Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Thomas Häßler im „Dschungelcamp“: Ehrenrettung für Icke
> Der Ausflug des Dribbelkönigs Thomas Häßler in den RTL-Dschungel ist eine
> Karriereoption, die er wahrnimmt. Muss er sich deswegen verhöhnen lassen?
Bild: Ohne Fußballschuhe und Zigaretten: Thomas Häßler im „Dschungelcamp“
Ob der derzeit arbeitslose Trainer Uwe Rapolder zu den Exstars des Fußballs
gehört, ist schwer zu sagen. Thomas Häßler jedenfalls ist ganz sicher
einer. Exweltmeister, Exeuropameister, Exteilnehmer der Vox-Show „Ewige
Helden“, Exkandidat der RTL-Show „Let’s Dance“, aktuell noch Teilnehmer…
RTL-Dschungelcamp namens „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“.
Aber Uwe Rapolder hat sich für Häßler stark gemacht. Die Bild-Zeitung hatte
nämlich getitelt: „Ende einer Legende“. Grund für Rapolder, wütend auf
Facebook zu schreiben: „Ich frage mich: Was hat er getan? Hat er was
gestohlen? Hat er eine Frau bedrängt? Ist er gegen jemanden gewalttätig
geworden? Oder hat er gar, was wohl das Allerschlimmste wäre, seine Steuern
nicht bezahlt?“
Rapolder beantwortete seine Fragen selbst: Nein, Häßler sei nur in der
Fernsehsendung gelandet, die derzeit täglich acht Millionen Deutsche sehen,
„in jenem Format, über das die Bild täglich berichtet, quasi einen
Doppelpass spielt“.
Um den mittlerweile 50-jährigen Häßler, den alle „Icke“ rufen und der in
seiner Heimatstadt als Trainer des Achtligisten Club Italia Berlino
arbeitet, ein bisschen doof wirken zu lassen, zieht die Bild-Zeitung viele
Register: Eine „Schnarchnase“ sei er, hieß es in den ersten Tagen,
plötzlich „ausgerastet“ sei er, konnte man später lesen, er habe gar mit
Prügel gedroht. Was Bild meint und was RTL in seiner auf einfache Effekte
zusammengeschnittenen abendlichen Zusammenfassung des Geschehens
präsentiert hat, ist die genervte Reaktion des Rauchers Häßler, dem die
Produktionsfirma die Zigaretten weggenommen hat.
Der Kippenklau ist der Versuch von RTL, die versammelten Exstars und O- bis
T-Promis ein bisschen zu reizen und zu provozieren. Darauf hat Häßler
reagiert. „In mir brodelt es ohne Ende“, hat er gesagt, „und wenn dann no…
so ein Ding kommt, dann kriegst du gleich mal eine auf die Fresse. Also ich
brauche momentan ein bisschen, um mich zu beruhigen.“ Sogar dieses soll er
zum Schrecken der Einschaltquotenzähler gesagt haben: „Ich überlege
rauszugehen. So ein Kindergarten hier.“
## Hartwig, Immel, Ailton, Legat
100.000 Euro Gage erhält Häßler von RTL, ist zu lesen. Es sei die Idee von
seiner Frau, Anke Häßler, gewesen, in den Fernsehdschungel zu gehen. „Ich
halte den Dschungel für eine gute Herausforderung“, hat sie gesagt. „Man
wächst an seinen Aufgaben. Irgendwie bildet das auch die Persönlichkeit.“
Zudem sei der Dschungel doch „eine erfolgreiche Unterhaltungsshow“, sagte
Anke Häßler, die 1997 als Playmate im Playboy zu sehen war – „und nach
Australien kommt man ja auch nicht alle Tage“.
Eins fügte Anke Häßler noch hinzu: „Dschungelkönig“ wolle ihr Mann auf
keinen Fall werden. „Das wäre das Schlimmste für ihn. Immer so genannt
werden.“ Und das wiederum hilft bei der Beantwortung der Frage, die sich
viele Fußballfreunde, die bei RTL reinzappen, stellen: Was will der Häßler
da? Seine Ruhe will er! Mal eine Zigarette rauchen, in Ruhe am Lagerfeuer
sitzen, ein bisschen schlafen, und, bitte, alleine aufs Klo gehen.
Was hingegen die Fernsehmacher von ihm wollen, kann man vermuten: In
abendlicher vertrauter Runde erhofft man sich das Ausplaudern von
Geheimnissen und Tratschgeschichten und damit zugleich, dass eine weitere
Zielgruppe, die Fußballfans nämlich, die Show einschalten. In bislang jeder
Staffel waren frühere Spitzensportler dabei, oft Fußballer: der Trainer des
taz-Gehfußballteams, Jimmy Hartwig, der frühere Nationalkeeper Eike Immel,
Torschützenkönig Ailton und zuletzt Thorsten Legat.
Wie seriös die Wahlergebnisse sind, nach denen RTL seine Kandidaten aus der
Show herauskatapultiert, weiß keiner. Nach einer jüngst veröffentlichten
repräsentativen Zuschauerbefragung soll Thomas Häßler jedenfalls populär
sein.
Am Anfang war er mit 28 Prozent Zustimmung der beliebteste Kandidat,
zuletzt hieß es, er liege immerhin noch auf Platz zwei. Uwe Rapolder
jedenfalls, der zuletzt den Drittligisten SG Sonnenhof Großaspach betreute,
verteidigt mit Verve den „überragenden Fußballer, aber auch ehrlichen,
bescheidenen, insgesamt tollen Menschen Thomas Häßler“.
26 Jan 2017
## AUTOREN
Martin Krauss
## TAGS
Dschungelcamp
Fußball
Berlingespräch
Dschungelcamp
Dschungelcamp
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
## ARTIKEL ZUM THEMA
Berlins Fußball-Legende Thomas Häßler: „Ich wollte es den Großen zeigen“
Thomas Häßler, Weltmeister von 1990, trainiert derzeit einen Siebtligisten.
Ein Gespräch übers Kicken, RTL-Shows und das Team von einst.
Dschungelkönig Marc Terenzi: Quoten- und Retortenkönig
Der ehemalige Boybandleader und TV-Lover hat das diesjährige Dschungelcamp
gewonnen. 8,34 Millionen Menschen haben dabei zugeguckt.
Politik und das Dschungelcamp: Trump im Dschungel
Unbekannte Promis campen mal wieder im Dschungel. Soll man sowas gucken,
wenn gerade Wichtigeres passiert? Die Antwort lautet: ja.
Kommentar Präsident Donald Trump: Unmöglich, sich abzuwenden
Das Phänomen Trump ist das erschrockene und anregende Staunen über einen
zivilisatorischen Totalschaden. „Reality TV“ in der Realität.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.