# taz.de -- Schlagzeuger Andy White: „Fünfter Beatle“ gestorben | |
> Andy White wurde einst zum „fünften Beatle“ – aber nur für eine | |
> Aufnahmesession. Nun ist der Schlagzeuger im Alter von 85 Jahren | |
> gestorben. | |
Bild: Die Beatles, hier 1966 in München mit Ringo Starr am Schlagzeug. | |
New York AP | Für die Beatles-Single „Love Me Do“ sprang er einst für Rin… | |
Starr ein – nun ist der Schlagzeuger Andy White im Alter von 85 Jahren | |
gestorben. Er sei bereits am Montag in seinem Haus in Caldwell im US-Staat | |
New Jersey verschieden, teilte seine Frau Thea der Nachrichtenagentur AP | |
mit. Demnach hatte er etliche Tage zuvor einen Schlaganfall erlitten. | |
Der aus Schottland stammende White galt schon als erfahrener Musiker, als | |
ihn im September 1962 der beim EMI-Label tätige Ron Richards anrief. Er | |
möge in die Londoner Abbey Road Studios kommen und bei einer Aufnahme einer | |
gewissen Newcomer-Band aus Liverpool mitwirken. | |
Die Beatles arbeiteten gerade an John Lennons und Paul MacCartneys Song | |
„Love Me Do.“ Allerdings war Produzent George Martin unzufrieden mit der | |
Leistung von Ringo Starr, der erst vor kurzem für den Drummer Pete Best in | |
die Band gerückt war. | |
Daher durfte White ran. Am Ende kamen zwei Versionen der Single heraus: | |
eine mit ihm am Schlagzeug und Starr am Tamburin, und eine mit Starr als | |
Drummer. Die Aufnahme mit White erschien auf dem Beatles-Debütalbum „Please | |
Please Me.“ Über die Jahrzehnte wurden aber sowohl der Song mit seiner | |
Darbietung als auch die Version mit Starr verkauft. | |
Die Ballade stieg noch im Herbst 1962 in die Top 20 in England auf, zwei | |
Jahre später wurde sie auf dem Höhepunkt der Beatlemania in den USA zum | |
Nummer-Eins-Hit. Außerdem saß White beim Song „P.S. I Love You“ am | |
Schlagzeug, der als B-Seite der ersten Single der Band erschien. Starr | |
spielte bei dieser Aufnahme Maracas. | |
## „Das hätte auch jeder andere sein können“ | |
Die denkwürdige Session mit den Beatles dauerte nur wenige Stunden. White | |
bekam eine kleine Gage und sollte nie wieder mit der legendären Band | |
spielen. | |
„Er sprach nicht sehr viel darüber, und wenn, dann machte er Witze | |
darüber“, sagte seine Frau Thea der AP. „Er pflegte zu sagen: ‚Das hätte | |
auch jeder andere sein können. Es passierte eben mir.‘“ | |
Im Juli 1930 wurde Andrew White im schottischen Stranraer geboren, in | |
Glasgow wuchs er auf. Als Zwölfjähriger spielte er Schlagzeug in einer | |
Dudelsack-Formation, eine Leidenschaft, die er sich bis an sein Lebensende | |
bewahrte. Mit Anfang 20 zog es ihn nach London, wo er mit dem Vic Lewis | |
Orchestra zusammenarbeitete. Es folgte eine Tour mit der Band Bill Haley | |
und the Comets in den USA, wo er sich den Rock'n‘Roll aneignete. | |
Auch nach seinem Beatles-Intermezzo setzte White seine produktive Karriere | |
fort: Mal unterstützte er Tom Jones als Session-Schlagzeuger bei dessen Hit | |
„It‘s Not Unusual“, mal tourte er mit Marlene Dietrich und deren | |
Musikdirektor Burt Bacharach oder war auf Songs der Band Herman‘s Hermits | |
zu hören. In den 1980er Jahren zog White in die USA. | |
Der vielbeschäftigte White mag zwar nicht so oft an seine Zeit bei den | |
Beatles zurückgedacht haben – dafür aber Ringo Starr, der lange mit seiner | |
kurzzeitigen Degradierung haderte. Im Jahr 1998 nahm Starr eine rockigere | |
Version von „Love Me Do“ auf, mit ihm als Leadsänger und natürlich als | |
Schlagzeuger. | |
12 Nov 2015 | |
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