| # taz.de -- Kommentar Deutsche WM-Mannschaft: Das Tor steht links | |
| > Jedes Spiel, das das DFB-Team gewinnt, ist wie ein Maulkorb für jene, die | |
| > sich über das Scheitern Özils und Boatengs freuen. Gemeint ist die AfD. | |
| Bild: Ihnen wird von rechts gerne abgesprochen Deutsche und erste recht deutsch… | |
| Die Bilder von Nationalspieler Toni Kroos unmittelbar nach seinem | |
| Freistoßtor und wenige Sekunden vor dem Schlusspfiff der Partie gegen | |
| Schweden zeigten einen Spieler, der sich vielleicht auch freute. Dass ihm | |
| sein Schuss über die schwedischen Abwehrspieler hinweg ins Tor gelungen war | |
| und dem gesamten deutschen Nationalteam [1][eine große Last von den | |
| Schultern fiel]. | |
| Was man der Miene Kroos’, des gebürtigen DDR-Bürgers, aber vor allem ansah: | |
| Wut und Genugtuung. Mit weit aufgerissenen Augen, denen die Befriedigung ob | |
| des gelinderten Zorns abzulesen war, der nun von ihm und den Seinen wich: | |
| Denen haben wir es gezeigt, schien sein Körper zu sagen. | |
| Unmittelbar nach Spielende [2][teilte er zu den Gründen seiner Empfindungen | |
| mit]: „Relativ viele Leute hätte es gefreut, wenn wir rausgegangen wären.“ | |
| Und er meinte damit „viele Leute“ in Deutschland, nicht in Schweden, dem | |
| bezwungenen Gegner. | |
| Es ging Kroos nicht allein um jene Journalist*innen, die schon vor der | |
| 0:1-Niederlage zum Auftakt des WM-Turniers gegen Mexiko Aasgeruch witterten | |
| – die der Bild-Zeitung etwa. Er spielte nicht nur auf frühere | |
| Nationalspieler wie Lothar Matthäus, Mario Basler und Uli Borowka an, die | |
| das DFB-Team mit streckenweise Unappetitlichem in der Tonlage, gelegentlich | |
| auch Rassistischem wider eine Mannschaft angingen, weil sie nicht mehr das | |
| Deutschland der sechziger bis achtziger Jahre repräsentiert. | |
| Heute stehen die Spieler für ein Land, das in der Tat auch türkischen, | |
| arabischen, polnischen und afrikanischen Einflüssen viel zu verdanken hat. | |
| Über wen Kroos in erster Linie sprach, ist nicht schwer zu erraten: [3][die | |
| völkischen Giftmischer]. | |
| Fußball mit politischem Sinn zu versehen, ist riskant. Was die WM in | |
| Russland anbetrifft, ist es so: Jedes Spiel, dass dieses DFB-Team gewinnt, | |
| ist wie ein Maulkorb für jene, die sich über das Scheitern der Boatengs & | |
| Co. freuen würden – weil sie, wie nicht nur die eiskalte AfD-Spitzenfrau | |
| Alice Weidel sagte, dieses Team nicht als ihres, weil nicht deutsches | |
| nehmen möchten. | |
| Wer ein linkes, wer ein multikulturelles Herz hat, will, dass die | |
| DFB-Männer weiter gewinnen. Wer nur einen Sinn hegt für eine Mannschaft, | |
| die von niemandem so verehrt wird wie gerade von den Kindern der | |
| Einwanderer*innen nach Deutschland, von keinem wie von den Kindern | |
| der Geflüchteten, unterstützt dieses Team. Weil die Völkischen und | |
| Traditionalisten Bundestrainer Löw und seine Auswahl nicht mögen. Weil sie | |
| ihnen den Erfolg neiden – und weil ihre charakterlose Missgunst nicht | |
| anders kann. | |
| Genau diese Deutschen hatte und hat Toni Kroos, der Weltbürger mit | |
| Arbeitsplatz in Madrid, im Blick, als er seine Wut in einen Schuss münden | |
| ließ. Man kann es ihm nicht verdenken. | |
| 24 Jun 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jan Feddersen | |
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