# taz.de -- Schadschmetterlinge im Anflug: Falter in die Falle? Fataler Fehler! | |
> Das Pflanzenschutzamt warnt: Die ersten Buchsbaumzünsler sind in Berlin | |
> eingetroffen. Da hilft nur geduldiges Raupenquetschen. | |
Bild: Och, süß! Sagt der Mensch, und der Buchsbaum hüllt sich in düsteres S… | |
Miniermotte? War gestern! Der Schädling der Stunde heißt Buchsbaumzünsler. | |
Das Tierchen, das sich, wie es ihm sein Name aufträgt, an Buchsbäumen | |
gütlich tut, ist neu in der Stadt, aber schon Talk of the Town oder | |
zumindest überm Gartenzaun. Nachdem der Zünsler in den vergangenen Jahren | |
vor den Toren der Stadt aufmarschiert war – Schöneiche! Kleinmachnow! | |
Großziethen! –, verkündet das Landespflanzenschutzamt nun, dass erste | |
Exemplare in Berlin gefangen wurden. Und: „Es muss mit einer weiteren | |
Ausbreitung dieses Schadschmetterlings gerechnet werden.“ | |
Schadschmetterling – was für ein Wort! Gut und böse auf Tuchfühlung, | |
einander in Hassliebe verbunden. Ein fieser Falter, wer nun behauptet, das | |
sei kein Widerspruch und Schmetterlinge seien nicht per se die Netten im | |
Insektenreich. Genau genommen sind es aber auch nicht die flatterhaften | |
Flieger, sondern ihre nimmersatten Raupen, die unsere Buchsbaumbestände | |
bedrohen. Das tun sie aber so richtig. | |
In seiner ostasiatischen Heimat, aus der der hungrige Zünsler vor gerade | |
mal zehn Jahren nach Deutschland eingeschleppt wurde, kann er bis zu vier | |
Lebenszyklen im Jahr durchmachen: Ei, Raupe, Puppe, Falter – Ei, Raupe, | |
Puppe, Falter – Ei … den Rest können Sie sich denken. Jede Raupengeneration | |
schabt erst das frische Grün von den Buchsbaumblättchen, nagt dann das | |
Blattskelett ab und schält anschließend die Rinde von den Zweigen. | |
Hierzulande, wo es ein wenig kälter ist, schafft die Art immerhin zwei | |
Durchgänge. | |
„Buchs wer?“, mögen Botanikbanausen nun fragen, aber die kleinen | |
Ziergehölze sind überall. Ob wild, rechteckig oder kugelrund, sie stehen in | |
Gärten, trennen Grundstücke – und repräsentieren. Barbara Jäckel, | |
stellvertretende Leiterin des Berliner Pflanzenschutzamts, weiß auch, wo: | |
„Im Regierungsviertel mit dem Schloss Bellevue, auf der Museumsinsel oder | |
in Parks wie am Schloss Charlottenburg.“ Das ebenso langlebige wie formbare | |
Gewächs macht was her und hat es sogar nach Hollywood geschafft („Edward | |
mit den Scherenhänden“). | |
## Dann eben Eiben | |
In öffentlichen Anlagen sieht Jäckel eher wenig Zukunft für die Bäumchen, | |
denn dem Zünsler geht es nur mit viel Manpower oder Gift an den kleinen | |
Pelzkragen. Das eine ist im Land reichlich knapp, das andere nicht nur von | |
Raupen mit Vorsicht zu genießen. Künftig könnten also Ersatzpflanzungen, | |
etwa Eiben, notwendig werden. | |
Wer eine Buchsbaumhecke im eigenen Garten pflegt, sollte einem Befall | |
zuerst rein händisch begegnen: Raupen abzupfen und zerquetschen, besonders | |
arg befallene Pflanzenteile abschneiden und zur Sicherheit in den Restmüll | |
verabschieden. Wenn’s nicht anders geht, gibt es auch zugelassene | |
Mittelchen, mal mehr, mal weniger biologisch. | |
Tunlichst vermeiden sollten Hobbygärtner das prophylaktische Aufhängen von | |
Pheromonfallen: Die riechen nach richtig gutem Faltersex und locken zwar | |
ein paar männliche Zünsler auf ihre Klebeflächen – am Ende hat man sich das | |
Problem damit aber erst in den eigenen Garten geholt. | |
5 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
## TAGS | |
Schädlinge | |
Pflanzenschutzmittel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |