# taz.de -- Wohnungen für Flüchtlinge: Warum die A.s im Heim bleiben müssen | |
> Die für Hartz-IV-Empfänger geltenden Mietobergrenzen verhindern den | |
> Auszug von Flüchtlingen aus Heimen. Für die Plätze dort zahlen die | |
> Jobcenter derweil das Vier- bis Fünffache. | |
Bild: Eine Hoffnung, die die Flüchtlinge mit vielen anderen teilen. | |
Dringend benötigte Plätze in Flüchtlingsunterkünften für neue Asylbewerber | |
zu blockieren, indem es Menschen dort festhält, die eigentlich längst aus- | |
und in eigene Wohnungen einziehen dürften, lassen sich Berliner Jobcenter | |
viel Geld kosten. | |
Ein Beispiel: die syrische Flüchtlingsfamilie A., Mutter, Vater, zwei | |
kleine Kinder, als asylberechtigt anerkannt. Die A.s leben in einem | |
Flüchtlingsheim in Kreuzberg, zwei Zimmer, insgesamt 44 Quadratmeter, | |
Gemeinschaftsküche, eigenes Bad. Der Kostensatz, den das für die | |
Flüchtlingsunterbringung zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales | |
(Lageso) mit dem privaten Heimbetreiber ausgehandelt hat, liegt bei 30,40 | |
Euro pro Person und Tag. Verpflegung beinhaltet das nicht. Das Jobcenter, | |
das nach deren Anerkennung die Unterbringungskosten für Flüchtlinge trägt, | |
bezahlt also für die vierköpfige Familie monatlich sage und schreibe 3.648 | |
Euro Miete – 121,60 Euro pro Tag. Das sind 43.776 Euro im Jahr. | |
## 3.648 Euro Miete im Monat | |
Dabei würden die A.s viel lieber ausziehen und in einer eigenen Wohnung | |
wohnen. Doch die Bemühungen des 30-jährigen Familienvaters, eine Wohnung zu | |
finden, scheitern regelmäßig an den festgelegten Mietobergrenzen des | |
Jobcenters. Demnach darf die Wohnung für eine vierköpfige Familie monatlich | |
maximal 749 Euro inklusive Betriebs- und Heizkosten betragen. Selbst wenn | |
die Miete einer Wohnung nur einen Euro darüber liege, müsse er das | |
Mietangebot ablehnen, habe sein Sachbearbeiter ihm gesagt, berichtet Herr | |
A. | |
Mieteten A.s eine Wohnung für 760 Euro, wären von der derzeit im | |
Flüchtlingsheim anfallenden Miete schon im ersten Monat 2.888 Euro | |
eingespart. Diese Summe würde die über die zulässige Miethöhe | |
hinausgehenden 11 Euro für insgesamt 262 Monate, also für fast 22 Jahre | |
tragen. | |
A. ist Mediziner, bis seine Ausbildung in Deutschland anerkannt wird und er | |
eigenes Geld verdient, braucht er noch etwa ein Jahr. Dann kann und muss er | |
seine Miete selbst bezahlen. | |
Zahlte das Jobcenter für dieses Jahr die um 11 Euro höhere Miete, wäre das | |
ein Gesamtbetrag von 132 Euro. Die Ersparnis im Verhältnis zu der jetzigen | |
Miete betrüge allein im ersten Monat damit immerhin noch 2.756 Euro. Für | |
das komplette Jahr sparte das Jobcenter gegenüber der Unterbringung im Heim | |
34.656 Euro. | |
Leider lassen das die Vorschriften aber nicht zu. Deshalb müssen die A.s im | |
Heim bleiben. | |
28 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Alke Wierth | |
## TAGS | |
Flüchtlinge | |
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