# taz.de -- SPD: Kurt Beck auf roten Socken | |
> Der SPD-Chef begeistert seine Partei mit einer kämpferischen Abgrenzung | |
> nach links und rechts. Das Angebot Lafontaines, Beck zum Kanzler zu | |
> wählen sei "nicht ernst zu nehmen. | |
Bild: Den Kampf für Mindestlöhne werde die SPD gewinnen, sagte Beck. | |
HANNOVER taz Mit einer blumig-kämpferischen Rede hat sich der zuletzt | |
angeschlagene SPD-Chef Kurt Beck auf dem Zukunftskonvent seiner Partei in | |
Hannover zurückgemeldet. Vor gut 3.000 SPD-Mitgliedern teilte der Pfälzer | |
gegen die Union und die Linke gleichermaßen aus und bemühte den Tanz ums | |
goldene Kalb genauso wie Mauer und Stacheldraht. | |
Am Ende hatte Beck die Zuhörer für sich gewonnen. "Ich will meine Aufgabe | |
als Vorsitzender der Partei weiterführen, wenn ihr dies wollt", schloss er. | |
Die Genossen, die eigentlich das künftige Grundsatzprogramm debattieren | |
sollten, quittierten es mit langem, stürmischem Beifall. | |
Der neuen Partei Die Linke warf Beck vor, nicht verstanden zu haben, "dass | |
Freiheit und soziale Gerechtigkeit untrennbar zusammengehören". Er nannte | |
sie eine "SED-PDS-Nachfolgeorganisation" und stellte sie in die Tradition | |
der DDR: "Dort sitzen Leute auch an maßgeblicher Stelle, die das Gebot der | |
Freiheit mit Mauer und Stacheldraht, mit Schießbefehl beantwortet haben." | |
Wenn sich Oskar Lafontaine auf Willy Brandt berufe, sei dies daher eine | |
"Schweinerei". | |
Als "nicht ernst zu nehmen" bezeichnete Beck die Offerte Lafontaines, ihn | |
zum neuen Bundeskanzler zu wählen. Lafontaine hatte Beck am Wochenende die | |
Stimmen der Linken angeboten, falls der SPD-Chef dann die Bundeswehr aus | |
Afghanistan abziehe, den Mindestlohn durchsetze sowie Hartz IV und die | |
Rente mit 67 wieder abschaffe. | |
Andere SPD-Politiker reagierten noch abweisender als Beck auf Lafontaines | |
Äußerungen. "Das Angebot ist lächerlich", sagte Fraktionschef Peter Struck | |
der BamS. "Die Linkspartei wird ewige Opposition bleiben." | |
Angesichts der neuen Rivalen von links reklamierte Beck in seiner | |
Grundsatzrede vor allem die soziale Gerechtigkeit für die SPD: "Wir wollen | |
wirtschaftliche Ziele untrennbar mit sozialer Gerechtigkeit und | |
ökologischer Vernunft verbinden." Konkurrenz könne eine gute Sache sein, | |
überzogene Konkurrenz führe zur Zerstörung der Gesellschaft. Der SPD-Chef | |
forderte erneut existenzsichernde Löhne. "Wer vollschichtig arbeitet, muss | |
in dieser Bundesrepublik davon auch leben können", sagte er und betonte mit | |
Blick auf den Streit mit der Union um Mindestlöhne: "Wir werden diese | |
Auseinandersetzung am Ende gewinnen." | |
In Richtung Gewerkschaften versicherte Beck, die SPD werde ein Aushöhlen | |
von Tarifautonomie und Kündigungsschutz nicht zulassen. Man wolle kein | |
"hire and fire". Damit grenzte sich Beck zugleich von der CDU ab. Deren | |
Entwurf für ein neues Parteiprogramm bezeichnete er als auslegbar. Viele in | |
der Union wollten eine Auslegung im Sinne des Leipziger CDU-Parteitages von | |
2003, konstatierte Beck. "Und dann ist das neoliberal." | |
Für das Agieren von Kanzlerin Angela Merkel auf internationaler Ebene fand | |
der SPD-Chef diesmal aber lobende Worte: "Was in dieser unglaublich | |
schwierigen Situation erreicht worden ist, ist unseres Respektes und | |
unserer Unterstützung wert", sagte er zum Ergebnis des EU-Gipfels. | |
24 Jun 2007 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Voges | |
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