# taz.de -- Appell von Flüchtlingsinitiativen: Gegen den Kältetod | |
> Ein Bündnis ruft die griechische Behörden und die EU auf: Sie sollen die | |
> Geflüchteten auf den griechischen Inseln vor dem Winter schützen. | |
Bild: Ein Geflüchteter im Lager Moria auf Lesbos | |
Berlin taz | Ein Bündnis verschiedener Flüchtlingsinitiativen in | |
Griechenland hat einen [1][gemeinsamen Aufruf] an die griechischen Behörden | |
veröffentlicht: „Der Winter bricht an, auch für die Flüchtlinge in | |
Griechenland. Letztes Jahr sind bereits sechs Menschen wegen der | |
katastrophalen Zustände in einem Flüchtlingslager auf der Insel Lesbos ums | |
Leben gekommen – das darf sich nicht wiederholen“, heißt es in der | |
Stellungnahme, die am Mittwochabend an die Öffentlichkeit ging. | |
Unterzeichnet haben über vierzig Gruppen, die sich auf den griechischen | |
Inseln und dem Festland für Geflüchtete einsetzen. Neben internationalen | |
Initiativen wie Sea Watch und Borderline Europe sind auch lokale | |
griechische Gruppen dabei. „Für die Bewohner hier ist es unerträglich, dass | |
Menschen in ihrer direkten Nachbarschaft nicht genug zu essen haben, dass | |
sie Plastik verbrennen müssen, um nicht zu erfrieren“, sagt Marily Stroux | |
von Watch the Med, die seit Jahren in Griechenland lebt. | |
Der Aufruf folgt [2][einem Bericht von Ärzte ohne Grenzen, der am Dienstag | |
vorgelegt wurde] und die dramatische Lage auf den griechischen Inseln | |
beschreibt. Demnach leben allein im Auffanglager Moria auf Lesbos über | |
5.000 Menschen, obwohl es eigentlich nur für 1.800 ausgerichtet ist. „Ich | |
habe ein minderjähriges Mädchen getroffen, das neun Monate in Moria war“, | |
sagte Stroux der taz. „Sie hat nächtelang gefroren und konnte nicht | |
schlafen, weil die Leute um sie herum nachts geschrien haben. Noch immer | |
sind über 200 Kinder in dem Lager.“ | |
Der Aufruf des Bündnisses enthält klare Forderungen an die griechischen | |
Behörden, die Menschen von den Inseln zu lassen und in der Zwischenzeit | |
wintergerechte Unterkünfte bereitzustellen. „Im letzten Winter mussten die | |
Leute bei Minusgraden in Zelten schlafen“, sagt Valeria Hänsel von der | |
Initiative Bordermonitoring. „Die Bedingungen haben sich seitdem nicht | |
wirklich verbessert und es gibt keinen Plan, wie verhindert werden soll, | |
dass weitere Menschen erfrieren.“ | |
Die Forderungen des Bündnisses richten sich nicht nur an die griechischen | |
Behörden, sondern vor allem an die Europäische Union: „Die Zustände hier | |
sind nicht das Resultat einer Naturkatastrophe, sondern der europäischen | |
Flüchtlingspolitik, die die Menschen dazu zwingt, über Monate auf den | |
Inseln auszuharren. Manche, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, | |
erleben bereits ihren zweiten Winter hier“, sagt Hänsel. „Die EU muss sich | |
darum kümmern, dass die Asylentscheidungen endlich getroffen werden und die | |
Leute umgesiedelt werden.“ | |
12 Oct 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://opentheislands.wordpress.com/ | |
[2] /Fluechtlinge-in-Griechenland/!5452023 | |
## AUTOREN | |
Lucia Heisterkamp | |
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