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# taz.de -- Webserie über Ikea und Drogen: Möbel auf Drogen montieren
> Eine Youtube-Serie zeigt Menschen, die high Ikea-Möbel aufbauen. Der
> schwedische Konzern hat damit nichts zu tun – kriegt aber kostenlose
> Werbung.
Bild: Auf welchen Drogen die Erschaffer dieses Kunstwerks wohl waren?
Die Montageanleitungen von Ikea bringt Menschen zur Weißglut, stellt
Beziehungen vor die Zerreißprobe oder macht einfach nur schlechte Laune.
Und was hilft gegen schlechte Laune? Drogen. Das dachten sich zumindest die
Produzenten von “Hikea“, [1][einer Webserie auf Youtube], die Menschen
dabei zeigt, wie sie Ikea-Möbel auf Drogen zusammenbauen.
[2][In der ersten Folge der Serie] bauen Giancarlo und Nicole ein Regal
auf. Zuvor stellen sie sich ihrem Youtube-Publikum vor, sprechen über ihre
bisherigen Drogenerfahrungen und legen sich jeweils ein Paper LSD auf ihre
Zunge, die sie stolz in der Kamera präsentieren. Dann kann es losgehen. Die
beiden fangen an zu bauen, lachen, haben Spaß, gönnen sich kurze Pausen zum
Philosophieren am Fenster, oder um ihre Haarspitzen intensiv zu begutachten
und hämmern sich langsam aber sicher in Richtung Finale.
Fast fünf Stunden später ist das Regal aufgebaut und die beiden gehen ein
Stück spazieren. Und dann schaukeln sie gemeinsam bis das Video endet. Ein
harmonischer Spaziergang nachdem man ein Ikea-Regal aufgebaut hat?
Normalerweise undenkbar. Nicht umsonst haben Psychologen [3][in einem
Experiment] für die amerikanische Zeitschrift The Atlantic herausgefunden,
dass Menschen dazu tendieren, das Scheitern beim Ikea-Produkte-Aufbauen auf
ihre Beziehung zueinander zu projizieren. Und das führt meistens zu Streit.
Auf Droge dauert der ganze Prozess zwar länger, ist aber um einiges
entspannter.
[4][In Folge zwei baut Keith einen Tisch auf], nachdem er acht
halluzinogene Pilze gegessen hat. Da sieht das Ganze schon etwas
verzweifelter aus. Keith gibt mehrmals auf, geht aus dem Raum, will nicht
mehr, reißt sich dann wieder zusammen und vollendet sein Werk. Zwar
übergeht er 37 Schritte der Anleitung, sitzt dann aber glücklich lachend an
seinem selbst zusammengebauten Tisch. Keith war es auch, der den
Produzenten der Serie zum ersten Mal während des Drehs wirklich Sorgen
bereitet hatte weil er 30 Minuten lang verschwunden war, sagen sie [5][dem
Onlineportal Co.Create].
Aber er kam zurück, trank einen Orangensaft, machte seinen Job zu Ende und
ging in den Feierabend. Nachdem diese zweite Folge von Youtube gelöscht
wurde, weil sie gegen die Nutzungsbedingungen verstößt, haben Fine und
Taylor sie nochmals hochgeladen. Diesmal mit einem Disclaimer: „Drogen sind
schlecht, nehmt keine Drogen“. Das Video ist jetzt ab 18. Warum die erste
Folge nicht gegen die Nutzungsbedingungen verstößt, bleibt Youtube
vorbehalten.
Die Macher über das Konzept
Was sind das für Menschen, die andere dabei filmen, wie sie auf Drogen
Möbel zusammenbauen? Der Werbetexter Hunter Fine und der Creative Director
Alex Taylor haben sich dieser Marktlücke angenommen. Beide leben in
Brooklyn. Die Idee stammt aus eigenen Erfahrungen: “Wir mussten alle Mal
Ikea-Möbel aufbauen, vielleicht sogar nachdem wir ein paar Bier getrunken
haben. ‚Hikea‘ schien wie eine unterhaltsame Steigerung dieser Erfahrung“,
sagen sie der taz. Es ist eine Art soziales Experiment um zu sehen, wie
verschiedene Menschen auf verschiedene Drogen reagieren. Nachdem sie eine
Online-Anzeige geschaltet haben, fanden sich schnell Freiwillige, die
gleichzeitig auch ihre Wohnung bereit gestellt haben.
