die Ergebnisse der DNA-Analyse
abwarten“, sag Lukasz Lis vom südostpolnischen Umweltschutzamt in Rzeszow.
Möglicherweise, so spekulieren inzwischen polnische Medien, habe das
gleiche Tier vor rund zwei Woche eine Touristin auf einem Zeltplatz
angegriffen und ihr – wie jetzt den beiden Kindern – leichte Bisswunden
zugefügt. Das Bieszczady-Gebirge ist eine beliebte Urlaubsregion in Polen.
Auch die gebissenen Kinder hatten dort mit ihren Eltern ihre Sommerferien
verbracht.
Die polnische Sektion der internationalen Naturschutzorganisation WWF
warnte davor, nun aufgrund dieses Vorfalls Panik vor Wölfen insgesamt zu
verbreiten. Insgesamt gibt es zwischen 1400 bis 2000 freilebende Wölfe in
Polens Wäldern. Das Tier steht seit 1998 unter strengem Schutz. Angriffe
auf Menschen sind seit Jahrzehnten nicht registriert worden, betonte der
WWF. „Es ist ein absolut untypisches Verhalten für einen gesunden Wolf, der
Menschen gegenüber nicht aggressiv ist, sondern diese vielmehr meidet.“
28 Jun 2018
## AUTOREN
Gabriele Lesser
## TAGS
Polen
Fauna
Wölfe
Raubtier
Schäfer
Naturschutz
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