# taz.de -- Kinostart „Swimming with Men“: Die welkende Blume vorführen | |
> Oliver Parkers Film „Swimming with Men“ behandelt synchronschwimmende | |
> ältere Männer. Die Komödie kommt ohne allzu viele Stereotype aus. | |
Bild: Die Synchron-Schwimmer wie sie Eric (Rob Brydon) unter Wasser entdeckt | |
Wenn die Freiheit „über den Wolken“ grenzenlos ist, dann wird das unter | |
Wasser ähnlich sein. Und „alle Ängste, alle Sorgen“ würde Eric (Rob Bryd… | |
gern einmal vergessen: Eric ist ein Buchhalter in der Midlifecrisis und | |
vereint die dementsprechenden Klischees (penibel, lethargisch, unzufrieden) | |
in einem missmutig-schiefen, von Routine ausgelaugtem Körper. | |
Seine Frau macht Karriere als Lokalpolitikerin und hat immer wieder | |
Abendtermine mit attraktiven Kollegen, was Eric mit einer Mischung aus Neid | |
und Ohnmacht ignoriert; sein pubertierender Sohn sieht im Vater nur eine | |
Witzfigur. | |
Eines Tages taucht Eric in der lokalen Schwimmhalle, in der er seinen Frust | |
ab und an in Bahnen pflügt, unter. Und trifft auf dem Beckenboden eine | |
Gruppe mittelalter, um die Hüften etwas weich gewordener Männer, die ihm | |
freundlich zuwinkt. So lernt Eric ein Synchronschwimmerteam kennen, das | |
sich aus Lust am Schwimmen, aus vorsichtigem Eskapismus, und aus | |
Freundschaftsgründen regelmäßig im lokalen Schwimmbad trifft, das Näschen | |
zuklammert und in Formationen wie dem Stern oder dem Rad rotiert. | |
## Erics erwachender Ehrgeiz | |
Nach obligatorischen Annäherungszweifeln ist Eric, dessen mathematisches | |
Talent sich als wichtiger Aspekt für die wackeligen „Choreos“ erweist, bald | |
Feuer und Flamme. Und während die Männer immer anmutiger und | |
selbstbewusster synchronplantschen, erwacht Erics Ehrgeiz auch in anderen | |
Bereichen seines ermüdeten Lebens. | |
Synchronisiertes Schwimmen ist in Oliver Parkers Komödie „Swimming with | |
Men“ als Sporttherapie zu verstehen – der Erbsenzähler Eric lernt | |
Achtsamkeit und Vertrauen; für einige der Teammitglieder, die mit inneren | |
wie äußeren Dämonen zu kämpfen haben, wirkt das Wasser ebenfalls wie eine | |
Reinigung. Dabei ist es nicht Parkers vorhersehbarer Witz oder der | |
erwartbare Plot, der die typische Brit-Komödie trotz Schwächen sympathisch | |
machen. | |
Es ist die liebevolle Inszenierung der ganz normalen Männerkörper, die | |
durch gegenseitige Berührungen, durch gemeinsames Floating und eine | |
ulkig-nasse Nähe in Kontakt mit einer Seite von sich kommen, die | |
verschüttet war: Trotz manch inszenierter Albernheit ernsthaft und ohne zu | |
viele Vorurteile wiederzukäuen, erzählt Parker die Abkehr von klassischen | |
Männerbildern und zeigt zugleich, wie viel Druck auf einen normativ | |
erzogenen Mann wirkt, der keine Schwäche zeigen darf. | |
## Der Synchronschwimmwettbewerb | |
Dieser tröstliche Effekt wird durch die Rahmenhandlung mit einem | |
Synchronschwimmwettbewerb, bei dem die Briten antreten (und die wunderbare, | |
selbst ausgedachte „welkende Blume“ vorführen), noch verstärkt. | |
Politisch, denn dass die Olympia-Teilnahme männlicher Synchronschwimmer | |
noch immer verboten ist, und der Sport oft eh als „Wasserballett“ für | |
aufgetakelte Frauen abgetan wird, hängt sich Parker leider kaum aus dem | |
Fenster – seine Geschichte bleibt eine persönliche und verfehlt so, auf | |
einer globalen Ebene Relevanz zu entwickeln. | |
Aber das Thema scheint in der Luft – oder im Wasser – zu liegen: Zehn Jahre | |
nach dem ersten Synchronschwimmer-Film „Männer im Wasser“ von Måns Herngr… | |
thematisieren nun zur selben Zeit gleich zwei Werke den Sport aus | |
Männersicht. Neben Parker feierte der französische Regisseur Gilles | |
Lellouche soeben in einer Nebenreihe des Cannes-Festivals Premiere mit dem | |
harmlosen Feel-good-Film „Le Grand Bain“, in dem acht enttäuschte Männer | |
sich ebenfalls durch Flamingoformationen wiederentdecken. | |
Lellouche verlässt sich dabei aber mehr als Parker auf eine Komik, die | |
allein durch den Anblick behaarter Männerbeine entstehen soll – und | |
scheitert so an der eigenen Konventionalität. Seit Peter Cattaneos | |
Amateurstripperkomödie „The Full Monty“ sind eben doch zwanzig Jahre | |
vergangen. Und Männerkörper sind nicht per se komisch, nur weil sie nicht | |
zu Models gehören. | |
6 Jun 2018 | |
## AUTOREN | |
Jenni Zylka | |
## TAGS | |
Kinostart | |
Mario Götze | |
Hollywood | |
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