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# taz.de -- Anonymous und IS: Höchstens ein Krieglein
> Nach den Terror-Attacken von Paris hat Anonymous dem IS den Krieg
> erklärt. Doch große Erfolge blieben bislang aus.
Bild: Offline effektiver als Online? Anonymous-Aktivisten auf einer Demo gegen …
Berlin taz | Listen mit verdächtigen Twitter-Accounts, Kurzanleitungen zum
Hacken für „Noobies“, Angriffe auf Webseiten der Djihadisten – so in etwa
wollte das Hackernetzwerk Anonymous die Propagandakanäle des IS lahmlegen.
Das war vor knapp drei Wochen. Schon damals bestanden [1][Zweifel an dem
Vorhaben].
Die Strategie auf Twitter lautet weiterhin: Accounts prüfen,
veröffentlichen, melden. Programmierte Bots wie etwa [2][CtrlSec1] spucken
nach wie vor im Fünf-Minuten-Takt vermeintliche IS-Profile aus. Eine
Kurzrecherche ergibt: Arabische Accounts mit Männern in Camouflage-Anzügen
und Waffen aber auch WissenschaftlerInnen, die über den IS publizieren, und
Profile mit Kinderfotos ohne erkennbaren Bezug zum Thema. Auch
[3][Technik-Blogs] kritisieren, dass viele Profile ohne IS-Bezug auf den
Listen landen.
20.000 Profile, so behauptet Anonymous, seien mittlerweile lahmgelegt
worden. Verifizierbar ist das genauso wenig wie klar ist, welche Accounts
betroffen sind. Greg Housh, eines der wenigen Mitglieder von Anonymous, das
sich öffentlich zeigt, verteidigte jüngst die Strategie: „Alle reden vom
Hacken, aber was wir machen hat eigentlich mehr mit Recherche zu tun,“
sagte er der [4][Washington Post]. „Ich glaube, das hatte einen
ordentlichen Effekt.“
## US-Internetfirma in der Kritik
Auch die Websites des IS stehen im Fokus von Anonymous. Die legt man am
besten lahm, indem man sie mit unzähligen Anfragen beschießt bis sie
zusammenbrechen – so genannten Denial of Service Attacks. Doch bei dem
Versuch gerieten die Hacker mit dem US-Unternehmen CloudFlare in Konflikt.
Die Firma betreibt ein weltweites Netz aus Servern, das Anfragen an
Websites aufsaugt und dann möglichst ökonomisch verteilt. So sollen vor
allem kleine Homepages bei vielen Anfragen vor dem Zusammenbruch geschützt
werden. Auch Wikileaks ist Kunde bei dem Unternehmen.
Der Vorwurf von Anonymous: Die Firma würde mindestens 37 Websites mit
IS-Inhalten schützen. Firmenchef Matthew Price wetterte sogleich zurück:
„Das ist ein Stammtisch-Analyse von Kindern – es ist schwer, das ernst zu
nehmen,“ sagte er dem britischen [5][Register.] „Auch Anonymous nutzt
unsere Dienste.“ Über die Server von CloudFlare würden Millionen von
Websites laufen.
## Erfolg aus dem Darknet: Viagra für Djihadisten
Eine Erfolgsmeldung stammt aus einem versteckten Teil des Internets: dem
Darknet. Erreichbar ist es zum Beispiel mit dem Tor-Browser, der die
IP-Adresse und damit die Identität des Nutzers verschleiert. Die Gruppe
GhostSec, die mit Anonymous assoziiert ist, hat dort eine IS-Seite gehackt.
Statt der Djihad-Propaganda war dort ein Link zu finden: Er führte auf die
Viagra- und Prozac-Angebote einer Online-Apotheke. Momentan ist die Seite
offline.
Ein halber Monat Krieg, am Ende stehen lediglich symbolische Erfolge. Die
Zweifel, das Hackernetzwerk könne letztlich nichts ausrichten, mehren sich.
Anonymous selbst hat in der Zwischenzeit die Liste seiner Feinde erweitert:
Die [6][thailändische Polizei] etwa, oder die [7][Klimakonferenz in Paris].
4 Dec 2015
## LINKS
[1] /Kampagne-gegen-IS-Inhalte-im-Netz/!5250386/
[2] https://twitter.com/ctrlsec1
[3] http://arstechnica.com/tech-policy/2015/11/whos-isis-anonymous-opparis-camp…
[4] https://www.washingtonpost.com/news/the-fix/wp/2015/11/28/how-will-anonymou…
[5] http://www.theregister.co.uk/2015/11/18/cloudflare_ceo_rubbishes_anonymous_…
[6] https://twitter.com/AnonyOps/status/671799767354052608
[7] /Spionage-beim-Klimagipfel/!5257779/
## AUTOREN
Jonas Seufert
## TAGS
Anonymous
„Islamischer Staat“ (IS)
Internet
Cyberwar
Schwerpunkt Islamistischer Terror
Twitter / X
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Cyberwar
Anonymous
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