# taz.de -- Urteil zu „Schwarzer Tango“ in Köln: Alice gewinnt mal wieder | |
> Ein Buch über Alice Schwarzer darf nicht ausgeliefert werden. Die | |
> Beziehung zur Autorin Waltraud Schade gehöre nicht in die Öffentlichkeit. | |
Bild: Gewonnen! Alice Schwarzer hat Recht bekommen | |
KÖLN taz | Alice Schwarzer hat mal wieder Recht bekommen. Das Landgericht | |
Köln hat am Donnerstag entschieden, dass das Buch „Schwarzer Tango“ der | |
Autorin Waltraud Schade über eine angebliche Beziehung zu Alice Schwarzer | |
nicht ausgeliefert werden darf. Schwarzers Anwalt hatte eine einstweilige | |
Verfügung gegen das Buch erwirkt. Der Verlegers Krischan Schoeninger hatte | |
dagegen Widerspruch eingelegt, diesen hat das Kölner Gericht heute | |
abgewiesen. Weitere rechtliche Schritte sind aber möglich. | |
„Schwarzer Tango“ ist eine erweiterte Fassung des Buchs „Tango für Alice… | |
gegen dessen Veröffentlichung Schwarzer erfolgreich gerichtlich vorgegangen | |
war. Es sollte im Rot & Licht-Verlag erscheinen, der „das Erotische unserer | |
Welt im Lichte zeigen“ will, „befreit von Denkverboten und Zwängen“, so … | |
Verlagshomepage. Das klingt ein bisschen nach Gegenprogramm zu einer längst | |
nicht mehr existenten Sexualmoral, die irgendwann vor Grindr, Post-Porn und | |
den Sexstories im *Vice Magazine* wohl mal in deutschen Schlafzimmern | |
geherrscht haben muss. Heute hat sie zumindest noch einen prominenten Fan: | |
Alice Schwarzer. | |
2011 hatte Schwarzer ihre Autobiographie „Lebenslauf“ veröffentlicht. Darin | |
bekannte sie sich erstmals zu dem offenen Geheimnis, dass sie eine | |
langjährige Beziehung zu einer Frau führt. Gleichzeitig berichtete sie von | |
einer 10 Jahre langen Liebesbeziehung zu einem Franzosen namens Bruno in | |
den 1970ern. Und genau in dieser Zeit hat sie eine 18-monatige Beziehung | |
mit Waltraud Schade geführt, behauptet diese. Schwarzer hat Schade zwar 106 | |
Briefe geschrieben, wie genau die Beziehung der beiden Frauen aussah, sei | |
aber „zwischen den Parteien streitig“, so die Kölner Richter und urteilten, | |
dass die Klärung dieser Frage nicht in die Öffentlichkeit gehöre. | |
Unliebsame Behauptungen verbreiten sich besonders gut, wenn man sie durch | |
Verbote aus der Welt schaffen will, wovon ja auch Schwarzers Altersgenossin | |
Barbara Streisand ein Lied singen kann. Ebenso naiv ist es zu glauben, dass | |
die Darstellung der eigenen Sexualität so etwas wie einen wahren Kern hat. | |
Sexualität entsteht beim Sprechen über Sex, nicht während der Handlung. | |
Jede/r Promi kann heute damit rechnen, Gegenstand von „slash fiction“ zu | |
sein, die ihm oder ihr schwule oder lesbische Affären andichtet und | |
meistens von jugendlichen Fans verfasst wird. | |
Wieviel „slash fiction“ in Waltraud Schades Darstellung von Alice Schwarzer | |
als polyamouröser bisexueller Frau steckt, wissen jedoch nur die beiden | |
Beteiligten. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn das Buch | |
veröffentlicht würde. Denn letztlich ist nicht die Person Alice Schwarzer | |
Gegenstand des Buchs, sondern die Marke der Starfeministin. Und darüber | |
darf nur eine Person die Kontrolle haben: Alice Schwarzer selbst. | |
9 Nov 2016 | |
## AUTOREN | |
Christian Werthschulte | |
## TAGS | |
Alice Schwarzer | |
Emma | |
Feminismus | |
Feminismus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Debatte Feminismus in Deutschland: Raus aus dem Mädchenmodus | |
Deutsche Feministinnen machen auf harmlos und teilen gleichzeitig heftig | |
aus. Sie sollten mehr Stärke zeigen und sich selbst ermächtigen. | |
Vortrag von Alice Schwarzer: Frau als Hauptfeind des Islamismus | |
Auf der Jahrestagung der PsychoanalytikerInnen spricht die Feministin über | |
Frauen, Männer und Grenzen. Leider verfällt sie dabei dem Populismus. |