# taz.de -- Stalkingvorwurf nicht erhärtet: Pferdefotos vom Chef | |
> Die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht mehr wegen Nachstellung gegen den | |
> bisherigen Inspektionsleiter der Wolfsburger Polizei, aber wegen | |
> Vorteilsnahme. | |
Bild: Strafrechtlich nicht relevant, disziplinarisch vielleicht schon: Pferdefo… | |
WOLFSBURG taz | Sie ist zurück auf ihrem alten Posten: Kripo-Chefin Imke K. | |
tritt heute in der Polizeiinspektion Wolfsburg-Helmstedt ihren Dienst an. | |
Sie hatte sich auf eigenen Wunsch versetzen lassen, weil sie sich von ihrem | |
früheren Chef Hans-Ulrich P. belästigt gefühlt haben soll. Die | |
Staatsanwaltschaft Braunschweig prüfte den Verdacht der Nachstellung (siehe | |
Kasten), hat die Ermittlungen nun aber eingestellt. Das Verhalten des | |
damaligen Leiters der Polizeiinspektion sei nicht strafbar, begründete die | |
Behörde. | |
Der 60-jährige P. soll seiner 25 Jahre jüngeren Kollegin Nachrichten per | |
Whatsapp geschickt haben – viele Nachrichten, auch in ihrer Freizeit. Laut | |
dem Spiegel soll der Chat-Verlauf zwischen der Kripo-Chefin und ihrem | |
Vorgesetzten ausgedruckt 150 DIN-A4-Seiten umfassen. Längst nicht alles | |
bezog sich auf die Arbeit, auch Pferdebilder soll P. verschickt haben. | |
## 150 Seiten Chat-Verlauf | |
Dass die Kripo-Chefin heute zurückkommt, sehen einige ihrer Kollegen mit | |
Sorge. Vor der Entscheidung der Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen | |
einzustellen, schrieben rund 20 Beamte aus der Polizeiinspektion | |
Wolfsburg-Helmstedt einen Brief an den Braunschweiger Polizeipräsidenten | |
Michael Pientka. „Wie sollen wir uns zwischenmenschlich ihr gegenüber | |
verhalten?“, fragten sie. | |
„Einige hatten Bauchschmerzen, aber das ist nicht die Mehrheit aus dem | |
Haus“, sagte Rainer Raschke, der Sprecher der Polizeidirektion | |
Braunschweig. Der Polizeipräsident habe „intensiv“ mit den besorgten | |
Kollegen gesprochen und ihre Bedenken ausgeräumt. | |
Dabei steht auch Pientka selbst in der Kritik. Er hatte, nachdem die | |
Stalkingvorwürfe bekannt wurden, Imke K. von ihren Aufgaben entbunden, | |
ihren Vorgesetzten P. aber zunächst in seiner Funktion belassen, statt ein | |
Disziplinarverfahren einzuleiten. Und er soll P. später eine positive | |
Bewertung ausgestellt haben, als dieser sich auf einen höher dotierten | |
Posten bewarb. | |
Deshalb läuft jetzt nicht nur gegen P. ein Disziplinarverfahren, sondern | |
auch gegen Pientka. Laut dem niedersächsischen Innenministerium lagen diese | |
während der strafrechtlichen Ermittlungen zwar auf Eis, könnten aber wieder | |
aufgenommen werden, wenn die Einstellung der Ermittlungen nach Ablauf einer | |
Frist von vier Wochen rechtskräftig ist und die Akten der | |
Staatsanwaltschaft vorliegen. Noch könnte die Kripo-Chefin Beschwerde | |
einlegen. Die Vorwürfe sind also nicht gänzlich vom Tisch. Das aber fordert | |
Michael Hoppe, der Rechtsanwalt des früheren Leiters der Polizeiinspektion. | |
## Der Anwalt des Polizeiführers verlangt volle Rehabilitation | |
„Die Vorwürfe sind unzutreffend“, sagt er. Nun müsse P., der gerade | |
krankgeschrieben ist, vollständig rehabilitiert werden. „Dazu gehört auch, | |
dass er zurück auf seinen Posten kommt“, sagt Hoppe. Denn wenn die | |
Kripo-Chefin in ihren alten Job zurückkehre und P. nicht, wirke das so, als | |
sei sie „die Gute und er der Böse“. Dieses Bild müsse korrigiert werden. | |
Auch der Sprecher der Braunschweiger Polizeidirektion will nicht | |
ausschließen, dass P. wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt. „Das | |
werden die weiteren Ermittlungen ergeben.“ | |
Die könnten sich hinziehen. Denn die Staatsanwaltschaft Braunschweig teilte | |
gestern mit, dass sie erneut gegen P. ermittelt – dieses Mal allerdings | |
wegen des Verdachts der Vorteilsnahme. Die Staatsanwaltschaft wollte bisher | |
keine Details nennen. | |
22 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Andrea Scharpen | |
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