# taz.de -- Chaos bei Olympia-Planungen: Mit Sicherheit noch nichts passiert | |
> Bis zum Olympia-Referendum sollten Details auch zum Sicherheitskonzept | |
> stehen: Dass die Innenbehörde die dafür nötige Projektgruppe gründen | |
> soll, weiß sie aber nicht. | |
Bild: Militärisches Einsatzgebiet: Das Londoner Olympiastadion während der Ol… | |
HAMBURG taz | Die Zeit drängt. Noch gut drei Monate hat der Senat Zeit, um | |
den HamburgerInnen Details der Olympiabewerbung vorzulegen, über die sie am | |
29. November in einem Referendum entscheiden. Bis dahin, so sicherte der | |
Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes Alfons Hörmann den | |
BürgerInnen schon im Frühjahr zu, würden sie die „größtmögliche Klarhei… | |
über die Folgen von Sommerspielen an der Elbe 2024 haben. Die | |
HamburgerInnen müssten „nicht blind abstimmen“, versprach Hörmann. | |
Und auch Sportsenator Michael Neumann und Bürgermeister Olaf Scholz (beide | |
SPD) wurden nicht müde anzukündigen, dass die wichtigsten Rahmendaten der | |
Olympiaplanungen bis November vorliegen. Die Referendums-TeilnehmerInnen | |
wüssten dann, was mit der Olympiade auf die Stadt zukommt. Eine der | |
drängenden Fragen: Wie kann Hamburg für Sicherheit bei Olympia sorgen, ohne | |
Bürgerrechte auszuhebeln? | |
Dazu soll, so geht es aus dem zentralen senatsinternen Auflistung der | |
„Arbeitsstrukturen für die Bewerbung“ eindeutig hervor, unter Federführung | |
der Innenbehörde eine „Projektgruppe 4: Sicherheit“ schnellstmöglich | |
gemeinsam mit dem Bund ein Sicherheitskonzept für die Durchführung der | |
Spiele ausarbeiten. | |
Doch die Projektgruppe hat es noch nicht einmal geschafft, sich zu | |
konstituieren. Und das liegt offensichtlich daran, dass die federführende | |
Innenbehörde noch nicht einmal weiß, dass sie damit beauftragt ist, das | |
Planungsteam zu initiieren. Frank Reschreiter, Sprecher der Innenbehörde, | |
betont nach Rücksprache mit dem für die Olympia-Sicherheit zuständigen | |
Innenstaatsrat Bernd Krösser (SPD): „Dass es eine solche Projektgruppe | |
geben soll, ist der Behörde nicht bekannt.“ | |
Stattdessen, so Reschreiter, würden unter Leitung des zuständigen | |
Koordinators, Gerhard Ruschmeyer, „alle für die Sicherheit relevanten | |
Fragen „auf Arbeitsebene zügig abgearbeitet“. Die Ergebnisse seien aber | |
noch „nicht spruchreif“, von einem Sicherheitskonzept sei die Behörde noch | |
„ein Stück entfernt“. | |
Dabei ist die Sicherheitsfrage die vielleicht größte Achillesverse der | |
Olympiabefürworter. Ihnen gelten die Spiele in London als Vorbild. Doch die | |
Sportveranstaltung mutierte 2012 in der Insel-Metropole zur größten | |
Operation der britischen Sicherheitskräfte in Friedenszeiten: Rund 17.000 | |
eingesetzte Soldaten verwandelten die britische Hauptstadt in eine | |
Hochsicherheitszone. Auf Wohnhaus-Dächern wurden Boden-Luft-Raketen und in | |
der Themse Kriegsschiffe stationiert, um Terrorakte aus der Luft zu | |
verhindern. Die Polizei überwachte die sozialen Netzwerke genau auf | |
kleinste Hinweise auf irgendwelche Proteste, 500 Verfassungsschützer | |
lauschten in Bars und auf Londons Plätzen nach Verdächtigem, ganze | |
Stadtteile wurden komplett videogescannt. Die Kosten des Sicherheitspakets: | |
Mehr als 1,1 Milliarden Euro. | |
„Kommt Olympia nach Hamburg, wird die Stadt einer Festung gleichen: | |
Polizeisperren, schwerbewaffnete Uniformierte überall, verstärkte | |
Kameraüberwachung und der Einsatz des Militärs sind nur einige Aspekte | |
dessen, wie der öffentliche Raum für die Spiele reguliert wird“, glaubt die | |
Initiative NOlympia deshalb. Auch der Nachwuchs des kleineren | |
Koalitionspartners, die „Grüne Jugend“, lehnt Olympia in Hamburg ab, weil | |
sich die Stadt in eine „Hochsicherheitszone“ verwandeln dürfte. Die | |
Parteijugend prognostiziert „Militärschiffe auf der Elbe, private Firmen, | |
die den öffentlichen Raum mit Kameras überwachen und ein hermetisch | |
abgeriegeltes olympisches Dorf.“ | |
All diese Befürchtungen sollte die „Projektgruppe Sicherheit“ bis zum | |
Referendum zerstreuen – mit einem alternativen Sicherheitskonzept ohne | |
Bundeswehreinsatz und totale Bürgerausforschung. Doch dazu müsste sie erst | |
einmal existieren. | |
6 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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