# taz.de -- Neue „Vanity Fair“-Chefredakteurin: Niveau halten und Geld verd… | |
> Von der „New York Times“ zum Promiklatsch: Rhadika Jones' Karriere mag | |
> überraschen. Aber das US-Magazin macht auch Politik. | |
Bild: Mit Caitlyn Jenner auf dem Cover machte „Vanity Fair“ 2015 internatio… | |
Vor zwei Monaten gab Graydon Carter bekannt, dass er vom Posten des | |
Chefredakteurs der Vanity Fair zurücktritt. 25 Jahre hat der 68-Jährige das | |
Magazin erfolgreich geführt. Aufmerksamkeit erregte er zuletzt für seine | |
Auseinandersetzungen mit Donald Trump. Er bezeichnete ihn als | |
„short-fingered vulgarian“ und begleitete seine Wahl mit | |
kritisch-analytischen Hintergrundartikeln. | |
Am vergangenen Montag wurde bekannt, dass die 44-jährige Rhadika Jones | |
künftig an der Spitze der Vanity Fair stehen wird. Eine Position, die die | |
New York Times als eine der „meist begehrtesten“ und „prestigeträchtigst… | |
der Medienbranche bezeichnet. Zuletzt leitete Jones das Literaturressort | |
der New York Times und war jahrelang Redakteurin des Time Magazine. Aus | |
deutscher Sicht scheint es überraschend, dass jemand aus so einer Position | |
zu einem Klatsch-und-Tratsch-Magazin wechselt. Doch die deutsche Ausgabe | |
verleiht einen falschen Eindruck. Sie hatte mit dem US-amerikanischen | |
Magazin nicht viel gemein – außer dem Titel. | |
Unter der Leitung von Ulf Poschardt erschien 2007 die erste Vanity Fair in | |
Deutschland. Es sollte ein intellektuelles wöchentliches Magazin über | |
Kultur, Politik und People sein. Es wurde eine Mischung aus Gala und dem | |
Stern. Mit Knut, dem Eisbären, auf dem Cover, Interviews mit Prominenten | |
und Geschenketipps. Kritik zog das Magazin auf sich, als sie ein Interview | |
mit Horst Mahler veröffentlichte, in dem er den Holocaust leugnete. Nach | |
zwei Jahren wurde die Vanity Fair Deutschland eingestellt. | |
Auch die US-amerikanische Vanity Fair setzt ihren Schwerpunkt auf | |
Promi-Berichterstattung, wie einst dem ersten Interview mit Jennifer | |
Aniston nach deren Trennung von Brad Pitt. Doch die Mischung, Geschichten | |
aus Hollywood, politischen Reportagen und Gesellschaftsanalysen, ist ihr | |
Alleinstellungsmerkmal. Die Vanity Fair sorgt immer wieder für | |
internationale Schlagzeilen – mit Caitlyn Jenner auf dem Cover oder der | |
Veröffentlichung der Identität des [1][Watergate-Informanten Deep Throat]. | |
Doch obwohl das Magazin hohes Ansehen genießt und die renommiertesten | |
Magazinjournalisten für das Blatt schreiben, bekommt auch die Vanity Fair | |
die Printkrise zu spüren. Kürzlich musste ihr Verlag Condé Nast die | |
Printversion der Teen Vogue einstellen und 80 weitere Stellen kürzen. | |
Harvard-Absolventin Jones muss also das Niveau und gleichzeitig den | |
Unterhaltungswert hochhalten – und das Ganze soll sich am Ende auch noch | |
rechnen. Gibt leichtere Jobs. | |
19 Nov 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://www.vanityfair.com/news/politics/2005/07/deepthroat200507 | |
## AUTOREN | |
Carolina Schwarz | |
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