# taz.de -- Tierschützer blockieren Seerouten: Das Geschäft mit Walfang wird … | |
> In Island ist Walfangsaison. Außer Japan will aber niemand das Fleisch | |
> haben. Und der Weg dahin führt um den halben Globus. | |
Bild: Fischer zerlegen in Hvalfjordur, Island einen Finnwal. | |
STOCKHOLM taz | Seit drei Wochen liegt die „Winter Bay“ an einem | |
abgelegenen Kai der nordnorwegischen Hafenstadt Tromsö. Der kleine Frachter | |
unter der Billigflagge von Saint Kitts hat 1.800 Tonnen Finnwalfleisch an | |
Bord. | |
Die isländische Hvalur, das weltweit einzige Unternehmen, das noch Finnwale | |
jagt, hat die Tiere in den letzten Jahren in den Gewässern rund um die | |
Nordatlantikinsel harpuniert. Doch die Einzigen, die das Fleisch haben | |
wollen, sind die Japaner. Und der Weg nach Japan führt um den halben | |
Globus. Walschützer tun alles, um ihn zu erschweren. | |
So stoppte Greenpeace 2013 im Hamburger Hafen sechs Container, deren Inhalt | |
als „frozen fish“ deklariert und tatsächlich Finnwalfleisch war. Samskip, | |
Islands größtes Logistikunternehmen, schaffte die Container in die Heimat | |
zurück und gelobte, kein Walfleisch mehr zu transportieren. Häfen, | |
Reedereien und Fluggesellschaften schlossen sich dem Boykott an. | |
2014 versuchte es Hvalur deshalb – vergeblich – erst über die USA und dann | |
über Kanada. Letztlich charterte Firmenchef Kristján Loftsson ein eigenes | |
Schiff, das den weiten Weg rund um die Südspitze Afrikas nach Japan nahm. | |
## Russische Eisbrecher | |
Für dieses Jahr hatten sich mehrere Walschutzorganisationen schon darauf | |
vorbereitet, auch diesen Weg zu blockieren. Deshalb entschied sich der | |
Firmenchef wieder für eine neue Seeroute: die Nordostpassage durch das | |
arktische Eis entlang der sibirischen Nordküste und durch die Beringstraße. | |
Das dürfte teuer werden: Entweder muss die „Winter Bay“ noch wochenlang in | |
Nordnorwegen warten, bis die Nordostpassage einigermaßen eisfrei ist – oder | |
sie wird russische Eisbrecherhilfe in Anspruch nehmen müssen. | |
Finanziell kann sich das nicht rechnen, meint John Frizell, ein | |
Meeresschutz-Campaigner von Greenpeace. Zumal in Japan der Markt für | |
Walfleisch zusammengebrochen ist. Frizell appelliert an Loftsson: „Schaff | |
das Fleisch nach Island zurück und hör endlich mit dem Walfang auf!“ | |
## Fangquote von 150 Finnwalen | |
Rund zwei Dutzend Umwelt- und Antiwalfangverbände forderten Mitte Juni | |
US-Präsident Barack Obama auf, Washington solle auf diplomatischem Weg oder | |
über Handelssanktionen gegenüber Island aktiv werden. Außerdem gibt es | |
einen Internetaufruf an die Regierung von Saint Kitts, der „Winter Bay“ die | |
Flagge zu entziehen. Und am Dienstag tauchte plötzlich die „Sam Simon“ der | |
militanten Walschutzorganisation Sea Shepherd im Hafen von Tromsö auf und | |
peilte die Lage. Kapitän Lockhart Maclean wollte nicht ausschließen, dass | |
man die „Winter Bay“ „ein kleines Stück begleiten“ werde. | |
Vor drei Jahrzehnten stoppte die Internationale Walfangkommission die | |
kommerzielle Finnwaljagd. Der Handel mit Finnwalprodukten ist verboten. Nur | |
Island, Japan und Norwegen haben sich dagegen positioniert. 2006 genehmigte | |
Reykjavík die Wiederaufnahme der Finnwaljagd. 2014 wurden 137 Tiere | |
getötet. Für 2015 erhielt Hvalur eine Fangquote von 150 Finnwalen. Am | |
Wochenende brachen zwei Walfänger zur Jagd auf. | |
3 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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