Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Freezers-Sieg nützt wenig: Knirschen auf dem Eis
> Hamburg Freezers spielen in der laufenden DEL-Saison nur tristes
> Mittelmaß. Daran ändert auch ein 3:0-Sieg gegen den Lieblingsgegner
> Schwenningen wenig.
Bild: Hamburg siegt mit 3:0. Freezers-Torschütze Sean Sullivan (mit der Nummer…
HAMBURG taz | Wollte man die Misere der Hamburg Freezers veranschaulichen,
war am Freitag eine passende Szene rasch gefunden: Da spielte der Hamburger
Eishockeyclub bei den Kölner Haien (1:3), das Spiel war als reichlich
wichtig herausgestellt worden, aber bereichert wurde da vor allem das
Kuriositätenkabinett der Freezers-Torhüter um einen weiteren Auftritt.
Diesmal durfte Dimitrij Kotschnew sein Glück versuchen, den Coach Serge
Aubin vor einer Länderspielen geschuldeten DEL-Pause auf die Tribüne
verbannt hatte. Er versuchte es also – ohne Erfolg.
Nach einer von den Schiedsrichtern angezeigten Strafe gegen den Kölner
Alexander Sulzer glitt der Keeper zur Ersatzbank, um sich gegen einen
sechsten Feldspieler auswechseln zu lassen. Im Eishockey entsteht dadurch
eine 6:5-Überzahlsituation – solange, bis ein Spieler des Gegners, gegen
den eine Strafe angezeigt worden war, an den Puck kommt. Dann pfeifen die
Schiedsrichter sofort ab und die Zwei-Minuten-Strafe wird vollzogen. Man
könnte also von einer Vollkasko-Situation sprechen – eigentlich.
Am Freitag nämlich fingen die Hamburger sich dennoch ein Gegentor ein: Ein
über Bande gespielter Rückpass von Jerome Flaake schlitterte ins eigene
Tor. Der Treffer wurde Kölns Torhüter Gustaf Wesslau zugesprochen, der
etliche Sekunden früher als Letzter der Haie den Puck berührt hatte: Im
Eishockey gibt es keine Eigentore.
Klar: Von den Kölner Zuschauern gab es reichlich Hohn und Spott. Das sind
die Hamburger gewohnt: In dieser Saison spielen sie nur tristes Mittelmaß.
War ursprünglich Platz sechs als Minimalziel ausgegeben worden, ist das
längst überholt. Inzwischen wäre es schon ein Erfolg, wenn die
Pre-Play-offs erreicht würden: eine vorgezogene K.O.-Runde für jene Teams,
die nach den 52 Spielen der Hauptrunde die Plätze sieben bis zehn belegen.
Wer hier gewinnt, zwei Mannschaften, ziehen in die Play-offs ein. Und die
Hamburg Freezers stehen kurz vor dem Scheitern. Immerhin gab es am Sonntag
ein 3:0 gegen Lieblingsgegner Schwenninger Wild Wings. Dadurch stehen sie
mit jetzt 65 Punkten auf dem 10. Tabellenplatz.
Sechs Spiele stehen noch aus, vier davon auf eigenem Eis – gut für ein Team
wie die Freezers, zu deren vielen Problemen auch Auswärtsschwäche zählt:
Von acht Partien in der Fremde gingen zuletzt sieben verloren. Hinzu kommt,
dass es der Offensive an Durchschlagskraft fehlt, dass auch die durchaus
vorhandenen Top-Stars des Teams zu selten ihre Leistung abrufen. Zu allem
Überfluss fällt Kapitän Christoph Schubert wegen einer Ellenbogen-OP für
mehrere Wochen aus.
Das größte Problem ist aber die Sache mit dem Tor. Trainer Aubin, seit
September 2014 für die Freezers verantwortlich, lässt die Hüter munter
rotieren. Mal sitzt Kotschnew auf der Tribüne, dann steht er wieder auf dem
Eis, weil auch Sébastien Caron und Cal Heeter nicht zum Rückhalt taugen.
Aubin, für den Hamburg die erste Trainerstation ist, wurde zuletzt nach dem
2:5 bei den Eisbären Berlin heftig von Meistertrainer Hans Zach kritisiert,
bei jenem Spiel TV-Experte: „Die Führung in Hamburg ist zu schwach“,
urteilte Zach. „Die Torhüter brauchen Selbstvertrauen und dürfen nicht das
Gefühl bekommen, nach einem Fehler draußen zu sein. Da stimmt es vorne und
hinten nicht.“
Sportchef Stéphane Richer hatte zuvor die Bringschuld bei den Torleuten
gesehen: Man brauche einen, „der uns drei, vier Spiele gewinnt“. Was
Kotschnew in der Hamburger Morgenpost so konterte: „Bei Forderungen, dass
einzelne Spieler Partien gewinnen sollen, muss ich mich übergeben.
Eishockey ist ein Mannschaftssport. Es wäre fahrlässig, sich einzelne
Spieler rauszusuchen.“ Es knirscht also bei den Freezers. Darunter leidet
Aubins Autorität. Immer wieder unterstreicht der 40-Jährige: „Wir arbeiten
hart und werden dafür belohnt.“ Es klingt wie ein Mantra.
21 Feb 2016
## AUTOREN
Christian Görtzen
## TAGS
Freezers
Eishockey
Freezers
Eishockey
Playoffs
NHL
## ARTIKEL ZUM THEMA
Aus für Hamburg Freezers: Plektrum statt Puck
Eigentümer der Hamburg Freezers zieht sich endgültig zurück – es ist aus
mit dem hiesigen Profi-Eishockey. Für die Spielstätte gibt es schon eine
lukrativere Idee.
Eishockey: Underdogs auf Kufen
Angesichts des merkwürdigen Rufs, den sie geradezu kultivieren, wirkt der
sportliche Erfolg der Grizzlys Wolfsburg umso überraschender
Berliner Eisbären in den Playoffs: Herbe Niederlage zum Auftakt
Gegen die Kölner Haie verlieren die Eisbären das erste Spiel im
Viertelfinale der Play-offs 0:3, weil sie schlicht zu zahm antraten.​
Kolumne American Pie: Paulus on Ice
Jaromír Jágr spielt immer noch Eishockey. In Dallas präsentiert sich der
arrogante Schnösel von einst als Vorbild für die Jüngeren.
Einzug ins Viertelfinale: Deutsches Eishockey-Team gewinnt
Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft steht erstmals seit sieben Jahren
im Viertelfinale einer Weltmeisterschaft. Die Gastgeber gewannen am
Dienstag in Köln 2:1 (1:0, 1:1, 0:0) gegen die Slowakei.
Zitternde Berliner Eisbären: Aushängeschilder auf Abwegen
Vor dem entscheidenden Eishockey-Spiel gegen die Augsburg Panther zittern
nicht nur die Berliner Eisbären - sondern vor allem die DEL, die ihr
letztes Zugpferd zu verlieren droht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.