# taz.de -- Anschlag nach Mohammed-Karikaturen: Unmotivierte Brandstiftung | |
> Im Prozess um den Anschlag auf die „Morgenpost“ nach dem Abdruck von | |
> Mohammed-Karikaturen bestreiten die Angeklagten einen religiösen | |
> Hintergrund. | |
Bild: Feuerwehrleute löschen den Brand im Keller der „Hamburger Morgenpost“ | |
hamburg taz | Mehr als zwei Jahre nach dem Brandanschlag auf die Hamburger | |
Morgenpost (Mopo) hat der Prozess gegen vier Jugendliche im Alter von 20 | |
bis 22 Jahren wegen versuchter schwerer Brandstiftung vorm Landgericht | |
begonnen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Tat in der Nacht | |
zum 11. Januar 2015 – ebenso wie eine Brandstiftung tags zuvor an der | |
Max-Brauer-Schule – aus Verärgerung über Mohammed-Karikaturen aus dem | |
Satiremagazin Charlie Hebdo geschah. Die Angeklagten räumten die Taten zwar | |
in Erklärungen ein, bestritten aber einen politisch-religiösen Hintergrund. | |
„Mich haben die Mohammed-Karikaturen überhaupt nicht interessiert“, so ein | |
22-jährige Angeklagter. | |
Der islamistisch-motivierte Mord an elf MitarbeiterInnen von Charlie Hebdo | |
am 7. Januar 2015 wegen der Mohammed-Karikaturen war weltweit als Anschlag | |
auf die Pressefreiheit verstanden worden. Viele Medien – darunter die Mopo | |
– solidarisierten sich, indem sie die Karikaturen mit dem Zusatz auf | |
Titelseiten nachdruckten: „So viel Freiheit muss sein.“ | |
## Anschlag auf Schule ging schief | |
Zwei der Angeklagten wird vorgeworfen, sie hätten aus Verärgerung darüber, | |
dass Schüler diese Karikaturen an der Max-Brauer-Schule ausgehängt hatten, | |
versucht, die Schule in Brand zu setzen. In der Nacht zum 10. Januar 2015 | |
sollen sie auf die Fensterfront des Obergeschosses der Schule erst | |
Schottersteine und dann einen Molotowcocktail geworfen haben. Das misslang | |
jedoch, da die Steine nur eine Scheibe der Doppelverglasung zertrümmerten | |
und der Brandsatz vor dem inneren Glas verpuffte. | |
Alle vier Angeklagten sollen dann in der Nacht darauf die Kellerfenster des | |
Mopo-Gebäudes mit einem Gullydeckel zerdeppert und einen Molotowcocktail in | |
den Keller geworfen haben, sodass Regale des Archivs Feuer fingen. Ein | |
Ausbreiten der Flammen verhinderte die Feuerwehr. | |
## Verdächtige sollen zu salafistischem Kreis gehört haben | |
Die Polizei war zunächst neun Tatverdächtigen auf die Spur gekommen, da | |
beide Taten identische Merkmale aufwiesen, einen Bezug zur | |
Max-Brauer-Schule hatten und der Gullydeckel zum Wohnort eines Verdächtigen | |
führte. Die Tatverdächtigen sollen zudem Experten zufolge dem „Altonaer | |
Kreis“ angehört haben, der sich in der Salafisten-Szene bewegte. Zu diesem | |
Kreis gehörte auch der 18-jährige Alfons R., der zur Max-Brauer-Schule | |
gegangen war, bevor er im September 2014 als Kämpfer der Terrororganisation | |
„Islamischer Staat“ nach Syrien ging und dort von kurdischen Scharfschützen | |
erschossen wurde. | |
Die Angeklagten bestreiten jegliche politischen Motive für die | |
Brandstiftungen. Der 20-jährige Angeklagte will nur besoffen „Schmiere“ | |
gestanden und nicht einmal gewusst haben, was das Wort „Molli“ bedeute, als | |
die anderen darüber redeten. Religion habe für ihn nie eine Rolle gespielt, | |
er gehe auch nicht in die Moschee. Ein 22-Jähriger räumte allerdings ein, | |
er habe seinen Jugendfreund Bilal rächen wollen, über den die Mopo schlecht | |
geschrieben habe. Bilal hatte sich aber erst im Mai 2015 in Syrien dem | |
„Islamischen Staat“ angeschlossen, wo er unter ungeklärten Umständen star… | |
Der Prozess wird fortgesetzt. | |
10 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Peter Müller | |
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