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# taz.de -- Handel mit afrikanischen Eseln: Chinas neues Elfenbein ist Eselhaut
> China senkt die Importzölle für die Haut von Eseln aus Afrika.
> Tierschützer prangern das Abschlachten der Huftiere für die chinesische
> Medizin an.
Bild: Fahrzeug mit drei Eselstärken: Die Tiere sind billiger und zuverlässige…
Cotonou taz | Esel sind in Westafrika nicht wegzudenken: Auf den Feldern
der Kleinbauern ziehen sie den Pflug. Vor Holzkarren gespannt, bringen sie
Trinkwasser von Brunnen in großen gelben Kanistern in die Dörfer und
Häuser, Frauen auf den Markt und Kinder so manches Mal sogar in die Schule.
In Ouagadougou, Hauptstadt von Burkina Faso, wird sogar der Müll mit ihnen
abtransportiert. Dabei ist der Esel in der Regel genügsam und anspruchslos.
Die Frage ist nur, wie lange er seine Arbeit noch verrichten kann. Denn
Esel – kaum beachtet und gerne als stur, mitunter sogar dumm bezeichnet –
werden in Afrika zum kostbaren Gut. Grund dafür ist die rasant steigende
Nachfrage aus China.
Neben dem Eselfleisch, das mancherorts zu Burgern und Suppen verarbeitet
wird, ist es vor allem die Haut, die die Chinesen so lieben. Wird die
eingeweichte Haut ausgekocht, kann aus ihr Gelatine für das Luxusprodukt
Ejiao gewonnen werden. Die sogenannte schwarze Gelatine ist in der
traditionellen chinesischen Medizin bekannt und beliebt. Sie soll gegen
allerlei Krankheiten helfen, von Erkältungen bis hin zu Gebrechen des hohen
Alters.
Ejiao ist vor allem teuer. Ein Kilo kostet bis zu 320 Euro. Für einen Esel
muss man in Westafrika aktuell allerdings nur rund 150 Euro bezahlen, was
die Gewinnspanne für das Schlachten und Häuten von Eseln verdeutlicht.
Mancherorts ist das Tier damit allerdings dreimal so teuer wie noch vor
zwei Jahren. Für viele Kleinbauern ist der Esel deshalb unbezahlbar
geworden.
Die französische Umweltschutzorganisation Robin des Bois geht davon aus,
dass China jährlich 4 Millionen Eselhäute braucht, um die Nachfrage zu
decken. Verschiedenen Schätzungen zufolge gibt es im ganzen Land aber bloß
zwischen 5,4 und 6 Millionen Grautiere. Das sind nur halb so viele wie noch
in den 1990er Jahren. Weltweit, so schätzt die Schutzorganisation Donkey
Sanctuary, gibt es aktuell 50 Millionen Esel und Mulis. Extra für China
wurde vergangenes Jahr deshalb das Zuchtprogramm „K-P China Sustainable
Donkey Development Programme“ aufgelegt. Standort ist allerdings Pakistan.
Für den chinesischen Markt soll mittlerweile auch in der Mongolei gezüchtet
werden. Doch die Fortpflanzung von Eseln gilt als recht kompliziert und
anders als bei Pferden als schwer planbar.
## Esel sind besser als Autos
Deshalb hat jetzt sogar Chinas Regierung die Eselbeschaffung zur Priorität
erklärt. Seit Jahresbeginn liegen die Einfuhrzölle für Eselhäute statt bei
fünf nur noch bei zwei Prozent. Unternehmen, die Ejiao herstellen,
profitieren davon, sind aber bereits durch die Binnennachfrage gut
aufgestellt: Laut der Zeitung China Daily steigt diese jährlich um 20
Prozent und lag bereits 2016 bei 5.600 Tonnen. Ausgerechnet zum
Jahreswechsel ist in China aber auch ein Verbot von Handel und Verkauf von
Elefantenstoßzähnen in Kraft getreten. Die gelten in China als
potenzfördernd, und die große Nachfrage führte dazu, dass Elefanten in
Afrika Wilderern zum Opfer fallen. Das chinesische Verbot hat Tierschützer
daher gefreut; gleichzeitig ist die Gier nach Eselhäuten aber in den
Hintergrund gerückt.
Mit dem neuen Esel-Gesetz werden nun Schutzmaßnahmen in sieben
afrikanischen Staaten ignoriert. Uganda, Tansania, Botswana, Niger, Burkina
Faso, Mali und der Senegal haben die Ausfuhr von Eselhaut nach China
bereits verboten. Aus gutem Grund, findet die Organisation Robin des Bois.
In Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt, könnten die Grautiere
sonst in den kommenden fünf Jahren komplett verschwinden, lautet eine
pessimistische Prognose. Gerade für Kleinbauern gilt das als Katastrophe.
Ihnen fehlt einerseits das Geld, sich motorisierte Transporter zu kaufen
und sich dafür möglicherweise über Jahre zu verschulden. Andererseits sind
diese längst nicht so geländegängig und zuverlässig wie die Tiere. In
Regionen, in denen höchstens Hauptstraßen asphaltiert sind und Ersatzteile
schnell zur Mangelware werden, ist das ein wichtiger Aspekt.
Viel Wirkung zeigen die Exportverbote bisher aber nicht. Diebe schrecken
sie jedenfalls nicht ab. Vor allem im südlichen und östlichen Afrika klagen
Besitzer vermehrt über Diebstahl von Tieren. Die britische Organisation
Brooke, die sich für den Schutz von Arbeitspferden und Eseln einsetzt,
schätzt, dass in Kenia unter den täglich 400 geschlachteten Eseln
zahlreiche geklaute seien. Kenianische Behörden haben mehr
Diebstahlsanzeigen verzeichnet.
Weitaus abgebrühter operieren ersten Berichten zufolge allerdings Wilderer
in Südafrika und Botswana auf der Suche nach Eseln. Funktioniert der Handel
mit Elfenbein nicht mehr, dann könnten die Häute der Grautiere künftig
diesen Platz einnehmen.
11 Jan 2018
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Elfenbein
Tierschutz
Esel
China
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Online-Shopping
China
Elefanten
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