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# taz.de -- Katja Riemann: "Ich wünsche mir politische Filme"
> Katja Riemann über Afrika-Nostalgie im Film und Geschreie auf der Bühne.
> Eine Begegnung in Ludwigshafen - am Rand des Festivals des deutschen
> Films.
Bild: Katja Riemann in Bergmanns "Szenen einer Ehe"
taz: Frau Riemann, meine Gratulation zu dem Preis, den Sie am Freitag
erhalten haben.
Katja Riemann: Vielen Dank. Darf ich fragen, für wen Sie das Interview
machen?
Für die taz.
Oh, davon hat mir keiner was gesagt. Das
lassen Sie uns über den Preis sprechen. Was bedeutet er Ihnen?
Er betont die künstlerische Arbeit in unserem Beruf, das ist mir wichtig.
Der Laudator Michael Kötz hat gesagt, ein Filmschauspieler sei dann gut,
wenn er spiele, ohne aufdringlich vorzuführen, also in der Rolle immer er
selbst bleibt. Sie haben in Ihrer Dankesrede herausgestellt, dass es die
Rolle gibt und daneben Sie selbst. Was machen Sie mit diesem Widerspruch?
Nein, Moment mal, ich hab gesagt, bei einem Bildhauer ist völlig klar, dass
es ihn auf der einen Seite, sein Objekt auf der anderen Seite gibt. Ein
Komponist oder Schriftsteller wird auch nicht mit seinem Werk verwechselt,
aber bei uns Schauspielern geschieht das leider oft. Ich habe
ausschließlich mich, um an einer Rolle zu arbeiten. Meine Arbeit wird dann
oft mit meiner Person gleichgesetzt.
Maria Schell hat mal gesagt, dass sie sich als ihr eigenes Instrument
begreift.
Das trifft es. "Rose Bernd" zum Beispiel ist ein toller Film, bei dem man
sehen kann, was sie meint.
Wie geht die Arbeit vor sich? Was tun Sie?
Das hängt auch von der Regie ab. In "Rosenstraße" zum Beispiel waren alle
Figuren fiktiv, nur meine Rolle der Lena Fischer, die ihren Mann aus dem
Gestapo-Gefängnis herausholen will, war angelehnt an die historische Gräfin
von Maltzan. Margarethe von Trotta gab mir die Memoiren, und ich konnte mir
ein Bild davon machen, wie die Kindheit dieser schlesischen Adligen ihre
innere Haltung bestimmt hat. Das war streng und klar und mit Contenance,
ein anderes Frauenbild, das mich für den Film inspiriert hat.
Im Theater arbeiten Sie mit der Regisseurin Amina Gusner und Ihrem Kollegen
René Lüdicke zusammen. "Hedda Gabler", "Szenen einer Ehe", "Sex, Stadt,
Beziehungen" sind Textcollagen, wie Sketche auf Pointe hin inszeniert. Wenn
man Ingmar Bergmans "Szenen einer Ehe" im Kopf hat, ist das hart. René
Lüdicke schreit, Sie gehen im Catwalk von der Bühne
Ich bin anderthalb Stunden auf der Bühne, nur einmal in der Umbauphase
nicht. Amina Gusner sagt immer: Keine Psychologie. Das ist eben eine andere
Form. Schauen Sie sich doch mal "Sex, Stadt, Beziehungen" an. Aber wenn
Ihnen die "Szenen" nicht gefallen haben, werden Sie es schwer haben. René
schreit da nämlich auch.
Sie engagieren sich für bessere Lebensverhältnisse in Afrika, auf Ihrer
Website, bei Veranstaltungen zum G-8-Gipfel, beim Evangelischen Kirchentag
und in Ihrer Rede bei der Schauspielpreisverleihung. Was bewirken Sie
tatsächlich?
Ich kann für mehr Bewusstsein sorgen, meine Informationen weitergeben. Ich
halte Vorträge in den lokalen Gruppen von Unicef, an Universitäten usw. und
berichte von meinen Reisen und dem, was man tun kann. Das ist ein ziemlich
direkter Weg.
Haben Sie sich Afrika-Filme angesehen?
Ich halte nicht so viel von der Afrika-Nostalgie, die es zurzeit im Kino
gibt. Wenn man sich mit Afrika beschäftigt, sieht man das anders. "Der
letzte König von Schottland" ist gut. "Hotel Ruanda" hat die Rolle der UNO
viel zu schön gefärbt. "Shooting Dogs", der kommt jetzt in die Kinos, der
handelt vom selben Thema, vom Bürgerkrieg und Massenmord in Ruanda. Der ist
genauer. Den müssen Sie sich ansehen.
Was für Filme stellen Sie sich vor? Was wünschen Sie sich?
Ich wünsche mir politische Filme. Spielfilme, denn da komme ich her.
Wollen Sie ins Regiefach wechseln?
Nein, ich bin Schauspielerin. Ich weiß zwar viel über Afrika, aber ich
mache keine Regie. Man müsste Drehbücher schreiben. Das ist was für andere
Leute. Warum können Sie das nicht machen?
13 Jun 2007
## AUTOREN
Claudia Lenssen
## TAGS
Drama
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