| # taz.de -- Giftgas-Anschlag in Großbritannien: Moskau macht auf Unschuldslamm | |
| > Russlands Außenminister Sergej Lawrow verwahrt sich gegen Anschuldigungen | |
| > und ein Ultimatum Londons im Fall des früheren Spions Sergej Skripal. | |
| Bild: Hält das alles für Quatsch: Russlands Außenminister Sergej Lawrow | |
| Moskau taz | Sergej Lawrow reagierte erbost. Die Verdächtigungen im Fall | |
| des Giftgasanschlags auf den früheren Spion Sergej Skripal und dessen | |
| Tochter in Großbritannien seien „Quatsch“. „Wir haben damit nichts zu tu… | |
| meinte der russische Außenminister. Russland sei nicht schuldig. | |
| Als Retourkusche für das [1][britische Ultimatum vom Montag Abend], sich | |
| innerhalb von 24 Stunden gegenüber der Organisation für das Verbot | |
| chemischer Waffen (OPCW) zu erklären, bestellte Russland den britischen | |
| Botschafter in Moskau ein. | |
| Zuvor hatte die Sprecherin des Außenministeriums von einer | |
| „Zirkusvorstellung“ im britischen Parlament gesprochen. „Die | |
| Schlussfolgerung liegt auf der Hand“, sagte Maria Sacharowa, dass es sich | |
| um eine „ gewöhnliche politische Kampagne mit dem Ziel der Provokation“ | |
| handele. Sie gilt als verbale Faustwaffe des Außenamtes. | |
| Auf der Website des Außenministeriums war überdies nachzulesen, dass | |
| westliche Medien im Zusammenhang mit der [2][Fußball-WM 2018] schon | |
| mehrfach angekündigt hätten, Russland als Veranstalter zu diskreditieren. | |
| ## Unbeschränkter Zugang | |
| Darin täten sich besonders die Engländer hervor, „die es nicht verwinden | |
| können, dass unserem Land in einem ehrlichen Kampf das Recht zur Austragung | |
| der Fussball-WM 2018 zugesprochen wurde“. | |
| Sergej Lawrow forderte einen unbeschränkten Zugang zu Ermittlungen und | |
| Gasproben, um eigene Untersuchungen vornehmen zu können. Moskau sei bereit, | |
| auch mit London und der OPCW zusammenzuarbeiten, so der Minister. | |
| Nebenbei klagte der Außenminister über britische „Manieren“, die zu | |
| wünschen übrig ließen, und Großbritanniens fehlende Einsicht, dass die | |
| „Epoche des Kolonialismus“ längst vorbei sei. Vorwürfe, die ebenso auf | |
| Russland zuträfen. Inzwischen ist dies ein wieder erkennbares Muster, mit | |
| dem Moskau jeden Vorwurf abbügelt. | |
| Moskau genießt die Aufmerksamkeit, die ihm in diesem Konflikt zuteil wird. | |
| Eigentlich hatte sich der Kreml vorgenommen, vor der Präsidentenwahl am | |
| kommenden Sonntag möglichst wenig kontroverse Themen öffentlich | |
| aufzugreifen. | |
| ## Voreingenommener Westen | |
| Der Giftgasanschlag kommt unterdessen wie gerufen. Der Kreml kann jede | |
| Schuld zurückweisen und auf die eigenen guten Absichten verweisen. Ob in | |
| Syrien oder der Ukraine – ständig taucht das gleiche Muster auf. | |
| Verdachtsmomente werden als Voreingenommenheit des Westens mit dem Brustton | |
| der Empörung zurückgewiesen. | |
| Gleichzeitig ergeht an die andere Seite ein Aufruf zur Zusammenarbeit und | |
| gemeinsamer Aufklärung. Dies wird aufgrund der Verdachtsmomente vom Westen | |
| jedoch abgelehnt. | |
| Vor den eigenen Bürgern präsentiert sich der Kreml dann nicht nur als | |
| moralisch überlegen. Er kann auch auf vermeintliche Unaufrichtigkeit des | |
| Gegners hinweisen, der Fakten für sich behalte und damit ein durchsichtiges | |
| Spiel treibe. | |
| Bis Sonntag geht es aber um den heimischen Wähler. Von denen möchte | |
| Präsident Wladimir Putin möchte möglichst viele seiner Landsleute dazu | |
| motivieren, ihre Stimme abzugeben. Die angeblich „ungerechte Behandlung“ | |
| Russlands und das ständig neu belebte Gefühl einer „belagerten Festung“ | |
| könnten sich auszahlen. Unabhängig von den bescheidenen | |
| Wirtschaftsleistungen werden sich die Wähler um Wladimir Putin, den | |
| nationalen „Lider“, versammeln. | |
| 13 Mar 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Klaus-Helge Donath | |
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