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# taz.de -- Tennisspielerin Angelique Kerber: Hilfe aus dem gegnerischen Lager
> Angelique Kerber steht im Viertelfinale der Australian Open. Dass sie
> wieder Erfolg hat, liegt auch an ihrem neuen Trainer.
Bild: Mit ihrem neuen Trainer hat Angelique Kerber wieder Erfolg
Melbourne taz | Seine neue Chefin kannte Wim Fissette schon lange. Sie
wusste bestens über ihn Bescheid, lange vor dem ersten gemeinsamen
Arbeitstag im vergangenen Spätherbst. Fissette arbeitete viele Jahre für
das gegnerische Lager. Seine Aufgabe war es, die richtigen Strategien für
Spiele gegen Angelique Kerber zu entwickeln. So stand er etwa in Diensten
von Simona Halep, Viktoria Azarenka, Johanna Konta oder auch Sabine
Lisicki. Jetzt entwickelt der Tennistrainer Strategien für Kerber.
„Ich hatte einen genauen Plan, woran ich mit Angie arbeiten wollte und
würde“, sagt der 37-jährige Belgier, ein jugendlich wirkender Coach, der
bereits in sehr jungen Jahren als Übungsleiter herausragende Erfolge
vorzuweisen hatte. Fissette war gerade einmal 29 Jahre alt, als er seiner
belgischen Landsfrau Kim Clijsters half, deren faszinierendes Comeback zu
inszenieren. 2009 holte Clijsters als junge Mutter beinahe aus dem Nichts
den Titel bei den US Open – und Fissette jubelte auf der Tribüne mit.
Eine lange Anlaufzeit haben Kerber und Fissette nicht gebraucht für ihre
Rückkehrmission auf den Centre-Court. Bei den Australian Open wirkt die
ehemalige Weltranglisten-Erste drahtiger, zäher, wendiger und fitter als je
zuvor. Das Ergebnis: bis zum schwer erkämpften Viertelfinaleinzug durch
einen wahren Entfesselungsakt gegen die Taiwanesin Su-Wie Hsieh (4:6, 7:5,
6:2) hatte die 30-Jährige noch kein einziges ihrer 13 Saisonmatches
verloren und zwischenzeitlich auch schon einen Turniererfolg in Sydney
gefeiert.
Und eins war, vor allem anderen, zu sehen: Kerbers langjährige Schwäche,
der zu langsame, oft nicht dynamische und wenig selbstbewusste Aufschlag,
war schlicht auf einmal keine Schwäche mehr. Er hatte sich, im Gegenteil,
zu einem Pluspunkt entwickelt, zu einem mitbestimmenden Faktor, um Matches
zu gewinnen.
„Als wir uns das erste Mal zusammensetzten und über die gemeinsame Arbeit
sprachen, habe ich klar gemacht, dass wir am Aufschlag etwas richtig
verändern müssen“, sagt Fissette, „schließlich ist das der einzige Schlag
im Tennis, den der Gegner nicht beeinflussen kann.“ Auch im
Viertelfinalduell mit der Amerikanerin Madison Keys will Kerber druckvoll
servieren und auch ansonsten mit dem Selbstvertrauen ans Hand-Werk gehen,
das ihr der ideale Saisoneinstieg verliehen hat. „Ich bin einfach nur sehr
zufrieden, wie ich wieder Tennis spiele“, sagt Kerber, „das letzte Jahr ist
aus meinem Gedächtnis verschwunden.“
Fissette, der neue Mann an ihrer Seite, sei dabei ein wertvoller
Impulsgeber gewesen: „Es war wichtig und richtig, eine neue Stimme hören zu
können.“ Eine gut verständliche, denn Fissette spricht fließend Deutsch. Es
gibt also keinen allzu komplizierten Kommunikationsaufwand zu betreiben.
Fissette ist in Deutschland vor allem als Coach von Sabine Lisicki bekannt
geworden. 2013 mündete deren Kooperation mit dem engagierten Belgier in den
Finaleinzug von Wimbledon. Allerdings endete das Arbeitsverhältnis dann
schon im Herbst jener Saison – angeblich wegen „unterschiedlicher
taktischer Auffassungen.“
## Aufschwung für jede seiner Spielerinnen
Fissettes Reputation blieb dennoch unbeschädigt trotz all der typischen
Wechselspielchen, denen er in der launischen Frauentennis-Branche
ausgesetzt war. Er gilt als Mann, der noch jeder seiner Chefinnen einen
signifikanten Aufschwung bescherte und für spielerischen Fortschritt
sorgte. Es sei ein „Bauchgefühl“ gewesen, Fissette zu wählen, sagt Kerber,
aber es war natürlich auch eine sehr nahe liegende Personalentscheidung
nach der Trennung von Torben Beltz, mit dem sie lange zusammengearbeitet
hatte. Schließlich sind nicht viele Trainer mit vergleichbarer Biografie
und Meriten auf dem Markt.
Fissette weiß, woran er in den nächsten Wochen weiter arbeiten muss, um das
vielversprechende Comeback Kerbers in der Weltspitze auf ein tragfähiges
Fundament zu stellen. „Angie ist eine absolute Künstlerin in der Defensive.
Aber sie kann und muss sich noch mehr Angriff zutrauen. Sie hat alles, um
die Matches auch selbst klar zu bestimmen“, sagt Fissette. „Das Nahziel ist
nun, wieder in die Top Ten zu kommen.“
23 Jan 2018
## AUTOREN
Jörg Allmeroth
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