# taz.de -- Kolumne Geht's noch?: Hohe Boni trotz Millionenverluste | |
> Eigentlich gibt es keinen Grund für die Deutsche Bank, keine Gewinne zu | |
> machen. Doch sie macht Verluste und belohnt ihre Banker trotzdem dafür. | |
Bild: Schmerzhaft: Wenn man sich selbst kaputt macht, wie die Deutsche Bank | |
Die Deutsche Bank ist ein tragischer Fall: Sie wird systematisch | |
ausgeplündert – von ihren eigenen Investmentbankern. | |
In dieser Woche wurde bekannt, dass die Bank im vergangenen Jahr einen | |
Verlust von knapp 500 Millionen Euro eingefahren hat, es für die | |
Investmentbanker aber trotzdem Boni von einer Milliarde Euro geben wird. | |
„Leistung soll sich lohnen“, dieser Schlachtruf aller Neoliberalen gilt | |
nicht, sobald es um die eigene Selbstbedienung geht. | |
Allerdings sind die Banker diesmal sogar noch bescheiden. Besonders irre | |
war das Jahr 2015: Damals fuhr die Deutsche Bank einen Verlust von 6,8 | |
Milliarden Euro ein – aber an die Investmentbanker wurden stattliche 2,4 | |
Milliarden Euro ausgeteilt. | |
Die Begründung ist stets die gleiche und war auch diesmal zu hören: Die | |
hohen Boni sind angeblich zwingend, um die „besten Talente“ zu halten. | |
Diese Behauptung ist so absurd, dass sie sprachlos macht. Denn wenn die | |
Investmentbanker tatsächlich solch großartige „Talente“ wären, würde die | |
Bank ja nicht seit Jahren Rekordverluste verbuchen müssen. | |
Einen realistischen Blick haben nur die Aktionäre: Der Börsenkurs der | |
Deutschen Bank dümpelt bei knapp 14 Euro, was umgerechnet bedeutet, dass | |
alle Aktien der Bank ungefähr 30,6 Milliarden Euro wert sind. | |
Diese Summe mag zunächst stattlich klingen – ist aber eine Katastrophe. | |
Denn in der Bankbilanz sind 53 Milliarden als Aktienkapital ausgewiesen. | |
Übersetzt: Die Börsianer kalkulieren, dass fast die Hälfte des | |
Eigenkapitals längst futsch ist, aufgezehrt durch dämliche | |
Investmentbanker. | |
## Ausgezehrte Kuh auf einer fetten Wiese | |
Es gibt auch keine Hoffnung, dass sich die Lage der Bank je bessern könnte. | |
Denn sie verliert permanent an Umsatz. Im vergangenen Jahr schrumpften die | |
Erträge erneut um 5 Prozent – „bereinigt“. Unbereinigt waren 12 Prozent … | |
Umsatzes weg. Die Deutsche Bank ähnelt einer Kuh, die an Auszehrung leidet: | |
Irgendwann wird sie gar keine Milch mehr geben. | |
Dabei steht die Kuh eigentlich auf einer fetten Wiese: Die Weltwirtschaft | |
boomt, und es fallen kaum Kredite aus. Alle anderen Investmentbanken machen | |
daher dicke Milliardengewinne. | |
Es kann also nur schlimmer kommen: Sobald die nächste Rezession anbricht, | |
ist die Deutsche Bank das erste Opfer. Zahlen dürfen dann die Steuerbürger | |
– während sich die Investmentbanker an ihren kassierten Milliarden-Boni | |
erfreuen. Stets nach dem lächerlichen Motto: „Leistung muss sich lohnen.“ | |
2 Feb 2018 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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