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# taz.de -- Replik des „Welt“-Korrespondenten: Trost für Cavusoglu
> Seit über zehn Monaten sitzt Deniz Yücel in der Türkei ohne Anklage in
> U-Haft. Nun reagiert er auf die Aussagen des türkischen Außenministers zu
> seinem Fall.
Bild: Spendet Mevlüt Cavusoglu Trost: Deniz Yücel
Istanbul dpa | Der seit mehr als zehn Monaten ohne Anklage in der Türkei
inhaftierte Welt-Korrespondent Deniz Yücel hat sich selber als „Geisel“
bezeichnet. In einer schriftlichen Erklärung aus dem Gefängnis in Silivri,
die seine Anwälte der Deutschen Presse-Agentur zukommen ließen, reagierte
Yücel [1][auf Aussagen des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu].
Cavusoglu hatte in einem an Neujahr veröffentlichten dpa-Interview zum Fall
Yücel gesagt, er sei „nicht sehr glücklich darüber, dass es noch immer
keine Anklage gibt“.
Yücel teilte in seiner in einem ironischen Ton gehaltenen Replik mit: „Das
hat mich sehr bekümmert. Schließlich möchte ich nicht, dass er meinetwegen
unglücklich ist. Aber ich kann ihn trösten: Wenn ich mich daran gewöhnt
habe, seit fast einem Jahr ohne Anklage als Geisel gehalten zu werden, dann
schafft er das auch.“
Zur Aussage Cavusoglus, die Vorwürfe gegen ihn seien „sehr ernst“, meinte
Yücel, es sei beruhigend, dass „wenigstens die türkische Regierung den
genauen Durchblick“ habe. „Schließlich unterliegen die Ermittlungsakten
weiterhin der Geheimhaltung, sodass meine Anwälte und ich immer noch nicht
wissen, woran wir sind.“ Die Untersuchungshaft für Yücel hatte ein Gericht
im Februar mit Vorwürfen der Terrorpropaganda und Volksverhetzung
begründet.
Cavusoglu hatte zudem gesagt, Yücel sei „seit 2015 nicht in der Türkei als
Journalist akkreditiert“ gewesen und daher auch nicht wegen Journalismus
inhaftiert worden. Der Korrespondent verwies darauf, dass er Cavusoglu im
November 2016 in Ankara bei einer Pressekonferenz mit dessen damaligen
Amtskollegen und heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier
persönlich gesehen habe.
Yücel äußerte sich außerdem zu einem neuen Notstandsdekret, wonach
männliche Putsch- oder Terrorverdächtige künftig in braunen
beziehungsweisen grauen Overalls vor Gericht erscheinen müssen. Der
Korrespondent machte deutlich, dass er solche Einheitskleidung nicht tragen
werde. „Jungs, eure Uniform passt mir nicht. Niemals.“
Cavusoglu [2][wird am Samstag zu einem Besuch] bei Bundesaußenminister
Sigmar Gabriel in dessen Heimatort Goslar erwartet. Vor dem Besuch hatte
der türkische Minister deutlich gemacht, dass Ankara die Krise mit
Deutschland überwinden möchte. Aus Sicht der Bundesregierung ist eine
Normalisierung der Beziehungen allerdings ausgeschlossen, solange Yücel
ohne Anklage in Untersuchungshaft sitzt.
5 Jan 2018
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[1] /Tuerkischer-Minister-ueber-Deniz-Yuecel/!5471584
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