# taz.de -- Ombudsfrau in der Flüchtlingshilfe: Hilfe für die Flüchtlingshel… | |
> Ex-Diakonin Annegrethe Stoltenberg wird sich als neue Ombudsfrau in | |
> Zukunft um Probleme und Streitigkeiten in der Hamburger Flüchtlingshilfe | |
> kümmern | |
Bild: Sieht harmonisch aus: Fahrradwerkstatt der Unterkunft an der Sophienterra… | |
HAMBURG taz | Simone Will wünscht sich einen Wachhund. Jemanden, der | |
„überall rein darf“. Seit Anbeginn der Flüchtlingskrise hat sie als | |
Mitglied der Initiative „Refugees Welcome – Karoviertel“ schon viele | |
Konflikte zwischen städtischen Werken und ehrenamtlichen Helfern miterlebt. | |
„Es gab nie jemanden, an den wir Freiwilligen uns mit unseren Problemen | |
wenden konnten“, sagt Will. | |
Ob die ehemalige Diakonin Annegrethe Stoltenberg ein solcher Wachhund sein | |
kann, werden die nächsten zwei Jahre zeigen. Am 1. Juli übernimmt | |
Stoltenberg das Ehrenamt der Ombudsfrau für Flüchtlingshilfe, wie am | |
Dienstag auf der Landespressekonferenz des Senats bekannt gegeben wurde. | |
Die Einrichtung einer Ombudsstelle gilt für viele Aktivisten in der | |
Flüchtlingshilfe als lange überfällig. „Die katastrophalen Zustände haben | |
sich inzwischen von selbst aufgelöst“, kritisiert Will den späten Aufgriff | |
der eineinhalb Jahre alten Forderung. | |
Sozialsenatorin Melanie Leonhard rechtfertigt die lange Zeit bis zur | |
Verwirklichung: „Wir waren im Krisenreaktionsmodus“. Für die Einrichtung | |
einer Ombudsstelle sei zwischen überfüllten Baumärkten und Turnhallen | |
einfach keine Zeit gewesen. | |
Jetzt hat Stoltenberg also das sehnsüchtig erwartete Amt angetreten. Lange | |
in der Bildungs- und Sozialarbeit tätig, fühlt sich die ehemalige Lehrerin | |
und Pastorin dem konfliktreichen Arbeitsbereich durchaus gewachsen: „Nur | |
weil es nicht mehr um überfüllte Turnhallen geht, bedeutet das ja nicht | |
dass es keine wichtigen Themen mehr gibt.“ Sie will in ihrer Amtszeit das | |
Augenmerk auf kulturelle Konflikte und Integration legen. | |
Die unabhängige und nicht weisungsgebundene Beschwerdestelle soll bei | |
Streitfällen vermitteln und von Flüchtlingen und Ehrenämtlern, aber auch | |
von Mitarbeitern in den Unterkünften und Bürgern angerufen werden können. | |
Wenn Streitigkeiten nicht von den zuständigen Stellen einvernehmlich gelöst | |
werden können, soll Stoltenberg in Aktion treten. | |
Während die Ombudsfrau bei Fragen des Ausländerrechts nicht eingreifen | |
darf, soll sich der Wachhund-Traum von Simone Will zumindest teilweise | |
erfüllen: Stoltenberg wird in ihrem Amt ungehinderter und unangekündigter | |
Zugang zu allen Flüchtlingsunterkünften gewährt, solange dabei nicht die | |
Privatsphäre der Geflüchteten gestört wird. Ob sie aber auch beißen kann, | |
wird sich herausstellen müssen. „Daumenschrauben sind nicht so mein | |
Metier“, sagt Stoltenberg. Aber auch ohne die könne man hart verhandeln. | |
Verwirklicht wurde die Ombudsstelle als gemeinsames Projekt des Bündnisses | |
für Hamburger Flüchtlingshilfen (BHFI) und des Senats. Die | |
BHFI-Mitgründerin und SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Hendrikje | |
Blandow-Schlegel, war an der Umsetzung maßgeblich beteiligt und zeigt sich | |
nun sehr zufrieden: „Unser Konzept ist in Deutschland einmalig.“ Stuttgart | |
und Köln, die bereits Ombudsstellen betreiben, kümmerten sich nur um | |
Teilbereiche wie die Erstaufnahme. In Hamburg kann sich jeder an die | |
Ombudsfrau wenden – vom Flüchtling bis zum Anwohner. | |
Stoltenberg hofft, dass ihre auf den Einzelfall bezogene Arbeit auf die | |
Dauer auch strukturelle Wirkungen entwickle. | |
26 Apr 2017 | |
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