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# taz.de -- Risse im Mauerwerk: Das Steintor wackelt
> Die Baugesellschaft Tektum wollte im Steintor trotz Einwänden der
> Anwohner*innen eine Tiefgarage bauen – nun haben alle Häuser rundherum
> Risse in den Wänden.
Bild: Tiefgaragen-Bau mit Nebeneffekten: So sehen die Fassadenrisse im Fesenfel…
BREMEN taz | Im Steintor-Viertel, genauer gesagt im Fesenfeld, wo die
Baugesellschaft Tektum in eine Baulücke ein großes Wohnhaus stellt, haben
rundherum alle Nachbarhäuser Risse bekommen. An zwei Häusern hat die
Baufirma sogar Stahlträger angebracht, damit die Außenfassaden nicht
stürzen. „Das tut uns leid“, sagt Kerstin Renkwitz, Prokuristin bei Tektum.
Natürlich sei das „unvorhersehbar“ gewesen.
Außen an den Wänden sind die langen Risse unübersehbar, bis ans Dach
reichen sie heran. „Der Wind pfiff durch die Ritze“, sagt Anwohnerin Irene
Lüking. Im Badezimmer sind Kacheln gerissen, ein Fenster ist aus der Wand
herausgesprungen – mit Silikon hat die Baufirma die Ritze angedichtet.
„Das ist überhaupt nicht überraschend“, sagt Barbara Larisch von der
Bürgerinitiative der Anwohner. „Wir haben denen das im letzten Sommer schon
gesagt.“ Die Initiative hatte verzweifelt gefordert, das Bauvolumen zu
reduzieren. Eine „Schiedskommission“ der Baubehörde beschnitt die Pläne
daraufhin ein wenig. Ein wenig. Bis hart an die Grundstücksgrenze durfte
Tektum bauen – und ausbaggern.
Der Untergrund ist hier „Schluff“, das ist so etwas wie Moor. Statt Pfähle
in diesen Untergrund zu treiben und das Gebäude auf diese Weise zu
stabilisieren – ein gängiges Verfahren – baggerte Tektum den Schluff aus
und füllte die Grube mit Sand. Der wurde festgestampft. „Das war jedes Mal
ein kleines Erdbeben“, sagt Irene Lüking.
In der Bauakte der Behörde war zunächst auch eine Pfahlgründung vorgesehen.
Trotzdem ließ sich die Behörde auf das Ausbaggern ein. Es sei „alles mit
der Genehmigung der Bauverwaltung“ geschehen, versichert die
Tektum-Prokuristin Renkwitz. Natürlich komme ihr Unternehmen für die
Schäden auf. Aber der Boden bewege sich jetzt nicht mehr. Tektum habe
Messpunkte gesetzt.
Hinter der Baugrube, parallel zum Fesenfeld, verläuft die Lindhornstraße.
„Die Absenkung der Rückwand in Richtung Baugrube hat zu massiven Schäden in
den Häusern in der Lindhornstraße 26, 27, 28 und inzwischen auch 29
geführt“, sagt eine Anwohnerin dort. Ihr Haus stammt aus dem Jahre 1880.
Man habe die Baufirma rechtzeitig gewarnt, die per Rechtsanwalt zur
Absicherung geforderte Spundwand sei aber nicht fachgerecht gebaut worden.
Die Baufirma hat noch versucht, Nachbarhäuser dadurch zu stabilisieren,
dass sie deren Fundament mit Beton unterstützte. Das wurde den Besitzern
der Nachbarimmobilien mit einer Mail angekündigt. Wörtlich heißt es da:
„Moin, wie eben vor Ihrer Tür kurz angeschnitten, möchte ich Sie über
Abfangarbeiten unter Ihrem Giebel informieren. Da wir mit unserer Gründung
deutlich unter der Ihres Gebäudes landen, plane ich, Ihr Gebäude mittels
Beton zu stabilisieren und abzufangen, um meine Gründung gefahrlos und ohne
Auswirkungen auf Ihr Gebäude auszuführen“, schrieb der Bauleiter.
„Mich ärgert die Dreistigkeit solcher Investoren, die ohne Rücksicht auf
die Nachbarschaft solche Klötze planen“, hatte Inge Lüking der taz bereits
im August 2017 erklärt. „Und unser grüner Bausenator segnet das ab. Das
frustriert mich.“
Am Dienstagabend stand Bausenator Joachim Lohse (Grüne) dann selbst an der
Baugrube – ohne Ankündigung. Er wollte sich offenbar persönlich ein Bild
machen. Niemand hätte das mitbekommen, wenn nicht Anwohnerin Brigitte
Melinkat zufällig nach Hause gekommen wäre und ihn erkannt hätte. Sie hat
ihm ihr Badezimmer gezeigt, die gerissenen Kacheln. Er sei sehr betroffen
gewesen, sagt sie. Und irgendwie hilflos.
12 Apr 2018
## AUTOREN
Klaus Wolschner
## TAGS
Immobilien Bremen
Viertel
Flut
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