# taz.de -- Kommentar: Rot + Rot = Grau | |
> Die Fusion zwischen PDS und Linkspartei wird der ehemals bunten | |
> ostdeutschen Regionalpartei nicht nur Freude bringen. Im Gegenteil. | |
An diesem Wochenende werden die Genossen der neuen Linkspartei jubeln über | |
ihre geglückte Fusion, deren Ernte sie schon im Voraus eingefahren haben: | |
Rückkehr als Fraktion in den Bundestag, Einzug ins erste westdeutsche | |
Landesparlament. Da sind selbst die Widerstände vergessen, die es vor allem | |
beim kleineren Partner WASG gab. | |
Aus gutem Grund diskutiert die PDS ungern öffentlich darüber, welche | |
Probleme die Fusion für die Partei mit sich bringt. Bislang passte hier | |
mehr als in jeder anderen politischen Formation zusammen, was eigentlich | |
gar nicht zusammengehört - vom Rentner aus dem Plattenbau bis zum Freak aus | |
dem Szeneviertel. Ganz gleich, was nun genau im Parteiprogramm stand: Als | |
PDS-Anhänger konnte man für oder gegen eine liberale Einwanderungspolitik | |
sein, für oder gegen die Freigabe von Drogen, am Ende sogar für oder gegen | |
Kürzungen in den öffentlichen Haushalten. Auch wer das als Beliebigkeit | |
kritisierte oder als Beleg für das schlechte Gewissen der einstigen | |
Einheitspartei abtat, musste anerkennen: Auf dem Weg der kulturellen | |
Öffnung war die PDS in den fünfzehn Jahren seit der Wende erstaunlich weit | |
vorangekommen - so weit, dass am Ende sogar Koalitionen auf Bundesebene in | |
Reichweite schienen. | |
Damit ist es nun vorbei. Mit der WASG hat sich die Partei eine Riege von | |
älteren Herren aus den westdeutschen Gewerkschaften eingehandelt, die | |
habituell eher an den einstigen SED-Funktionärskader gemahnen. Am | |
Unangenehmsten fällt allgemein die prominenteste Neuerwerbung auf, der | |
frühere SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine. Er blockiert durch seine bloße | |
Anwesenheit jede Koalitionsaussicht mit den Sozialdemokraten, bringt mit | |
Schimpftiraden den Berliner rot-roten Senat in Bedrängnis und rückt mit | |
Einlassungen wie jenen über "Fremdarbeiter" die ganze Partei ins Licht | |
eines skrupellosen Linkspopulismus. Als Lafontaines persönliche Marotte | |
allein lässt sich das allerdings nicht abtun. Zumindest in der Tendenz ist | |
es die logische Konsequenz aus der Verwandlung von einer bunten | |
ostdeutschen Regionalpartei in eine graue gesamtdeutsche Richtungspartei. | |
Das wird die neue Linkspartei noch einholen, wenn die erste Euphorie | |
verflogen ist. | |
15 Jun 2007 | |
## AUTOREN | |
Ralph Bollmann | |
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