# taz.de -- Die Wahrheit: Pervärsä Glückwünsche | |
> Finnlands 100. Geburtstag. Nirgendwo in Europa, ja in der ganzen Welt ist | |
> die Finnlandisierung so weit fortgeschritten wie in Finnland. | |
Bild: Lebenslust in wallenden Barockgewändern | |
Am Mittwoch wird Finnland 100 Jahre alt, jenes Land, in dem die | |
Finnlandisierung europaweit am weitesten fortgeschritten ist. Die Finnen | |
machen einiges her, und sie sprechen dabei eine Sprache, die sich allen | |
Erschließungskriterien entzieht: Finndogermanisch. Für die Finnen muss man | |
größte Bewunderung hegen, natürlich auch für die Finninnen, wie sie das | |
Leben meist meistern, meist drinnen in völliger Umnachtung, denn draußen | |
ist es kalt und dunkel, 26 bis 27 Stunden am Tag, und den Rest über wird es | |
auch nicht richtig hell, und dunkel ist es auch im Sommer wegen der | |
Stechmückenschwärme. | |
Der Alltag der Finnen vollzieht sich überwiegend drinnen, weswegen sie über | |
hervorragende Innenarchitekten verfügen, natürlich auch | |
Innenarchitektinnen, das klingt eh schon fast wie ein finnischer Name, | |
Archi Tektinnen, der übrigens, es gibt ihn, ein enger Freund ist von Ovo | |
Maltinen, der einen Heißgetränkeverleih in Tampere betreibt, gemeinsam mit | |
seinen Partnerinnen Kari Katuren und Ruccola Hallenpolo. | |
Man fragt sich, wie die sich alle inspirieren können bei diesen | |
Lichtverhältnissen, ob da womöglich Drogen im Spiel sind, wie neulich der | |
Wissenschaftler Trauma Kautabaken behauptet hat, oder sogar Doping. Ob zum | |
Beispiel Mika Häkkinen, der Rennfahrer, gedopt war? Die Antwort ist simpel: | |
Sprit. In Finnland ist alles eine Frage des Sprits. Das Staatsmotto: Wozu | |
Anabolika, wir haben Alkoholika! | |
Das Leben sei hart im Norden, so Venti Latoren, der südlich des | |
Polarkreises eine private Entgiftungsstation unterhält mit angeschlossenem | |
Sauerstoffzeltplatz, was das Einzige sei, was sich dort oben noch rentiere, | |
Rentiere beispielsweise seien schon lange nicht mehr rentabel, da könnten | |
sich höchstens Rentner drum kümmern. Dort droben müsse man übrigens rasend | |
schnell sprechen, viele Gesprächsfetzen seien selbigen Momentes | |
schockgefroren, da sie den Mund verlassen, vieles ginge einem dabei durch | |
die Lappen. | |
Trinken würden sie deshalb, um die Worte flüssig zu halten, aber oft sei | |
die Kälte schneller, was Depressionen zur Folge habe. Jedenfalls, meint | |
sein Kollege Trafo Antennen, sei der Häkkinen nie gedopt gewesen, genauso | |
wenig wie alle anderen finnischen Sportler, Keke Rosberg oder die | |
100-Meter-Büglerin Lätta Wäscheleinen. | |
Man versteht sie zwar nicht, die Finnen, kann sie aber trotzdem gut | |
verstehen, einerseits; andererseits wiederum nicht: Sie hätten gar keinen | |
Grund, depressiv zu sein, bloß weil sie eine unaussprechliche Sprache | |
sprechen, man muss nur endlich beginnen, sie liebzugewinnen. | |
Vielleicht kann ja der finnische Satzbauminister Akku Sativen das Finnische | |
entflechten beziehungsweise Buchstabenwärmer an die Bevölkerung verteilen. | |
Bis dahin müssen wir uns an das Wort des finnischen Rationaldichters | |
Raureif Unsinnen halten: „Kaksi Yksi Unsinnen Makaken Pervärsä Kaloderma | |
Putzkolonnen Lahti!“ Oder so ähnlich. „Onnittelu!“ jedenfalls, Glückwun… | |
6 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Thomas C. Breuer | |
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