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# taz.de -- Die Wahrheit: Ich glaub, es hackt!
> Was bloß treibt der Specht in der Wärmedämmung von Häusern? Er baut sich
> in der morsch klingenden Fassade ein schöne Höhle für die Balzzeit …
Bild: Legt der Specht los, fliegt ihm das Zeug um die Ohren
Der ärgste Feind des Menschen ist nicht der Wolf, sondern der Specht. Bunt
treibt er es, meißelt Löcher in unsere wärmegedämmten Fassaden. Für den
Specht sind Wärmedämmplatten das, was für den Marder die Autogummischläuche
sind. Und warum bleibt der Krachmacher Specht nicht bei seinen natürlichen
Leisten? Es ist der Klang der Dämmplatten, die beim Zerhacken klingen „wie
morsches Holz“ (Marius Adrion vom Naturschutzbund Deutschland). Und
morsches Holz mag der Waldeszimmermann. Das braucht er nämlich, um sich
eine schöne Spechthöhle zu zimmern. Findet er keinen passenden Baum, meidet
er jenen Forst, weiß Spechtvater Brehm zu berichten.
Freudig bezieht unser Specht aber die moderne Höhle in der Dämmplatte, und
der entsetzte Hausfassadenbesitzer wird ihn so rasch nicht mehr los. Nach
unserem strengen Bundesnaturschutzgesetz darf ein Specht beim Nestbau und
beim Brüten nicht gestört werden! Haben die ungebetenen Gäste dann ihr
Brutgeschäft erledigt, ziehen umgehend die Nachmieter ein: Meisen und
Spatzenvolk. Die dürfen natürlich auch nicht behelligt werden. Doch durch
das Spechtloch dringt mittlerweile Feuchtigkeit in die Fassade ein, der
Effekt der Wärmedämmung geht auch perdu.
## Schimpfende Stare
Eine Chance bleibt dem aufgebrachten Hausbesitzer: Der Specht schätzt
nämlich Unruhe in seiner Nachbarschaft überhaupt nicht. Schimpfende Stare
etwa lassen ihn zu ruhigeren Fassaden weiterziehen. Kluge Hausbesitzer
bringen deshalb Nisthilfen für spechtvertreibende Gesellschaft an. Auch
Windspiele aus CDs und laute Musik helfen. Das könnte allerdings die
streitlustigen cholerischen Nachbarn ärgern. Raubvogelattrappen nimmt der
gewitzte Specht gleich gar nicht ernst.
Die Wut des Hausbesitzers steigt weiter, verlassen die letzten Nachmieter
des Spechts die Fassadenlöcher, um sich im Süden ein schönes Leben zu
machen. Der aufgebrachte Bürger darf nämlich die zurückgebliebenen Nester
nicht einfach entsorgen. Dazu braucht er erst eine artenschutzrechtliche
Ausnahmegenehmigung von der unteren Naturschutzbehörde. Und das kann
dauern. Bis er die bekommt, ist Frühjahr und die höchste Balzzeit der
Spechte. Im Grunde hilft laut Nabu nur eins: Eine sieben Millimeter
Gewebespachtelung plus drei Millimeter Oberputz. Nur wann anbringen?
## Morsche Bäume
Besser wir machen uns eine Spechtvorliebe zunutze: Schon Brehm berichtet,
dass der Vogel am liebsten in morsche Bäume einzieht. „Alle Forstleute und
Vogelkundigen, welche Spechtlöcher untersuchten, stimmen darin überein,
dass die Spechte behufs Ausarbeitung eines Schlaf- oder Brutbaums nur
solche Bäume in Angriff nehmen, deren Kern morsch ist, so gesund der Baum
von außen auch erscheinen mag.“
Sorgen wir für einen solchen Baum, dann wird der Specht unsere frisch
gedämmte Fassade ignorieren und sich umgehend am Köderbaum vergnügen.
Genügend morsche Stämme liegen ja dank „Xavier“ überall herum. Oder wir
bieten dem Specht unseren Exweihnachtsbaum an. Dieser hat schon einen
Christbaumständer, wir brauchen ihn gar nicht einzupflanzen. Die Äste
schmücke man reich mit Haselnuss und Mandelkern. Das wär dem Specht sehr
recht!
24 Nov 2017
## AUTOREN
Kriki
## TAGS
Christian Specht
Wärmedämmung
Afrikanische Schweinepest
Ivanka Trump
Tierwelt
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