# taz.de -- Bremen: Ein Umzug mit Folgen: Frauenheim muss umziehen | |
> Ein Heim für geflüchtete Frauen soll von Osterholz nach Bremen-Nord | |
> ziehen. Ehrenamtliche beklagen, die Frauen würden aus ihrem Umfeld | |
> gerissen. | |
Bild: Sind besonders schutzbedürftig: alleinstehende geflüchtete Frauen | |
BREMEN taz |Geflüchtete Frauen, die allein in Deutschland ankommen, | |
benötigen besonderen Schutz. Seit knapp einem Jahr gibt es für sie in | |
Bremen daher ein eigenes Übergangswohnheim mit 55 Plätzen auf dem Gelände | |
des Klinikums Bremen-Ost. Doch das soll geschlossen werden – und nach | |
Bremen-Nord umziehen. In einem offenen Brief haben sich Ehrenamtliche am | |
Dienstag an den Senat gewandt: Die Frauen würden damit aus ihrem sozialen | |
Umfeld gerissen. Das Sozialressort erklärte, es gäbe kaum eine Alternative. | |
„Mit Sorge“ sehe sie den Umzug des Frauenwohnheimes, schreibt unter anderem | |
Silvia Suchopar, Ansprechpartnerin für das ehrenamtliche Engagement in | |
Bremen-Ost bei der AWO. Die Bewohnerinnen besuchten in Osterholz die | |
naheliegende psychiatrische Tagesklinik oder das „Mütterzentrum OT“. Die | |
Kinder gingen vor Ort in Schulen oder Kindergärten. Mit einem Umzug würden | |
diese Kontakte und die Integrationsarbeit der Ehrenamtlichen „zunichte | |
gemacht“. | |
Im letzten Jahr hatte ein Bürgerschaftsbeschluss fraktionsübergreifend | |
einer separaten Unterkunft zugestimmt, um nach Berichten von sexuellen | |
Übergriffen betroffenen Frauen einen Schutzraum zur Verfügung zu stellen. | |
Derzeit steht ein zweites Wohnheim für gewaltbetroffene Flüchtlingsfrauen | |
kurz vor der Fertigstellung. | |
Bei alleinstehenden Frauen seien die Fluchtgründe oft | |
geschlechtsspezifisch, erklärt Mark Millies vom Flüchtlingsrat Bremen. Es | |
sei wichtig, dass sie im Aufnahmeland nicht der gleichen Gefahr durch | |
Männer ausgesetzt sind. Außerdem gebe es für Frauen in den Wohnheimen | |
besondere Bedürfnisse, zum Beispiel die bauliche Rücksichtnahme auf | |
Schwangere und Alleinerziehende. Es gebe aber auch viele Frauen, die mit | |
ihren Familien leben möchten und daher keinen Bedarf an separaten | |
Unterkünften hätten. | |
Für das Wohnheim auf dem Klinik-Gelände war der Mietvertrag von Anfang an | |
befristet, im November soll es wohl geschlossen werden, die | |
Krankenhausgesellschaft „Geno“ hat eigenen Bedarf angemeldet. | |
Als Alternative zu dem Umzug ins entfernte Bremen-Nord schlägt Suchopar in | |
ihrem Brief das renovierte ehemalige Verwaltungsgebäude auf dem Gelände des | |
Stiftungsdorfes Ellener Hof vor, welches 35 Plätze bietet und in der Nähe | |
wäre. Das Haus könne innerhalb von 14 Tagen bezogen werden. | |
Sozialressort-Sprecher Bernd Schneider erklärte jedoch, der Umzug nach | |
Bremen-Nord sei alternativlos: „Vom Fassungsvermögen her ist das Gebäude | |
dort für die Gruppe am geeignetsten“. Man wolle die Gruppe nicht trennen, | |
auch der Kontakt zu den Betreuerinnen müsse bestehen bleiben. | |
Und: Die Frauen könnten es als ungerecht empfinden, wenn ein Teil der | |
Gruppe bleiben könne, sagte Schneider. Im Ellener Hof lägen gemischte | |
Wohncontainer in wenigen Metern Entfernung, die Frauen seien dort daher vor | |
Männern nicht ausreichend geschützt. Die Therapieplätze blieben bestehen, | |
die Anfahrt sei mit den Öffentlichen Verkehrmitteln gut zu machen. „In | |
einem Stadtstaat hat man kurze Wege.“ | |
Suchopar plädiert dagegen für die Einquartierung speziell der | |
traumatisierten Frauen im Ellener Hof, die nicht-traumatisierten Frauen | |
könnten in den Wohncontainern der Nachbarschaft unterkommen. Am wichtigsten | |
sei der Schutzraum am Abend in der Einrichtung. | |
Für Millies wäre hingegen die beste Lösung, den Frauen, sofern sie dazu | |
bereit sind, zu eigenen Wohnungen zu verhelfen. | |
5 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Elisabeth Nöfer | |
## TAGS | |
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