| # taz.de -- Klage in Nordirland abgewiesen: Abtreibung bleibt strikt verboten | |
| > Wie bislang in Irland sind auch in Nordirland Schwangerschaftsabbrüche | |
| > weitgehend verboten. Wegen formeller Gründe scheitert eine Klage. | |
| Bild: Wenn es um Abtreibung geht, ist Irland mittlerweile weiter als Nordirland | |
| Dublin taz | Das strikte Abtreibungsverbot in Nordirland widerspricht der | |
| Europäischen Menschenrechtskonvention. Das hat das höchste britische | |
| Gericht am Donnerstagvormittag in London entschieden. Dennoch wies das | |
| siebenköpfige Gremium unter Vorsitz von Lady Hale die Klage der | |
| nordirischen Menschenrechtskommission ab: Es fehle die Klagebefugnis, hieß | |
| es in der Begründung. Aber die Richter machten klar: Hätte eine betroffene | |
| Frau die Klage eingereicht, wäre die Sache anders ausgegangen. | |
| In Nordirland gilt nach wie vor das Abtreibungsverbot von 1861, das bei | |
| Zuwiderhandlung lebenslange Haftstrafen vorsieht. In England, Schottland | |
| und Wales wurde das Verbot 1967 aufgehoben. In der Republik Irland, die das | |
| Abtreibungsverbot 1983 sogar in die Verfassung aufgenommen hatte, entschied | |
| die Bevölkerung vor zwei Wochen mit Zweidrittelmehrheit, den entsprechenden | |
| Paragrafen wieder zu streichen. | |
| Lediglich bei Lebensgefahr oder ernsthafter gesundheitlicher Gefährdung für | |
| die Schwangere ist in Nordirland eine Abtreibung erlaubt. Das kommt jedoch | |
| sehr selten vor. Rund 800 Nordirinnen fahren daher jedes Jahr in englische | |
| Abtreibungskliniken. | |
| Rebecca Schiller, Vorsitzende von Birthrights, sagte: „Als Organisation, | |
| die den Frauen vertraut, mit der richtigen Unterstützung die beste | |
| Entscheidung zu treffen, akzeptieren wir den unterschiedlichen Zugang zu | |
| Abtreibung im Vereinigten Königreich nicht.“ Die britische | |
| Nordirland-Ministerin Karen Bradley warnte jedoch davor, Nordirland | |
| Abtreibung aufzuzwingen. „Die Entscheidung über Abtreibung war seit der | |
| Gründung Nordirlands im Jahr 1921 dezentralisiert“, sagte sie. Deshalb | |
| müsse eine Gesetzesreform von der nordirischen Regionalregierung | |
| entschieden werden. | |
| Das Problem dabei ist, genau eine Regierung fehlt. Laut Karfreitagsabkommen | |
| von 1998, das Nordirland relativen Frieden brachte, muss die nordirische | |
| Regierung aus einer Koalition von Katholiken und Protestanten bestehen. Die | |
| beiden stärksten Parteien auf der jeweiligen Seite, die Democratic Unionist | |
| Party (DUP) und Sinn Féin, sind jedoch zerstritten. Einig ist man sich aber | |
| beim Abtreibungsverbot: 2016 entschied das Regionalparlament, Abtreibungen | |
| auch bei Vergewaltigung, Inzest oder fötaler Missbildung nicht zuzulassen. | |
| Im Londoner Unterhaus drohte die DUP der Tory-Minderheitsregierung mit | |
| Entzug ihrer Unterstützung, sollte sie das Verbot aufweichen. | |
| Aber auch wenn die Klage abgewiesen wurde, hat der Spruch des Supreme Court | |
| den Druck auf die Parlamentarier in London und Belfast verstärkt. Die | |
| Labour-Abgeordnete Stella Creasy zeigte eine Möglichkeit auf: Sie will | |
| einen Erweiterungsantrag zum bevorstehenden Gesetz gegen häusliche Gewalt | |
| einbringen, durch den das Recht auf Abtreibung auf Nordirland ausgedehnt | |
| würde. Die Chancen auf Erfolg des Antrags stehen recht gut. | |
| 7 Jun 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Sotscheck | |
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