# taz.de -- Peter Kloeppel über TV-Nachrichten: „Ich sehe mich nicht als Fei… | |
> Seit 25 Jahren ist Peter Kloeppel Chefmoderator von „RTL Aktuell“. Die | |
> Qualität beim Privatsender sei so hoch wie bei den | |
> Öffentlich-Rechtlichen, findet er. | |
Bild: Helmut Kohl (CDU), Peter Kloeppel und Hans Mahr (beide RTL) im August 199… | |
taz.am wochenende: 25 Jahre „RTL Aktuell“ – da können Sie ja fast vom Kr… | |
erzählen. Wann haben Sie gemerkt, dass Sie nicht bloß Teil irgendeines | |
Experiments sind, Herr Kloeppel? | |
Peter Kloeppel: Schon, als mich der Sender gefragt hat, ob ich das machen | |
will. Damals hatten wir uns gleich auch ein neues Studiodesign angeschafft | |
in Anlehnung an das US-Fernsehen – ein Zeichen, dass RTL in Nachrichten | |
investiert. Wir haben dann sehr bald gemerkt, dass uns nicht nur die | |
Zuschauer, sondern auch die Politik akzeptieren. 1996 hat uns der | |
Bundeskanzler erstmals ein Sommerinterview gegeben. | |
Helmut Kohl war der Durchbruch? | |
Das war immerhin ein Novum. ARD und ZDF hatten davor immer den Eindruck | |
erweckt, dass sie das Nonplusultra sind, wenn es um Politik geht. Aber dann | |
konnten wir zeigen: Wir müssen uns nicht verstecken. | |
Letztlich senden Sie seit 25 Jahren vor allem gegen die ZDF-„heute“. Wer | |
hat am meisten vom anderen abgeschaut? | |
Wir sind mit der Zeit doch alle beweglicher geworden. Wir bei RTL betreiben | |
intensiv Marktforschung. Von unseren ZuschauerInnen wissen wir, dass | |
politische Ereignisse heute stärker in ihr Leben hineinwirken. Also | |
erklären auch wir politische Entscheidungen häufiger und bleiben an Themen | |
wie Terrorismus und Populismus dran. Sogar die „Tagesschau“ verändert sich | |
und setzt mittlerweile auf den Teleprompter. Vor zehn Jahren wäre das noch | |
undenkbar gewesen. | |
In der Abmoderation haben „Tagesschau“-Sprecher inzwischen sogar Beine. | |
Revolution! | |
Vielleicht hat sich „heute“ stärker an „RTL Aktuell“ angenähert als | |
andersherum? Im Archiv finden sich jedenfalls Geschichten mit Titeln wie | |
„Heute wird gekloeppelt“ zum Relaunch der ZDF-Nachrichten. | |
Als das ZDF in sein virtuelles Studio umgezogen ist, war die Aufregung | |
groß. Wir haben aber damals schon gesagt: Das ist der richtige Schritt – | |
und für uns schon lange nichts Neues. Solange die Nachrichten und nicht | |
irgendwelche technischen Spielereien im Vordergrund stehen, ist das in | |
Ordnung. | |
Für die Konkurrenz sind Sie der Mann aus Teflon. Das ZDF hatte versucht, | |
Matthias Fornoff mit einer aufwendigen Kampagne als den „Mann von heute“ | |
gegen Sie zu setzen. War das nicht niedlich? | |
Ehrlich gesagt habe ich mir darüber gar nicht so viele Gedanken gemacht. | |
Ich kenne die Mechanismen natürlich gut: Wenn man neue ModeratorInnen | |
etablieren möchte, fährt man auf, was man kann. Kampagnen in Print und | |
Online gehören dazu. Ich hatte Fornoff alles Gute gewünscht. Manchmal | |
funktioniert es, manchmal nicht. Jetzt moderiert eben jemand anderes – die | |
Hintergründe kenne ich nicht. | |
Vor der vergangenen Bundestagswahl hatten Sie gleichzeitig mit | |
WählerInnen und PolitikerInnen über die Wahlprogramme gesprochen. Legen Sie | |
„An einem Tisch“ neu auf? | |
Mal sehen, wir sitzen noch an Konzepten. In diesem Jahr werden wir aber vor | |
allem unsere täglichen Sendungen nutzen, um in verschiedenen kurzen | |
Formaten Politisches stark nach vorne zu stellen. Wir erreichen so unsere | |
ZuschauerInnen einfach besser: Wer jeden Tag Nachrichten sieht, bekommt in | |
der Summe mehr mit, als wenn er sich nur eine einzelne Sendung zu den | |
Wahlprogrammen ansieht. Meine Rolle wird aber auch dann sein, mich immer | |
wieder aus dem Studio heraus zu begeben. Ich werde durchs Land fahren, | |
wieder mit WählerInnen und PolitikerInnen reden. Das wird sicher heftig bis | |
September. | |
Hat Martin Schulz eigentlich schon bei Ihnen vorgefühlt? | |
Wofür?! | |
Na, ob Sie gegebenenfalls den Seibert machen und Regierungssprecher | |
werden. Ihrem früheren ZDF-Kollegen hat das Nachrichtenstudio ja dann auch | |
gereicht. | |
(lacht) Er wird da vermutlich nicht an mich denken – und ich wäre auch | |
nicht der richtige Mann dafür. Ich werde vermutlich mein ganzes Leben lang | |
keinen Haken an den Journalismus machen. Dafür bereitet mir der Job einfach | |
nach wie vor zu viel Spaß. | |
Auch RTL hat gerade jubiliert: Sie bleiben weitere drei Jahre dabei. Gab es | |
nie das eine verlockende Angebot, das Sie zum Nachdenken gebracht hat? | |
Bislang tatsächlich nicht. Dass andere gewechselt sind, hat vielleicht auch | |
damit zu tun, dass sie nicht so viele Möglichkeiten hatten. Ich kann bis | |
heute bei RTL immer wieder Neues ausprobieren – von eigenen Formaten vor | |
Bundestagswahlen über lange Reportagen bis hin zu historischen | |
Dokumentationen. | |
Ihr Sender weiß wohl, wie er sein ewiges Feigenblatt bei Laune hält. | |
Ich sehe mich nicht als Feigenblatt. Und wenn Sie tatsächlich meinen, der | |
Sender brauche mich, um anderes zu verdecken, vergessen Sie’s! Wir machen | |
seit über dreißig Jahren erfolgreich Fernsehen. Dass da nicht jedem alles | |
gefällt, das ist sicher auch bei den Öffentlich-Rechtlichen der Fall. Aber | |
wie gesagt: Es gab hier immer die Chance, Neues ausprobieren. Deshalb hat | |
es mich auch nie groß gejuckt nach dem Motto: „Mensch, jetzt muss ich | |
dringend etwas völlig anderes machen.“ Und das wird auch so bleiben. | |
1 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Daniel Bouhs | |
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