| # taz.de -- Ikea-Gründer soll Straße bekommen: Besser wäre „Allee des Bill… | |
| > Der verstorbene Ingvar Kamprad hat eine Nazi-Vergangenheit. Gegen eine | |
| > Straßenumbenennung in seiner Heimat regt sich Widerstand. | |
| Bild: Namenspate für die „Allee des Billyregals“ | |
| Stockholm taz | „Kampradstraße“, „Ingvars Weg“ oder „Ingvar-Kamprad-… | |
| Geht es nach dem Willen einer Mehrheit des Stadtrats der bei Stockholm | |
| gelegenen 110.000-Einwohner-Gemeinde Huddinge, soll eine Straße zu Ehren | |
| des kürzlich verstorbenen Gründers des Ikea-Konzerns benannt werden. Hier | |
| an der Autobahnausfahrt „Kungens Kurva“ liegt nämlich nicht nur Schwedens | |
| größtes Ikea-Warenhaus. Der Möbelhändler sei auch größter privater | |
| Arbeitgeber von Huddinge, betont der Stadtratvorsitzende Daniel Dronjak: | |
| „Viele Jugendliche haben da ihren allerersten Job bekommen.“ | |
| Doch deshalb Kamprad ehren? Kaum verbreitete sich die Nachricht, hagelte es | |
| heftige Kritik in sozialen Medien: Eine Straße nach einem Nazi und | |
| Steuerhinterzieher zu benennen, sei mehr als geschmacklos, kommentierten | |
| Facebook-Mitglieder. | |
| Als „aktiver Nazi“ war der damals 17-jährige Kamprad bereits 1943 in einer | |
| Akte des schwedischen Verfassungsschutzes SÄPO geführt worden. Auch nach | |
| 1945 sah er sich als Teil der faschistischen „Neuschwedischen Bewegung“ und | |
| unterstützte diese finanziell. Noch in einem 2010 geführten Interview habe | |
| Kamprad den Faschistenführer Per Engdahl als „einen großen Menschen“ | |
| bezeichnet, gibt Daniel Poohl zu bedenken, Chefredakteur der | |
| antirassistischen Zeitschrift Expo. Engdahl feierte Nazideutschland als | |
| Vorbild und war in der Nachkriegszeit bis zu seinem Tode 1994 als Ideologe | |
| rassistischer Organisationen aktiv. | |
| Auch Jonas Lundgren, politischer Sekretär der Linkspartei in Huddinge | |
| spricht von einer „problematischen Wahl“: „Huddinge ist eine vielkulturel… | |
| Stadt. Da soll sich niemand durch eine Namenswahl gekränkt fühlen.“ | |
| ## Verdienste für Schweden und Huddinge | |
| Gekränkt würde er sich zwar nicht unbedingt fühlen, sagt Piotr Zettinger, | |
| ein in Huddinge wohnhafter Überlebender des Holocaust. Aber muss Kamprad | |
| wirklich als Namensgeber für eine Straße herhalten? „Klar, er war ein | |
| geschickter Unternehmer und Geschäftsmann“, sagt Zettinger. Aber da seien | |
| eben auch seine politischen Aktivitäten: „Und da finde ich, die machen ihn | |
| ungeeignet.“ | |
| Die politisch Verantwortlichen in Huddinge scheint das nicht zu stören. Für | |
| Daniel Dronjak ist entscheidend, dass Kamprad sich 1994 für seine | |
| politische Vergangenheit „als größte Dummheit meines Lebens“ entschuldigt | |
| habe. Und seine Verdienste für Schweden und Huddinge seien unbestreitbar. | |
| Aber es gibt auch schon Vorschläge, nicht Kamprad, sondern lieber Ikea als | |
| Namensgeber zu wählen: „Allee des Billyregals“ oder vielleicht | |
| „Inbusschlüsselweg“? | |
| 13 Feb 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Reinhard Wolff | |
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