Der Name Hikea ist nicht ganz neu. Eine ähnliche Definition findet sich im
Urban Dictionary bereits von 2008 unter [6][“Highkea“]: “Wenn du Marijuana
rauchst, durch Ikea, den besten Ort der Welt läufst und für ein paar
Stunden verrückte Dinge tust“. Und das scheint wirklich ein einigermaßen
verbreitetes Hobby zu sein, denn unter dem Hashtag [7][#Highkea] findet man
hunderte Tweets über das Ikea-Shoppen auf Drogen.
Hikea hingegen, beschäftigt sich mit dem was danach kommt. Kein Wunder,
dass das Projekt gut ankommt. Der Youtube Channel ‚Hikea Productions‘
existiert zwar schon seit Anfang Mai, das Projekt wurde aber erst Anfang
August veröffentlicht. [8][Der Trailer] hat nach zwei Tagen 10.000 Aufrufe
auf Youtube. Fast 3.500 Menschen haben den Channel abonniert. Die Macher
freut das: “Wir stecken viel Arbeit ins Filmen, Bearbeiten und die
restliche Produktion. Wenn sich dann so viele Menschen dafür begeistern
können, fühlt sich das natürlich gut an“.
Ikea Werbung für lau
Der schwedische Konzern hat sich bisher noch nicht bei den Produzenten
gemeldet. Obwohl sie jedes Recht dazu hätten. Schließlich haben Fine und
Taylor den Namen des Konzerns abgeändert, das Logo geklaut und das
Unternehmen mit Drogen in Verbindung gebracht. Auf ihrer Webseite
distanzieren sie sich deshlab klar von einer Verbindung zu Ikea und hoffen,
dass der Konzern sie nicht verklagen wird, sondern “sich vielleicht doch
insgeheim darüber freut“.
Freuen könnte sich das Unternehmen wirklich. Zum einen über die kostenlose
Werbung, denn über den zwei ersten Episoden stehen jeweils die korrekten
Namen der verwendeten Ikea-Möbel. Zum anderen aber auch darüber, dass die
Videos zeigen, dass die Montage von ihren Möbeln auf Drogen immer noch
länger dauert, als ohne. Andersherum wäre das nicht ganz so optimal für das
Unternehmen.
Dass das Projekt keinen pädagogisch wertvollen Sinn hat, ist klar. Fine und
Taylor wollen, dass Menschen einfach Spaß dabei haben, zuzusehen, wie
andere auf Drogen auf eine stressige Situation reagieren. Doch es gibt
Grenzen, wie sie der taz sagen: “Wir wollen uns nicht mit dunklen
Suchtdrogen umgeben. Das hier soll eine fröhliche Serie sein“. Was genau
meinen Fine und Taylor mit „dunklen Suchtdrogen“? Was sind LSD und “Magic
Mushrooms“ in ihren Augen? Und wer wird sich in Zukunft noch dafür
interessieren, dass Menschen „in einer fröhlichen Serie“ öffentlich harte
Drogen nehmen? Weiter spannend.
12 Aug 2016
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/channel/UCkWetoOZZSi_215yzNPn4Gw/featured
[2] https://www.youtube.com/watch?v=856TBCokG3U
[3] http://www.theatlantic.com/business/archive/2015/09/ikea-furniture-fighting…
[4] https://www.youtube.com/watch?v=jBZ_ZeKy0yM
[5] http://www.fastcocreate.com/3062727/quick-hit/this-youtube-channel-is-devot…
[6] http://de.urbandictionary.com/define.php?term=high-kea
[7] https://twitter.com/search?q=highkea&src=typd
[8] https://www.youtube.com/watch?v=GUK35bSl3ys
## AUTOREN
Michelle Sensel
## TAGS
Ikea
Drogen
Ikea
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