# taz.de -- Selbstmordanschlag in Kabul: Mehrere zivile Todesopfer | |
> Ein Selbstmordattentäter hatte anscheinend Fahrzeuge der Europäischen | |
> Polizeimission als Ziel. Die Opfer sind jedoch unbeteiligte Passantinnen. | |
Bild: Am Ort des Anschlags in der Nähe des Flughafens von Kabul. | |
KABUL ap | Nur wenige Tagen nach dem tödlichen Anschlag auf ein Gästehaus | |
in Kabul haben die Taliban in der afghanischen Hauptstadt am Sonntag erneut | |
Menschen in die Luft gesprengt. Bei dem Selbstmordattentat wurden in der | |
Nähe des internationalen Flughafens mindestens drei Menschen getötet und 18 | |
verletzt, wie das Innenministerium mitteilte. Wahrscheinlich seien | |
Fahrzeuge der Polizeimission der Europäischen Union (Eupol) Ziel des | |
Anschlags gewesen. | |
Die Taliban hatten ihre alljährliche sogenannte Frühjahrsoffensive Ende | |
April gestartet. In der vergangenen Woche erst hatten sie bei einem | |
Anschlag auf ein Gästehaus in Kabul 14 Menschen getötet, darunter neun | |
Ausländer. Die Extremisten bekannten sich auch zu dem Anschlag am Sonntag. | |
Die Autobombe explodierte in der Nähe des Büros der afghanischen | |
Luftverkehrsbehörde, die einige 100 Meter vom Flughafengebäude entfernt | |
ist, wie es hieß. Drei Fahrzeuge seien beschädigt worden, hieß es. Die | |
Sprecherin der zivilen Eupol-Mission, Sari Haukka-Konu, sagte, eine Person, | |
die aber nicht für Eupol gearbeitet habe, sei ums Leben gekommen. Die | |
anderen seien in Sicherheit. Ihre Verletzungen seien nicht schwerwiegend. | |
Das Innenministerium teilte mit, bei den beiden anderen Opfern handele es | |
sich um zwei afghanische Frauen – Passantinnen. Unter den Verletzten | |
befänden sich acht Frauen und drei Kinder. Häuser und Geschäfte wurden | |
durch die Explosion beschädigt. Die Straße war mit Trümmern der zerstörten | |
Autos übersät. | |
## Verschleppte Zivilisten | |
Es gab noch mehr Anschläge in Kabul: Am Sonntag war in einem Vorort eine an | |
einem Auto befestigte Bombe explodiert und verletzte einen Menschen. Bei | |
einer weiteren Explosion auf dem Campus der Universität von Kabul wurden | |
zwei Menschen verletzt. | |
Im Osten Afghanistans verschleppten Talibankämpfer zahlreiche Zivilisten. | |
Die Angreifer hätten am Samstag in der an Pakistan grenzenden Provinz | |
Paktia zunächst Straßen blockiert, Autos zum Anhalten gezwungen und die | |
Insassen dann mit vorgehaltener Waffe entführt, sagte der örtliche | |
Polizeichef Selmai Orjachail. Von den ursprünglich 22 Geiseln seien noch | |
sechs in der Gewalt der Taliban. Es seien zusätzliche Polizeieinheiten | |
entsandt worden, um die übrigen Gefangenen zu befreien. Die Taliban | |
bekannten sich zu der Aktion im Bezirk Sajad Karm. | |
In den östlichen Provinzen Afghanistans finden Extremistengruppen wie die | |
Taliban und das Hakkani-Netzwerk seit langem Unterschlupf. Sie verüben | |
Anschläge auf Kontrollposten der Polizei, deponieren Bomben an | |
Straßenrändern und nehmen Behörden ins Visier. Massenentführungen scheinen | |
eine neue Strategie der Extremisten zu sein. | |
Am Samstag wurde zudem aus der nördlichen Provinz Sari Pul ein Anschlag | |
gemeldet, bei dem vier Polizisten umkamen. Ihr Wagen sei auf einen am | |
Straßenrand deponierten Sprengsatz gefahren, hieß es. Drei weitere Beamte | |
wurden durch die Explosion verletzt. | |
17 May 2015 | |
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