# taz.de -- Massenpanik auf der Hadsch: Polizei soll Wege versperrt haben | |
> Nach dem Unglück in Mina verspricht der saudische König eine schnelle | |
> Aufklärung. Behörden und Pilger weisen sich gegenseitig die Schuld zu. | |
Bild: Pilgerinnen machen Rast in Mina. Ganz in der Nähe war früher am Tag die… | |
MINA/MEKKA afp/dpa | Nach der [1][tödlichen Massenpanik bei der | |
muslimischen Pilgerfahrt Hadsch] in Saudi-Arabien haben Überlebende | |
Vorwürfe gegen die Behörden erhoben. „Es gab nicht genügend Raum, um sich | |
zu bewegen“, schilderte der nigerianische Pilger Aminu Abubakar am Freitag. | |
Er selbst überlebte, weil er an der Spitze der Prozession in Mina nahe | |
Mekka gelaufen war. | |
Der Libyer Ahmed Abu Bakr berichtete, die Polizei habe vor der Massenpanik, | |
bei der am Donnerstagmorgen mindestens 717 Pilger getötet wurden, alle | |
Zuwege zum Zeltlager der Pilger bis auf einen geschlossen. Zudem hätten die | |
zur Absicherung der Pilgerfahrt eingesetzten Polizisten einen überforderten | |
Eindruck gemacht: „Sie kannten sich in der Gegend überhaupt nicht aus.“ | |
Irfan al-Alawi von der Stiftung zur Erforschung des islamischen Erbes in | |
Mekka kritisierte, die Polizisten seien nicht ausreichend vorbereitet und | |
hätten keinerlei Sprachkenntnisse, um mit denen aus aller Welt kommenden | |
hunderttausenden Pilgern zu kommunizieren. „Sie haben keine Ahnung, wie sie | |
mit den Leuten umgehen sollen“, sagte al-Alawi. „Die Menschenmenge wird | |
nicht gesteuert.“ | |
Zu dem Massengedränge war es während der symbolischen Teufelssteinigung in | |
Mina gekommen, bei der Pilger Kieselsteine auf drei Säulen werfen, die den | |
Teufel symbolisieren. Die saudische Zivilverteidigung erklärte, am | |
Donnerstagmorgen sei es an einer Kreuzung in Mina zu einem Stau gekommen. | |
Dann sei die Massenpanik ausgebrochen. | |
## Teile der Route blockiert | |
Bilder zeigten, wie die Opfer im weißen Pilgergewand auf Liegen versorgt | |
und weggetragen wurden. Auf einem Amateurvideo waren Leichen zu sehen, die | |
auf der Erde lagen. Zur großen Zahl an Todesopfern habe zudem die große | |
Hitze mit rund 46 Grad Celsius am Donnerstag beigetragen. | |
Auch der Iran gab den Behörden eine Mitschuld. „Die Saudis haben ohne Grund | |
einen Teil der Route der Pilger blockiert, was zu dem Andrang und | |
letztendlich auch der Tragödie führte“, sagte der Leiter des Auswärtigen | |
Ausschusses im Teheraner Parlament, Alaeddin Borudscherdi. | |
Der saudische Gesundheitsminister Khaled al-Falih hingegen machte die | |
Pilger für die Massenpanik verantwortlich. Einige von ihnen hätten sich | |
nicht an die vorgegebene Gruppenaufteilung gehalten und Anweisungen | |
missachtet. Der schiitische Iran und das sunnitische Saudi-Arabien sind | |
Erzrivalen. | |
## Gedenken an die Opfer | |
Die Behörden waren am Freitag noch immer dabei, die Toten zu zählen. Nach | |
iranischen Angaben waren allein 131 Iraner unter den Opfern, weitere Opfer | |
kamen aus Indien, Indonesien, der Türkei und Pakistan. Der saudische König | |
Salman kündigte eine rasche Aufklärung der Tragödie an. Das Staatsoberhaupt | |
sprach in einer TV-Ansprache von einem „traurigen Unfall“. Er kündigte eine | |
Überprüfung der bestehenden Sicherheitsvorkehrungen an, im Bemühen, diese | |
weiter zu verbessern. | |
Papst Franziskus gedachte der Opfer in einem Gebet. „Ich möchte mein | |
Mitgefühl für meine muslimischen Brüder und Schwestern ausdrücken“, sagte | |
er nach seiner Ankunft in der New Yorker St. Patricks Cathedral. Auch | |
zahlreiche Staatschefs sprachen ihr Beileid aus. | |
Der Hadsch ist das weltweit größte muslimische Pilgerereignis. Gemäß dem | |
Koran muss jeder Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, einmal im | |
Leben zur heiligsten Stätte des Islam in Mekka pilgern. | |
25 Sep 2015 | |
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