# taz.de -- Wankelmütige Bundesligavereine: Leben ist nur Abwesenheit des Todes | |
> Wo Graubrotfußball vorherrscht, könnte eine Serie aus dem üblichen | |
> Kampfspiel herausführen. Eine Serie? Selten so gelacht. | |
Bild: Aktuell ist Leon Bailey der Mann der Saison – aber auch er spielt nicht… | |
Wird es wieder Werder Bremen richten müssen? Wohl kaum. Zwei Siege, auf | |
Schalke und zu Hause gegen Wolfsburg. Bahnt sich da etwa eine Serie an? Und | |
batsch, raus im Pokal in Leverkusen, in Freiburg am 23. Spieltag 1:0 | |
verloren. Miniserie beendet. Zur Erinnerung: Elf Spiele ohne Niederlage | |
waren es in der Rückrunde der Saison 2016/17, davon neun Siege. | |
29 von 33 möglichen Punkten, dem Abstiegskampf entronnen, [1][sogar kurz | |
nach oben geschaut]. Europa League, geht da was? Da kommt dann Angst auf, | |
Angst vor zu vielen Spielen, Liga, Pokal, Europapokal, also lieber nicht, | |
paarmal verloren. Am Ende dann Mittelmaß, Graubrot. Mittelmaß und Graubrot: | |
Willkommen in der Rückrunde der Bundesligasaison 2017/18. | |
Gerade mal zehn Punkte trennen den Tabellenzweiten vom Tabellenzwölften; | |
ein Punkt liegt zwischen den Plätzen 13 und 16. Um es positiv zu sagen: Da | |
ist noch alles drin, diese Saison wird, vom Meistertitel und den | |
Direktabsteigern abgesehen, lange spannend bleiben. Um es negativ zu sagen: | |
So viel Gleichmaß war selten. Es ist, als habe der US-Schriftsteller | |
Benjamin Kunkel seinen Roman „Unentschlossen“ neu aufgelegt und um ein | |
Vorwort zur aktuellen Bundesligasaison erweitert. | |
Es gibt Ausnahmen, gewiss. Der FC Bayern hatte am Anfang der Saison eine | |
miese Miniserie samt Trainerentlassung, dann ging es seriell aufwärts, und | |
so bleibt es wohl auch. Diesmal wurde der VfL Wolfsburg mit 2:1 besiegt. | |
Der Absturz des 1. FC Köln am Anfang der Saison ist karnevallesk, eine | |
kleine Miniserie im Winter gab kurz Hoffnung, nun folgen wieder Niederlage, | |
Niederlage, Unentschieden (1:1 gegen Hannover). | |
## „Abwesenheit des Todes“ | |
Man kann hinschauen, wo man will: Augsburg, Mönchengladbach, Wolfsburg – | |
kein Verein kommt mal auf fünf, sechs Siege am Stück, kann sich absetzen, | |
ist aus dem Gröbsten raus oder kann klar für den internationalen Wettbewerb | |
planen. | |
Aufstieg und Fall des Hamburger SV sind die einzigen nennenswerten Serien | |
in dieser Spielzeit. Kurz konstant aufwärts, lang konstant abwärts. Der | |
letzte Sieg datiert aus dem November 2017. Statisch wie die berühmte | |
Stadionuhr gab sich das HSV-Personal (Spieler sollten wir sie derzeit nicht | |
nennen, denn da ist nichts Spielerisches) bei der 1:2-Heimniederlage gegen | |
Bayer Leverkusen bis zur 65. Minute; ein bisschen Gegenwehr im Anschluss | |
als Lebenszeichen. Lebenszeichen? Selbst wer Leben nur als „Abwesenheit des | |
Todes“ definiert, kann diese Frage nur mit einem klaren „Jein“ beantworte… | |
Bayer Leverkusen dagegen hat – wie in Hamburg zu sehen war – alles, was man | |
braucht, um aus dem Graubrotbereich herauszuragen. Viel individuelle | |
Klasse, insbesondere von Leon Bailey, gute taktische Vorgaben, die oft | |
erfüllt werden und mit [2][Deniz Yücel den freiesten Fan, wo gibt]. | |
Aber auch Bayer 04 bekommt keine Serie hin. Zwei, drei gute Spiele am | |
Stück, um dann wie am vergangenen Spieltag zu Hause gegen Hertha BSC Berlin | |
zu verlieren, ein Team, dem ansonsten auswärts die Gefährlichkeit eines | |
Feldhamsters nachgesagt wird. In Berlin aber ist es schwer, die Hertha zu | |
schlagen, und so gewinnt Mainz diesmal dort problemlos mit 2:0. | |
Wir geben zurück ins Funkhaus bzw. in die Medienredaktion der taz. Denn die | |
hat eine Serienkolumne, auf die 15 von 18 Bundesligavereinen momentan | |
voller Neid blicken. | |
18 Feb 2018 | |
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## AUTOREN | |
Maik Söhler | |
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