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# taz.de -- Stiftung Warentest prüft Öko-Spülmittel: Unsaubere Mittel
> Viele mit „öko“ gelabelte Geschirrreiniger fielen bei der Stiftung
> Warentest durch – sie waren umweltfreundlich, jedoch wirkungslos. Es gibt
> Alternativen.
Bild: Dann schleckt er eben die Teller sauber – ist ja auch irgendwie öko
Berlin taz | Auf dem Geschirr klebten Milchhaut, Hackfleischreste,
Eigelb oder Pasta – dabei kam es frisch gespült aus der Spülmaschine der
Stiftung Warentest. Die hat für ihr Augustheft phosphatfreie Spülmittel
getestet, unter anderem auch solche von sogenannten Öko-Anbietern wie
Ecover, Alma Win und Sodasan. Die Warentester waren nicht überzeugt.
Während sie Ecover noch ein „befriedigend“ zusprachen, bekam der
Hersteller Alma Win nur ein „ausreichend“, Sodasan war sogar
mangelhaft.
Ab nächstem Januar begrenzt eine EU-Verordnung den Phosphatgehalt in
Geschirrspülmitteln deutlich. Viele Hersteller brachten deshalb
phosphatfreie Produkte auf den Markt. Einige Anbieter gehen sogar
einen Schritt weiter. Sie verzichten nicht nur auf Phosphate, sondern
verwenden auch überwiegend pflanzliche und mineralische
Rohstoffe. Das ist bei Ecover, Alma Win und Sodasan der Fall, weshalb
sie im Bericht der Stiftung Warentest als „Ökomittel“ bezeichnet
werden.
Für die Note der Umwelteigenschaften berechnete die Stiftung, wie
stark die Mittel pro Spülgang Gewässer belasten oder Verpackungen
verbrauchen. Am besten schnitt dabei Sodasan ab. Pech nur: Bei seinen
Spülgängen setzte sich besonders viel Kalk auf dem Geschirr und in der
Maschine ab. Außerdem spült es nicht: „Das Geschirr kommt mit
hartnäckigen Speiseresten fast so schmutzig aus der Maschine, wie
es die Prüfer hineingestellt haben“, heißt es bei der Stiftung
Warentest.
Reiner Metzger, journalistischer Leiter bei der Stiftung, führt das
auf „zu wenige Enzyme“ zurück: „Es gibt, vereinfacht gesagt, für
jeden Schmutz ein Enzym im Reinigungsmittel, etwa für Fette, Stärken,
Eiweiße“, so Metzger. Bei Alma Win seien zwar Enzyme vorhanden, jedoch
seien sie nicht so wirksam wie andere. Bei Sodasan fehlten sie ganz. Das
schlage sich auch in der Spülleistung nieder.
## Keine Einsicht bei den Herstellern
Die Hersteller Ecover und Alma Win waren für Stellungnahmen nicht zu
sprechen. Die Firma Sodasan beschwerte sich, dass das getestete
Produkt gar nicht das aktuelle sei. „Seit Anfang Juni haben wir eine
verbesserte Variante im Handel“, sagt Produktentwicklerin Anja
Müller. Sie bemängelt, dass „die extremen Verschmutzungen im Rahmen
des Testdesigns beim Verbraucher so gar nicht gegeben sind.“ Zudem
seien in einer firmeneigenen Verbraucherstudie die Kunden zufrieden
gewesen – „und wir produzieren für Kunden, nicht für Tests“. Kein
Verbraucher würde das konsequent ökologische Produkt immer wieder
kaufen, wenn es nicht reinigen würde. Auch Mängel an der Maschine
konnte Sodasan im Test nicht feststellen.
Die Stiftung Warentest weist die Vorwürfe zurück: „Man kauft in einem
bestimmten Zeitraum Produkte ein und prüft sie dann. Änderungen
werden nicht vorgenommen.“ Das geschehe nur, wenn falsch gemessen worden
sei, und „das ist hier nicht der Fall“, so Metzger. In der Zeitschrift
findet sich beim Testergebnis der Hinweis, dass laut Anbieter die
Rezeptur inzwischen geändert worden sei.
Marcus Gast vom Umweltbundesamt stört sich an dem Wort „öko“, es sage
bei Reinigungsmitteln überhaupt nichts aus. Bei Lebensmitteln etwa
sei „öko“ mit „bio“ vergleichbar, bei Geschirrspülmittel steht es
jedoch nicht für „umweltfreundlich“. Jedes Produkt kann mit „öko“
gekennzeichnet werden, weil es bei Reinigungsmitteln dafür keine
gesetzliche Regelung gibt. Er rät bewussten Verbrauchern auf das
EU-Ecolabel mit der Euroblume oder auf den Blauen Engel zu achten:
„Diese Label garantieren einerseits den Umweltschutz und
andererseits auch die Wirksamkeit der Produkte.“ Derzeit ist
allerdings kein Geschirrspülmittel für Maschinen mit dem Blauen
Engel ausgezeichnet.
Zwei der geprüften Produkte sind mit dem Ecolabel ausgezeichnet:
Claro Classic und OPM Geschirrreiniger Tabs. Sie erzielen in puncto
Umwelteigenschaften ebenso gute Ergebnisse wie die Produkte, die
auf pflanzlichen und mineralischen Rohstoffen basieren. Das Fazit
der Stiftung lautet: „Viele umweltschonende Mittel reinigen
wirklich gut.“
Phosphatfrei wirksam reinigen ist dank neuer, leistungsstarker
Enzyme möglich, ohne ginge es eben nicht. Noch bei der letzten
Untersuchung vor sechs Jahren schnitten phosphatfreie Mittel
deutlich schlechter ab.
31 Jul 2016
## AUTOREN
Clara Heinrich
## TAGS
Stiftung Warentest
Öko
Bio
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