| # taz.de -- Mönchengladbachs Coach Schubert: „Wir sind alle Interimstrainer�… | |
| > Gegen Juventus Turin kann André Schubert seine Position weiter stärken. | |
| > Eine schwierige Wahl für Sportdirektor Max Eberl. | |
| Bild: Interimstrainer André Schubert: Hat er die „erforderliche Empathie“ … | |
| Mönchengladbach taz | In den vergangenen Tagen ist an verschiedenen Stellen | |
| die sogenannte Schubert-Tabelle veröffentlicht worden, ein | |
| Bundesligatableau, das nur die Zeit ab dem sechsten Spieltag | |
| berücksichtigt. Da bestritt André Schubert sein erstes Spiel als | |
| Interimstrainer von Borussia Mönchengladbach. Seit Samstag steht der | |
| 44-Jährige mit seinem Klub auf Platz eins dieses Rankings. Vor dem FC | |
| Bayern München. Das ist bemerkenswert. | |
| Mittlerweile traut man ihm gar zu, auch in der Champions League vom letzten | |
| Tabellenplatz bis ins Achtelfinale zu schweben. Ein Sieg gegen Juventus | |
| Turin am Dienstagabend wäre dafür hilfreich. Und dennoch ranken sich eine | |
| Menge Fragen um Schubert und seine Zukunft. Die Mönchengladbacher | |
| Klubführung um Max Eberl grübelt immer noch, ob der Erfolgstrainer einen | |
| langfristigen Vertrag angeboten bekommt. „Wir werden eine gute Entscheidung | |
| fällen“, sagt der Sportdirektor. | |
| „Wir sind erfolgreich, das ist eine gute Konstellation, das ist eine klare | |
| Konstellation, wir wissen alle, was wir wollen.“ Mehr verrät er nicht. Und | |
| das ist auch klug so. Denn Eberl steckt in einer extrem komplizierten | |
| Situation. Natürlich liefern die Siegesserie und die guten Leistungen | |
| überzeugende Argumente für Schubert. Noch weiß aber niemand, wie dieser | |
| Trainer sich verhält, wenn die Stimmung schlechter wird, wenn Spieler ihre | |
| Form verlieren und Krisenherde im Team gelöscht werden müssen. | |
| Auch Eberl kann das nur erahnen. Er kann beobachten, Gespräche führen und | |
| in die Vergangenheit blicken. Und da ist der Trainer bisher nicht als | |
| geschickter Moderator schwieriger Situationen aufgefallen. Beim FC St. | |
| Pauli stand Schubert im Frühjahr 2012 vor einer Entlassung, obwohl der Klub | |
| um den Aufstieg mitspielte. Dem Coach wurden Schwächen im menschlichen | |
| Umgang nachgesagt. Er durfte dann doch bleiben, verpasste den Sprung in die | |
| Bundesliga nur knapp, als der Einstieg in die folgende Saison jedoch | |
| misslang, wurde er entlassen. | |
| ## Witz war unumstrittener Höhepunkt | |
| Schubert sei ein großartiger Fachmann, aber ihm fehle „die erforderliche | |
| Empathie“ für eine Führungsposition in einem so komplexen Gebilde wie einem | |
| Profiklub, heißt es beim FC St. Pauli. Und in der Öffentlichkeit agiert er | |
| auch nicht immer geschickt. Die Behauptung, dass er seinen Aufstieg in | |
| Gladbach „nicht persönlich als irgendeine Chance“ betrachte, hat ihm noch | |
| nie jemand abgenommen. Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung bezeichnet diese | |
| Aussage gar als „unaufrichtig“. | |
| Er sei „geduldiger geworden“, sagt er selbst, wenn er auf seine Probleme | |
| der Vergangenheit angesprochen wird. Aber ein neuer Mensch ist Schubert | |
| natürlich nicht. Seine Interviews sind nach wie vor weder besonders | |
| unterhaltsam, noch gewährt er einen Einblick in seine Arbeit. Der Witz, den | |
| er am Samstag nach dem 4:1 in Berlin riss (“Wir sind alles | |
| Interimstrainer“), war der unumstrittene Höhepunkt seiner öffentlichen | |
| Auftritte als Gladbacher Trainer. | |
| Schubert ist kein Entertainer wie Jürgen Klopp, er ist kein Mann, der | |
| permanent über die tiefsten Geheimnisse des Spiels nachdenkt wie Thomas | |
| Tuchel oder Pep Guardiola, und ein Menschenfänger wie so viele | |
| Spitzentrainer ist er auch nicht. Was qualifiziert ihn also, einen dieser | |
| raren Jobs bei einem Team mit seriösen Champions-League-Ambitionen zu | |
| übernehmen? Rang eins in der Schubert-Tabelle? Seine Fachkenntnis? Aber | |
| reicht das? All diese Fragen muss Eberl abwägen, denn er sucht einen | |
| Entwickler, Schubert jedoch ist bisher vor allem ein Befreier. | |
| Egal wie der Sportdirektor sich entscheidet, er geht ein Risiko ein. Wenn | |
| er sich für einen anderen Trainer entscheidet, würde die erste schwierige | |
| Phase auch ihn selbst beschädigen. Hält er an Schubert fest, verpasst er | |
| möglicherweise die Chance, Markus Weinzierl, den derzeit begehrtesten | |
| deutschen Trainer, nach Mönchengladbach zu holen. Kein Wunder, dass Eberl | |
| sich Zeit lässt. | |
| 3 Nov 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniel Theweleit | |
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