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# taz.de -- Beziehungen zwischen Russland und USA: Russisches Kaffekränzchen
> Kleinigkeiten entscheiden in Russland darüber, wie derzeit der Blick auf
> die USA ausfällt. Nun soll der Caffè Americano umbenannt werden.
Bild: Americano? Phht! Dmitrij Medwedjew schlürft auch gern einen Russiano
Berlin taz | Der Übergang von Hass zu Liebe ist in Russland fließend. Der
letzte Beleg dafür ist die Türkei, das Lieblingsurlaubsland von Millionen
Russen. Genau genommen, es war das Lieblingsland, bis über der Türkei ein
russischer Flieger abgeschossen wurde. Auf Geheiß des russischen
Präsidenten blieben daraufhin die türkischen Hotels verwaist, quasi über
Nacht verschwand türkisches Gemüse aus russischen Läden.
Monate später – gerade noch pünktlich zur Hochsaison – kam die
Entschuldigung des türkischen Präsidenten. Flugs füllten sich die
Urlaubsflieger und die Moskauer Märkte, die Türken wurden wieder zu
Freunden.
Nun sind die US-Amerikaner dran. Noch vor kurzem hatte der
Antiamerikanismus in Russland den Rang einer Staatsideologie inne. Die USA
sind in russischen Augen traditionell beihnahe an allem schuld, was im Land
schief läuft, aber auch außerlalb, nicht zuletzt als Anstifter zu
Revolutionen in der unmittelbaren Nachbarschaft.
Dann kam der Trump-Triumph und die Stimmung kippte. Wladimir Putin zählte
zu den ersten Gratulanten, die Online-Netzwerke verfielen in Freudestaumel,
Autos mit wehenden USA-Fahnen prägten das Straßenbild, es starteten erste
Initiativen, Straßen nach Trump zu benennen.
Diesmal hielt die Euphorie nur wenige Tage. Am Mittwoch verblüffte der
russische Premierminister Dmitrij Medwedjew das Volk mit einem Vorschlag,
den Caffè Americano in Caffè Russiano umzubenennen. „Das wäre politisch
korrekter“, zitierte den Premier die Agentur Ria Nowosti. Ein paar Stunden
später meldete das Nachrichtenportal Iswestija mit Hinweis auf zuverlässige
Quellen in der republikanischen Partei der USA, dass der Wahlsieger Trump
vor seinem Amtsantritt keinen Moskau-Besuch plane.
Als Reaktion auf Medwedjews Vorschlag präsentierte eine Bar in
Jekaterinenburg ein „politisch korrektes“ Menü . Seit Donnerstag gibt es
dort statt Jack Daniels „Shora Denissow Whisky“, statt Steak „New York“
Steak „Woronesch“ und statt Cocktail „B 52“ Cocktail „SU 34“.
So neu ist die Idee nicht. Bereits 2014, kurz nach der russischen Annexion
der Krim, gab es in einem Café auf der Halbinsel folgende Bekanntmachung an
der Tür: „Achtung! Aufgrund nicht stabiler geopolitischer Lage bieten wir
kein Getränk namens Kaffee Americano. Bestellen Sie einen Kaffee Krimea.“
20 Nov 2016
## AUTOREN
Irina Serdyuk
## TAGS
Dmitri Medwedew
Russland
Donald Trump
Einiges Russland
Russland
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