# taz.de -- Vor den Wahlen in Simbabwe: Die Euphorie ist vorbei | |
> Anhänger des Ex-Präsidenten Mugabe fordern dessen Parteifreund und | |
> Nachfolger Mnangagwa offen heraus. Auch in der Opposition kriselt es. | |
Bild: Vergangenes Jahr wurde der Präsident Mugabe von der Armee abgesetzt und … | |
HARARE taz | Krisen in den beiden wichtigsten Parteien Simbabwes, der | |
regierenden Zanu-PF (Simbabwe Afirkanische Nationalunion/Patriotische | |
Front) und der oppositionellen MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel), | |
erzeugen Zweifel daran, dass das Land im Juli tatsächlich seine ersten | |
wirklich fairen und freien Wahlen erleben wird. [1][Im November 2017] wurde | |
der langjährige Präsident Robert Mugabe von der Armee abgesetzt und durch | |
Emmerson Mnangagwa ersetzt, [2][im Februar diesen Jahres starb] MDC-Führer | |
Morgan Tsvangirai – aber weder Mnangagwa noch der neue MDC-Chef Nelson | |
Chamisa sind in ihren Parteien unangefochten. | |
In der MDC gibt es verbreitet Kritik an den Wahlkampfversprechen Chamisas: | |
ein Netz von Hochgeschwindigkeitszügen und ein Rauswurf chinesischer | |
Investoren zugunsten eines Hilfspakets von 15 Milliarden US-Dollar von | |
Donald Trump. MDC-Anhänger bezeichnen Chamisa dafür als „Lügner“ und | |
„Witzfigur“. | |
In der Zanu-PF formieren sich Anhänger des gestürzten Mugabe und vor allem | |
seiner [3][Ehefrau Grace Mugabe] gegen den neuen Präsidenten Mnangagwa. Der | |
Mugabe-treue frühere Minister Jonathan Moyo meinte, Zanu sei mit Mugabes | |
Sturz „gestorben“ und könne jetzt nur noch an der Wahlurne „beerdigt“ | |
werden. Eine Splitterfraktion des Mnangagwa-treuen Kriegsveteranenverbandes | |
will unter der Parole #OperationJuntaMustFall eine Gruppe namens „Kinder | |
des nationalen Befreiungskriegsveteranenverbandes“ (COZWA) mobilmachen. | |
COZWA-Vorsitzender Munyaradzi Shoko sagt: „Wir sind bereit, Zanu-PF zu | |
bekämpfen. Wir kennen alle ihre Tricks.“ | |
Die Mnangagwa-Gegner sehen sich bestätigt durch die sehr umstrittenen | |
Vorwahlen innerhalb der Zanu-PF zur Aufstellung der Parlamentskandidaten | |
Ende April. Unter anderem schaffte es der einflussreiche Vorsitzende des | |
Kriegsveteranenverbandes und Präsidentenberater Christopher Mutsvanga nicht | |
auf Anhieb, für seinen Wahlkreis Norton neu aufgestellt zu werden. Die | |
Parteiführung musste die Vorwahl wiederholen lassen mit Mutsvanga als | |
einzigem Kandidaten, um ihm doch noch seinen Sitz zu sichern. Insgesamt | |
waren die Vorwahlen von Stimmenkauf, Gewalt und Manipulation | |
gekennzeichnet. | |
Verantwortlich ist der Zanu-Politkommissar – der von Mnangagwa ernannte | |
ehemalige Generalstabschef Engelbert Rugeje. „Missbrauch des Amtes des | |
Politkommissars ist immer das zentrale Problem in der Zanu gewesen“, so | |
Veterananchef Mutsvanga. „Wir sehen das jetzt erneut. Der neue Kommissar | |
ist zwar ein Parteigenosse, aber ihm fehlt Kenntnis über die Institutionen. | |
Er hat das schlecht gehandhabt.“ | |
Nun sorgen sich auch Oppositionelle, was das für die Wahlen bedeutet. „Wenn | |
Zanu-PF nicht mit gutem Beispiel vorangeht, wie soll dann eine Wahl | |
aussehen, an der die Opposition teilnimmt? Es dürfte alles sehr peinlich | |
werden“, sagt ein MDC-Aktivist. Das unabhängige „Zimbabwe Peace Project“ | |
(ZPP) spricht von einem deutlichen Anstieg von Gewaltvorfällen innerhalb | |
der Parteien sowie von Hassreden. | |
18 May 2018 | |
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## AUTOREN | |
Marcus Mushonga | |
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