# taz.de -- Ausnahmezustand in Honduras: Militär gegen linke Demonstranten | |
> Auch eine Woche nach der Präsidentschaftswahl in Honduras gibt es kein | |
> offizielles Wahlergebnis. Dafür aber massive Proteste auf der Straße. | |
Bild: Im Ausnahmezustand: Militärcheckpoint in Tegucigalpa | |
Oaxaca taz | Straßenblockaden, brennende Autoreifen und Tote: Eine Woche | |
nach den Präsidentschaftswahlen in Honduras spitzt sich die Lage im Land | |
immer mehr zu. Seit Tagen demonstrieren Tausende Oppositionelle und werfen | |
der Regierung vor, bei der Auszählung der Stimmen betrogen zu haben. | |
Staatschef Juan Orlando Hernández verhängte indes am Freitag einen | |
zehntägigen Ausnahmezustand. Von 18 Uhr bis 6 Uhr gilt seither eine | |
Ausgangssperre. Zudem soll nun das Militär die Polizisten im Einsatz gegen | |
die Demonstrantinnen und Demonstranten unterstützen. | |
Nach Angaben des unabhängigen Netzwerks „Runder Tisch der Menschenrechte“ | |
sind bei den Protesten zwei Menschen getötet und mindestens 24 durch | |
Polizeikugeln verletzt worden. Etwa 300 Personen wurden festgenommen. | |
Bewaffnete erschossen während einer Kundgebung aus dem Auto heraus eine | |
Demonstrantin. Augenzeugen zufolge waren die Täter Polizisten. Wegen des | |
brutalen Vorgehens der Sicherheitskräfte wirft das Netzwerk der Regierung | |
„Staatsterrorismus“ vor. | |
## Verdacht auf Schönung der Ergebnisse | |
Die Proteste entzündeten sich, nachdem die Nationale Wahlbehörde (TSE) über | |
Tage hinweg das Endergebnis der Präsidentschaftswahlen vom Sonntag letzter | |
Woche nicht bekannt gegeben hat. Noch immer ist unklar, ob der Kandidat des | |
Mitte-links-Bündnisses Oppositionelle Allianz gegen die Diktatur, Salvador | |
Nasralla, oder der erneut angetretene Staatschef Hernández das Rennen | |
gemacht hat. | |
Hernández von der konservativen Nationalen Partei (PNH) hatte zunächst | |
unerwartet deutlich hinter Nasralla gelegen. Fünf Prozentpunkte trennten | |
die beiden Kandidaten voneinander. Doch im Laufe der Woche rückte der | |
PNH-Politiker nach offiziellen Angaben zunehmend auf, bis er am Freitag | |
nach Auszählung von 94,3 Prozent der Stimmen um 1,5 Prozent vor seinem | |
Konkurrenten lag. Wegen „Unstimmigkeiten“ will die TSE die verbleibenden | |
1.031 Urnen nun von Hand auszählen. | |
Kritiker vermuten, dass die Wahlbehörde das Resultat zugunsten des | |
Staatschefs geschönt hat. Auch die Tatsache, dass während der Auszählung | |
das gesamte Computersystem mehrere Stunden ausgefallen ist, nährt diesen | |
Verdacht. | |
„Wir werden das betrügerische Resultat nicht anerkennen“, erklärte | |
Nasralla, obwohl er sich zuvor wie Hernández gegenüber der Organisation | |
Amerikanischer Staaten verpflichtet hatte, das Ergebnis zu respektieren. Er | |
ist davon überzeugt, dass Stimmzettel aus entlegenen Gebieten, in denen die | |
Mehrheit für ihn gestimmt habe, manipuliert worden seien. | |
## Kein Vertrauen in die Wahlbehörde | |
Auch die indigene Organisation Copinh, der die 2016 ermordete | |
Umweltschützerin Berta Cáceres angehörte, spricht von Manipulationen. Wie | |
die Oppositionsallianz hat sie kein Vertrauen in die Wahlbehörde, weil die | |
Institution den Staatschef unterstütze. | |
In der Kritik steht auch der Oberste Gerichtshof des Landes. Die Richter | |
hatten im Frühjahr entschieden, dass Hernández erneut kandidieren dürfe, | |
obwohl die Verfassung keine zweite Amtszeit für Präsidenten vorsieht. | |
Auch dagegen richten sich die aktuellen Proteste. Die Demonstranten werfen | |
der Regierung vor, durch Wahlbetrug und die verfassungswidrige Kandidatur | |
von Hernández einen zweiten Putsch durchzuführen. 2009 war der linke | |
Präsident Manuel Zelaya von Militärs aus dem Amt geputscht worden. Zelaya | |
gründete daraufhin die linke Partei Libre, die der Oppositionellen Allianz | |
gegen die Diktatur angehört. Die Putschisten begründeten ihren | |
Staatsstreich damals vor allem damit, dass Zelaya für eine zweite Amtszeit | |
kandidieren wollte. | |
3 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Wolf-Dieter Vogel | |
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